Am Ende des Herbstes 2021 versuche ich Bilanz zu ziehen über „Die Schlei im Herbst“. Fairerweise muss zugesetzt werden: mit dem subjektiven Blick des Vorsitzenden des SIEZ® Auch wenn wir Wassserproben analysieren, es bleibt immer der subjektive Blick auch über objektive Fakten, wo wir proben, was wir proben…
Also lasse ich zuerst anderen den Vortritt. Für einen wichtigen Wissenschaftler an der Schlei sind es die vielen Quallen, die seinen Blick auf die Schlei im Herbst prägten und die das Potential haben, die Schlei nachhaltig umzuprägen, wie vor 20 Jahren die Wiederkehr des Kammlaichkrautes an den Schleiufern.
Für einen Fischer waren es die vielen Kormorane und die Quallen, die selbst im späten Herbst die Fischerei mit Korbreusen erschwerten. Er klagte: „der Fisch wird knapp, manchmal ist da kein Fisch…“
Für einen Fährmann waren es die vielen Fahrradtouristen, er hat sie mitgezählt, sie kamen selbst spät im Jahr noch in Scharen. Die Quallen gingen mit den sinkenden
Temperaturen „auf Tiefe“ und wurden erst Ende November weniger.
Die Fahrradtouristen, selbst im September ,waren keineswegs „öko & gelassen“ drauf, sondern tlw. „rüde, schnell, manchmal aggressiv“. Der Tourismus an der Schlei beginnt viele zu „nerven“. Man spürt keine Vorteile und die frühere Vertrautheit mit den alten „Stammgasttouristen“ schwindet. Schleitourismus wird ein anonymes Massenphänomen. Eine Antihaltung entsteht vielerortens.
Für die „Agrar heute“ ist wichtig: die seit 2019 gestiegenen Düngemittelpreise. Der Preis für „Stickstoff“ KAS (Kalkammonsalpeter) liegt bei 565 Euro/Tonne und ist knapp, kaum noch zu „ordern“. Der fast dreifache alte Preis von 200€/t.
KAS ist für die Landwirte hervorragend zu händeln, die Gaben können zielgerecht eingesetzt werden, ja nach Bedarf der Kulturen. Bei diesem Stickstoffpreis ist das Frühjahr absehbar. Den „Stickstoff“ muss billige Gülle en mass bringen. Gülle ist in seiner N-Berechnung „unberechenbarer“ als KAS. Viel hilft viel. Da kommt etwas auf die Schlei zu.
Für mich war der Herbst 2021 von den vielen Quallen bis Ende November geprägt. Von den vielen Schaumteppichen auf der Schlei. Vom außergewöhnlich hohen Phosphatgehalt des Wassers, der auf seinen Stickstoff wartet, von der recht guten Sichttiefe, vom Gesamteindruck der Schlei, da ich etliche Male die gesamte Schlei entlang fuhr.
Kommt man von „Port Olpenitz“ einer Ferienhaussiedlung für 4 bis 5ooo Menschen, prägt der Bau der Schleiterrassen den subjektiven Blick. Schleimünde beginnt Svendborg/Taasinge zu ähneln. Segeltourismus und ökonomische Nutzung der Schleiufer haben hier bereits den Prägestempel übernommen. Langsamkeit, Nutzungsgelassenheit, Handwerklichkeit, Urtümlichkeit – das verschwindet.
Beton, Gewinnstreben & Tourismustristess machen sich breit.
Zu „messbaren“ Subjektiven: den Temperaturen, Sauerstoffgehalten Nährstoffgehalten des Massenwassers und den Frachten einiger Auen in unserem Betreuungsgebiet, den Sichttiefen und einigen hygienischen Parametern.
Durchweg haben sich die Sichttiefen verbessert. Sie lagen sowohl in der großen Breite wie auch in der Fahrrinne Königsburg bei 1,40m.
Die Sauerstoffgehalte lagen bei einströmendem Wasser überall bei 100 Prozent und plusminus 11mg pro Liter. Die Temperaturen des Schleiwassers lagen im November um die 6,5 Grad. Keine deutliche Tiefenschichtung. Merkwürdig war die Temperatur in der „stillen Ecke“ Burg/Riesboer ganze 2 Grad wärmer. War das „älteres Westwindwasser“ außerhalb des Hauptstromes? Eine warme Restwassermasse?
Das Massenwasser zeigt hohe Phosphorwerte: 0,51 mg/l PO4. Das sind die 4- bis 5- fachen Werte der normalen Winter/Herbstkonzentration. Woher kommt das?
Die Koseler Au führt 26mg/l NO3 also 5,91 mg/l rein N. Der normale Wert, den wir häufig um diese Zeit auch mit eigenem Labor messen.
Mal schauen, wie der sich bei beginnenden Düngungen erhöht. Der Phosphorwert der Au entsprach dem des Massenwassers. Ist das ein Hinweis auf hohe P-Frachten aus den Auen? Das scheinen die Werte der Hüttener Au/Osterbek zu bestätigen. Der PO4 Wert lag bei 1mg/l. Der NO3 Wert war „niedriger“ mit 15mg NO3/l.=3,3 mg/l rein N.
Hier fielen die hohen Colibakterienwerte von 2000 Kolonien auf und 1000 Enterokokkenkolonien. Es gelangen eindeutig Fäkalien in die Au. Das bei niedrigen Wassertemperaturen. Das läuft auf ein Badeverbot/Badewarnung am Fleckebyer Strand im Sommer hinaus, wenn die Quelle der Einträge nicht gefunden wird. Sie zu finden ist eine einfache Fleißaufgabe, wenn man sie denn überhaupt finden will. Das Auwasser vermischt sich mit dem Brackwasser der Breite nur langsam und fließt nach Beobachtungen des SIEZ uferparallel bis Weseby. Ständen Geldmittel für die AGROLAB Untersuchungen (kosten dem SIEZ viel Geld) zur Verfügung, könnte man bis Weseby hohe Keimfrachten als Strömungsmarker nachweisen.
Erfreulich ist die Riesebyer Situation beim Einlauf des Riesebyer Klärwerks bei Stubberholz. Keimfracht, Phosphatgehalt und Nitratgehalt sind hier unbedenklich niedriger geworden. Wir maßen bei 80cm Wassertiefe in 50 Meter Entfernung von der Petribekmündung. Näher kamen wir nicht ran. 15 Kolonien Colibakterien, keine Enterokokken, moderate Nährstoffwerte. Prima!
Das Massenwasser bei der Königsburg wurde wie immer aus der Mitte von 4 Metern Tiefe entnommen, also aus 2 Metern Tiefe. Alle Werte von AGROLAB.
Einiges weniges messen wir also vom SIEZ®. Auf unserer Homepage finden Sie einen Artikel über die Schwierigkeiten beim Messen wichtiger anderer, bislang unbekannter Parameter: dem genauen Mikroplastikgehalt von Heringslarven z.B. in Schleisedimenten und einigen Fischnahrungstieren. Das messen wir nicht. Somit fehlen uns die Daten, wann die Nahrungskette auch in der Schlei reißt und letztendlich der Fisch nicht mehr satt wird, weil „irgendjemand“ aus dem Benthosreich in der Fresskette zu „mikroplastiksatt“ ist und gleichzeitig verhungert.
Auch den Reifenabrieb in den Auen und Vorfluten etc. messen wir selten über die „Marker“ Zink und Cadmium im Bachsediment.
Die Gewässerverbände sollten das tun.
Wir wollen demnächst nur einen kleinen zusätzlichen Ausschnitt messen: die Phosphorrücklösung bei verschiedenen Bedingungen über Grund der Faulschlämme. Dazu bauen wir ein Forschungsfloß und suchen die Zusammenarbeit mit wichtigen Forschungsinstitutionen. Das regt viele Behörden (Ministerium und Kreisbehörde) dermaßen auf, dass ich als Vorsitzender des SIEZ und Hauptinitiator des Forschungsfloßes das Gefühl habe, etwas Kriminelles & vollkommen Verbotenes zu planen & zu tun. Das soll doch besser im Verborgenen bleiben, dieses Stück Klimawandel.
So schreibt uns die UNB Rendsburg: „Das Gebiet der Schlei ist insgesamt durch eine hohe Dichte an Wassersportanlagen gekennzeichnet, so dass eine weitere Anlage (das FF Anmerkung des Verfassers) kritisch einzuschätzen ist.“
Die UNB Rendsburg führt also einen regelrechten Atomkrieg gegen das Forschungsfloß. Das Forschungsfloß von 8 mal 8 Metern wird die Schilfgürtel der Schlei „vernichten“ & den Vogelzug auf der Schlei „zum Erliegen“ bringen. Enten & Gänse kommen mit Port Olpenitz und den Schleiterassen, den Segelhäfen & Marinas klar, nicht aber mit dem 8×8 Meter FF des SIEZ! Wer hat denn im Vordem all diese „hohe Dichte an Wassersportanlagen“ genehmigt? Waren das nicht dieselbe UNB und dieselben Mitarbeiter?
Na dann. Das „Böse“ an der Schlei ist wirklich der Umweltschutz! Er macht „Schmutz“ erst durch Messen zu „echtem Schmutz“. Bekämpft & verhindert man am besten den Umweltschutz! So wird die Schlei wieder „sauber.“ Solch ein Sarkasmus entsteht im Herz eines Umweltschützers beim Lesen solcher Ablehnungsschreiben.
Es braucht für das SIEZ alle vorhandene Kraft, das FF fertig zu bauen. Es braucht noch mehr Kraft, einen Platz für das FF gegen alle beharrlichen Weigerungen & Barrieren der Rendsburger/Kieler Behörden & mancher kurzdenkender Fischer durchzusetzen. Nationale Presseberichte über das fertige Forschungsfloß, dass nicht forschen darf, werden vielleicht nötig werden. Unterschriftensammlungen in unseren Dörfern.
Ein Riesenkraftakt! Diese Widerstände sind Teil des schlechten Zustandes der Schlei.
Will man, dass wir aufgeben, damit die Phosphorfrage im Dunklen bleibt? Klärt man so die Nährstoffproblematik wirklich? Das FF gerät zum Symbol des „Nicht aufgeben wollens“, zum Symbol einer Liebeserklärung für die Schlei, die unglückliche Tochter der Ostsee.
In anderen Ländern hätte man solch ein Projekt großzügig unterstützt.
Ich bin & bleibe dankbar dafür, ein Stück mehr meiner Heimat demütig begreifen zu dürfen.
Karl Walther, Vormann des SIEZ®
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