Arbeitsbericht des SIEZ® für das Landesamt für Umwelt (LfU) (Betreuungsbericht)
Was haben wir vom SIEZ® im Jahre 2024 gemacht?
Wir haben zahlreiche Fahrten in Zusammenhang mit dem Kommunalen Campus der Volkshochschule Fleckeby gemacht. Mit jeweils 7 bis 8 Gästen auf unserem Vereinsboot, der „Hohner Fähre“, umrundeten wir die Große Breite, eine Fahrt führte zur Insel Kielholm, Badstaeve. Auf diesen Fahrten werden Sichttiefmessungen gemacht und die Unterschiede in der Salinität gezeigt, ebenso wie Sauerstoffmessungen und Temperaturmessungen im Oberwasser und an der Gewässersohle. Mit einem Schleppeimer holen wir Bodensediment herauf und untersuchen den Faulschlamm zusammen mit den Gästen auf Muscheln und Würmer. Die Unterwasserkamera zeigt zum Beispiel in Missunde einen perfekten Muschelgrund.
Wir messen fast jeden Tag Sichttiefen, Temperaturen und Sauerstoffgehalte an ausgewählten Schleiorten. Wir erstellen mit den gewonnenen Daten Schaubilder über den Temperaturverlauf, den Sichttiefenverlauf und den Sauerstoffgehalt bei Stexwig, also dem Beginn der kleinenBreite und Fleckeby an der Großen Breite, sowie Königsburg an der mittleren Schlei. Das untenstehende Diagramm zeigt z.B. den Monat November an der Schlei. So etwas veröffentlichen wir im Büro und versuchen damit die Schlei in den Focus seiner Anrainer zu stellen.
Die Schleiwassertemperaturen in einem Meter Messtiefe folgen den Tagestemperaturen des Wetteramtes. Aber sie wirken ausgleichend, träger als die gemessenen Lufttemperaturen.
Der Kugelschreibereintrag mit den kleinen Meßkreisen ist der Eintrag des SIEZ auf die Zeitungskarte. Zusätzlich notieren wir fast täglich die Sichttiefen und Wasserstände, Sauerstoffgehalte & Sättigung.
Ebenfalls angekündigt entnehmen wir mit dem Vereinsboot an ausgewählten Stellen der Schlei jeweils monatlich 20 Liter Wasser und stellen dieses Wasser in unserem Büro in Fleckeby aus. Sehr deutlich unterscheiden sich die Wässer im Grüngehalt und in der Salinität. Die Monatsdaten werden skalierert. Oft ist bei den Wassersäulen auch eine „Gastsäule mit einem Gastwasser“ dabei, so zum Beispiel vom Schapproder Bodden zwischen Hiddensee und Rügen oder aus dem Durchströmungsmoor der Fleckebyer Niederung, der Hirschholmniederung über Sumpfgrund.
Zusammen mit anderen Fleckebyern untersuchten wir das Wasser eines Moorauges im Durchströmungsmoor (Totensee) und stellten darüber einen Film ins Netz (zu sehen unter „Medien“).
Die Entnahmeorte der Wasserproben sind Stexwig, Fleckeby, Königsburg, Lindholm, Sieseby und Sundsacker, wo unser Betreuungsgebiet endet. Die verschiedenen Wasser (jeweils 15 l) füllen wir dann in Plexiglasröhren von 15 cm Durchmesser und 1 m Höhe. Gäste können mittels Schwarzlicht und Belichtungsmesser und mit bloßem Auge die Grünalgendichte vergleichen und mittels eines Aereometers die Wasserdichte bestimmen und so den Brackwassercharakter der Schlei erleben. In einem Langzeitversuch steht in einer Röhre von 30 cm Durchmesser und 1,50 Höhe „Große Breitenwasser über Faulschlamm“. Sehr schön bildet sich eine sauerstofffreie „Todeszone“ über dem Faulschlamm ohne Veralgung der Plexiglasröhre heraus. Im Schwarzlicht ist die Algendichte ebenfalls gut abzulesen.
Diese Wasserproben nehmen einen Großteil unserer Kraft/Zeit in Anspruch. All diese gewonnenen Informationen werden 2025 im Büro auf einem 5 Meter langen Glastisch und einer extra für das SIEZ® hergestellten Folienkarte Platz finden. Im Verein ist NV aktiv (Nautische Veröffentlichungen, man erstellt dort eine professionelle Folienkarte), Farbige LEDs informieren von unten durch den Glastisch über gewonnene Daten im Wasser und Uferbereich und über eventuelle Blaualgenteppiche aus Überfliegungen. Auch die Informationen der Faulschlammkartierung von Dres. Höft/Schwarzer/Rickleffs werden auf den Folien dieses Glastisches Platz in verschiedenen Grautönen finden. So entsteht ein kleines Infozentrum der Schlei incl. der Schleiufer.
Wir sammelten 2024 aber auch Plastik am Fleckebyer Schleiufer und stellen dies in einem großen bunten Fisch in der Dorfmitte auf. Dafür werben wir im Dorf und bieten nach dem Sammeln Suppe an.
Wir arbeiten in der Wasserrahmenrichtliniengruppe der AG 24 (also Schleiregion) mit und entscheiden mit über dort anstehende Schritte der Situationsverbesserung der Schleiauen.
Gleichzeitig begehen wir diese Auen vorher, schätzen sie ein und führen an den Gewässerkörpern eigene Messungen durch. So erfolgte es bei der Oxbek, der Osterbek, der Koseler Au und beim Langsee. Siehe entsprechende Artikel auf unserer Webseite.
So sind wir über die Schritte der Gewässerverbände und des Landesamtes stets gut informiert und können wichtige Informationen über die Schlei in die Wasser und Bodenverbände hinein geben.
2024 war für das SIEZ® geprägt durch das Genehmigungsmarathon um die Liegeplatzgenehmigung für das bereits gebaute Forschungsfloß. Der Kassenwart des SIEZ® engagierte sich vorzüglich um dies Finanzierung dieses Projektes, ein bezahlbarer Schiffsstatiker mußte für das Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck gefunden werden und wurde gefunden. Das Forschungsfloß ist sicher und darf 8 Menschen tragen. Die Untere Naturschutzbehörde Rendsburg mußte überzeugt werden und stimmte dem Vorhaben zu. Auf dem Schleiforschungstag in Schleswig dankten wir dem Abteilungsleiter öffentlich dafür. Bingolotto konnte durch Kontaktaufnahme durch den Kassenwart des SIEZ® davon überzeugt werden, unsere Arbeit mit 5.000 Euro zu unterstützen.
Wir haben jetzt die letzten Ankergewichte gegossen, den Nutzungsvertrag beim Wasser- und Schifffahrtsamt beantragt und verankern das Floß in 2025. Dann beginnen wir mit Messungen der tatsächlichen Nährstoffrücklösung im Zusammenhang mit Salinität und Temperatur, daneben messen wir in Zusammenarbeit mit Dr. Niels Holm die Methanausgasung des Schleigrundes. 2026 werden wir erste Schätzungen zur Höhe der Nährstoffrücklösung aufgrund einer versuchten Modellierung vorlegen können.
Wir haben uns entschlossen, die Schilfgürtel der Schlei und die dahinter liegenden Niederungen zu kartieren und zu verstehen. Wir stellen uns damit einer großen und zeitaufwendigen Aufgabe bei der wir nur langsam vorankommen werden und eigentlich die finanzielle Unterstützung des Landesamtes brauchen. Wir werden die Schilfbestände im Uferbereich unseres Betreuungsgebietes in Abschnitte unterteilen und diese untersuchen auf:
- Ihre Geschichte,
- den Bodenuntergrund,
- die Güte und Dichte und Höhe des Schilfes,
- auf Pflanzenbestände vor & hinter dem Schilf (z.B. Kammlaichkraut wie in Missunde/Weseby)
Zuweilen drängt sich der Eindruck auf, das Schleischilf bestehe aus 2 Varietäten, einer überforderten, siechenden und einer prosperierenden Varietät. Ein Lübecker Gymnasium hat in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule darüber Untersuchungen angestellt und DNA Proben zur Verwandschaftsbestimmung von Schilf und Schilf gemacht. Wir haben uns gründlich mit diesen „Wakenitzstudien“ befasst. Das streben wir auch an. Wie verwandt ist prospierendes Schleischilf und siechendes? Befindet sich das Schleischilf im Generationenwechsel? Die Schilfrhyzome werden Jahrtausende alt. Darüber Kenntnis zu erhalten, könnte helfen, siechende Bestände durch Einbringung prosperierender zu unterstützen. Wenn das Landesamt uns aus dem großen Topf der Unterstützung für Betreuungsgebiete dafür nichts gibt, werden wir 2025 die Arztpraxen an der Schlei um Unterstützung für dieses Projekte bitten.
Ich möchte unsere Arbeitsweise einmal am Beispiel des Fleckebyer Totensees erläutern. Wir untersuchten den Totensee und drehten über diese Untersuchung einen kleinen Film – siehe Medien. Wir finden Karten in den Dorfchroniken über das Fleckebyer Schleiufer bis zurück zum Anfang des 18. Jahrhunderts (1772). Der Eindruck dieser Karten weist auf eine frühere Zerfransung des Schleiufers hin mit vielen Möglichkeiten kleiner Hochwasser, die damals wertvollen Niederungswiesen (Salzwiesen) zu überfluten. Nach und nach wurden Ufer dagegen befestigt & begradigt, in Sieseby herunter nach Büstorf deutlich sichtbar und das bis in die 30iger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Vor 300 Jahren sah das Schleiufer entschieden anders, diverser aus.
Hinter dem heutigen Vereinssegelhafen befand sich 1770 noch solch eine kleine Bucht, später „Totensee“ genannt. Der kleine „Haken“ wurde durch „Vordeichung“ aber nur scheinbar getötet. Es ist heute ein vorzüglicher „Schleiensee“. Die Fleckebyer Niederung, der „Hirschholm“, steht auf undurchdringlichem, sandigen Mergelton (eigene Bohrung) und ist nach Succow (Moorkunde 2001) ein Prachtexemplar eines jungen Durchströmungsmoores geringer Mächtigkeit. Niederschlagswasser und abgeleitetes Oberflächenwasser der Fleckebyer Berge können in die Tiefe nur eingeschränkt weg und durchströmen die Niederung hin zur Schlei. Deshalb sinkt der pH Wert des Moorwassers nicht sehr stark ab, weil es frisch strömt. Nun kommt es in diesem speziellen Fall dazu, dass durch Menschenhand zur Schlei hin der Abfluß aus der Niederung behindert ist und der Zufluß durch Hochwasser auch.
Deshalb macht der „Totensee“ kurz vor dem Deich einen sumpfigen Eindruck. Die Zersetzung organischen Materials ist verlangsamt. Die Verbindung zur Schlei sollte gereinigt werden.
Schließlich haben wir bis 2024 6000 m² Uferstreifen des Ornumer Noores als Orchideenwiese gepachtet. Die 2. Vorsitzende des SIEZ® engagiert sich sehr in diesem Projekt und berichtet:
„Das SIEZ hat seit Herbst 2019 eine Grasfläche (von 6000 m2) am Ornumer Noor in der Gemeinde Kosel gepachtet, nachdem vom Gemeinderat eine ökolgische Aufwertung der gemeindeeigenen Flächen beschlossen worden war. Es handelte sich um eine teils sumpfige, mit Ackerschachtelhalm bewachsene minderwertige Grasfläche.
Es wurden aufwändig Saatgut und Pflanzen eingebracht, um die landwirtschaftlich nicht nutzbare Fläche zugunsten der Artenvielfalt aufzuwerten. Die Fläche eignete sich für Wildorchideen der roten Liste. Es wurde vom Verein sehr spät gemäht, teilweise mit der Sense, und im späten Oktober eine zweite Mahd durchgeführt, um den Orchideen im folgenden Frühjahr einen Konkurrenzvorteil gegenüber den anderen Pflanzen und Gräsern zu verschaffen.
Durch Abräumen des Schnittgutes konnte eine Abmagerung des Bodens erreicht werden. Der Bestand an Ackerschachtelhalm ging deutlich zurück. Eine Ansiedlung des breitblättrigen Knabenkrautes gelang an 7 Standorten, wo jährlich durch Einbringen des selbst produzierten Saatgutes im direkten Umfeld der Pflanze (wegen der zur Keimung nötigen Mikorrhiza Pilzsporen im Boden) eine weitere Vermehrung der Orchideen versucht wird.
Neben den Orchideen befinden sich mittlerweile auf unserer Fläche die Sumpfdotterblume am kleinen Wasserlauf neben dem Blutweiderich Löffelkraut, Wiesenvergißmeinicht, Himmelsschlüßelchen, Teufelsabbiß, Klappertopf, Schlangenlauch und Wasserfenchel.
Die Wiese summt und brummt an warmen Tagen von Insekten, die hier Nahrung finden und sich vermehren können. Vor Blicken gut geschützt durch einen Brombeer/Weidenknick zum Fahrradweg und zur Straße hin ist hier ein kleiner Hotspot der Artenvielfalt entstanden. Selbst die Brombeerhecke enthält etliche Rubusarten. Um unbefugtem Betreten einen Riegel vorzuschieben, hat die Untere Naturschutzbehörde Rendsburg ein stabiles Gattertor bezahlt. Das SIEZ® konnte die Fläche für 5 weitere Jahre von der Gemeinde Kosel pachten.“
In unserem Büro in Fleckeby sammeln wir in einem 1000 Liter Aquarium erste Erfahrungen mit der Armleuchteralge, die früher für die Schlei in Kleiner und großer Breite prägend war. Die Characea baltica hat einen speziellen wasserschützenden Chemismus. Wir werden in 2025 versuchen, unsere Kontakte zur Fischerei dahin gehend nutzen, einen gemeinsamen Versuch an einem sehr sauberen Schleistandort nahe Missunde zur Ansiedlung der Characea baltica in geschützten kleinen Drahtkäfigen zu starten. Über die Ergebnisse werden wir berichten. Die Ansiedlung der Armleuchteralge in unserem Büroaquarium in Fleckebyer Schleiwasser war jedenfalls erfolgreich.
Sehr interessiert sind wir an der Sprache des Wassers. Dazu werden wir in 2025 einen Film drehen, der das Wasser vom Idstedter See über den Langsee und die Wellspanger Au/Boholzer Au, LoiterAu/Füsinger Au in einem ersten Teil bis Winningmay begleitet und in einem 2. Teil die Schlei entlang bis Schleimünde.
Für das SIEZ® der Vorsitzende Karl Walther
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