Messpunkt 4.3 – Stexwiger Schöpfwerk

Last Updated on 25. Januar 2020

Die Messwerte an diesem Punkt waren:

  • Datum: 13.06.2018
  • Wassertemperatur: 15 °C
  • Nitrat: 7,9 mg/l (Söll)
  • Nitrit: < 0,5 mg (Macher & Nagel Teststreifenmethode)
  • Ammonium: < 0,5 mg (Macher & Nagel Teststreifenmethode)
  • pH: 8,4
  • letzte Begehung: 17.11.2019 – alle Bilder stammen aus dem Jahr 2019 und nicht, wie eingeblendet, aus dem Jahr 2020

Im Juni 2018 fanden wir am Schleiufer Angelika, Wicken, angeschwemmtes Kammlaichkraut, Schlangenlauch, Muschelschill, auch noch recht heile Schalen aus Sandklaffmuschel, wenige kleine Herzmuscheln,  Pocken  und dunkelgrünes „Industriegras“, auf den Maisäckern etwas höher recht viel Güllereste und zusätzlich recht viel nicht aufgelösten Mineraldünger für den Ertrag.

Bild 14: erodiertes Ufer am Schöpfwerk

Im November fanden wir ergrünendes Löffelkraut und Wasserfenchel.

Diese schleinahen Wiesen werden beweidet. Auf den Höhen wird hauptsächlich Jahr auf Jahr Mais angebaut. Am 30. Oktober 2019 fanden wir Kuhfladen am Ufer und teilweise beweidete Schilfufer ohne Zäunung. Weit im Hintergrund sehen wir auf dem Foto den Ellernbusch hinter der Stexwiger Badestelle. Nach alten Fotos und Berichten von Altbauern waren diese spärlichen Schilfbestände der „Normalfall“ der Schleiufer. Jeder Meter wurde für die Rinderzucht „gebraucht.“ Das Schilf hatte kaum eine Chance. Jetzt ändert sich alles. Die eingedeichte und geschöpfte Niederungsfläche wird landwirtschaftlich „aufgegeben“.

Die Qualität der Schilfbestände zwischen Fahrdorf und Borgwedel ist unterschiedlich. Hier geht es weiter mit ersten Begutachtungen der Schilfbestände nach den Schriften des Landesamtes über Schutz & Entwicklung aquatischer Schilfröhrichte und anderer Fachliteratur,  wir haben Kontakt aufgenommen zum Thomas Mann Gymnasium in Lübeck, das über das Wakenitz Schilf mittels der Nahinfrarotspektroskopie NIRS geforscht hat und Ergebnisse mit uns teilt.

Bild 15: Wiesenflockenblume auf dem Strandwall beim Schöpfwerk

Das Stexwiger Ufer wird nicht von Plastikmüll freigesammelt und bildet daher einen guten Überblick über die tatsächliche Plastikvermüllung der Schleiufer. Von der Reuse über Netzreste, Caps, Badelatschen, Fender, Plastikpfähle, Flaschen, Kleinplastik aus dem Klärwerk bis zum Mikroplastik findet man „alles“ sowohl im Schilfgürtel wie auf der Hochwasserlinie. Im November 2019 finden wir im Spülsaum „Schleswiger Plastik“ z.T. sechs Stück beieinander.

2017 forschte ein Team des Leibnitzinstituts Warnemünde über den Plastikgehalt in Sedimenten und Lebewesen der Schlei. In den Netzen der Forscher blieben auch viele Heringslarven hängen, die kurz vor der Befischung ihre Ernährung aus dem Dottersack beendet hatten und begonnen hatten, Plankton zu fressen. Diese Proben wurden von den Doktoranden in Dänemark aufwendig vom Fett gereinigt und werden nun auf ihren Plastikgehalt und die Plastikart untersucht. Das SIEZ hat Beziehungen zum Leibnitzinstitut nach Warnemünde und wird hier im Monitoring der Schilfufer über erste Ergebnisse sofort berichten.

Am 17. November 2019 führten wir eine Begehung des letzten Abschnittes von Teilgebiet 4 durch.  Schöpfwerk Stexwiger Niederung bis Ziegeleiwald Borgwedel. Um 8 Uhr 40 haben wir laut Pegelonline einen Wasserstand von 4,55 m also Flachwasser. Schon vor dem Schöpfwerk schützt ein Strandwall in einem technischem Deichprofil diesen Niederungsabschnitt. Nach Borgwedel hin steigt die Uferlinie an und macht den Deich überflüssig. Hier finden wir jetzt mehrere kleine Strandseen, die bei höherem Wasserstand mit der Schlei Verbindung haben.

In der Höhe des Schöpfwerkes führten wir ein Nivellement bis in die Schlei und die überschwemmte Niederung durch. Wir bohrten uns durch den Strandwall und stellten eindeutig fest, dass er aus aufgeschüttetem Material besteht. Erst in einer Tiefe von 1,40 m beginnt normaler Schleiuntergrund. Das korrespondiert auch mit den Stationen des Nivellements. Die Schüttelprobe des Untergrunds zeigt neben groben Sand auch siltiges, sehr feines Material.

Das Schaubild in Abbildung 17 zeigt einen Höhenschnitt der Niederung, die Normalnulllinie sowie den Flachwasserverlauf bis zur Wathosentiefe. Der Strand ist hier kiesig bis leicht schlickig.

Bild 16: Höhennivellement im Bereich der Stewiger Niederung; Der Vermesser Dieter Beyer vor dem Schöpfwerk auf der Dammkrone

Bild 17: Die Zeichnung zeigt eine Skizze (Schnitt) vom Niederungsdamm. Der Schleigrund fällt langsam kontinuierlich ab. Der Damm erhöht das Schleiufer um ca. 1,60m. Die Niederung dahinter liegt nur 30 bis 40 cm über Schleinormal Null. Wäre also fast täglich von der Schlei in der Winddrift überspült.

Bild 18: Feuchter Strandsand in einer Tiefe von 1.40m. Darüber homogener brauner Oberboden und Kies

Wie wertvoll den Bauern der 60iger Jahre des letzten Jahrhunderts diese Niederungsflächen für Heugewinnung und Futter war, zeigt auch die Landgewinnung und Ufersicherung vor der schmalen Schilfkante. Hier finden wir in kurzen Abständen Steinbuhnen unterhalb des Dammes und landwirtschaftlichen Metallmüll (Miststreuerteile etc. zwischen den Steinen).

Der letzte Teil der Niederung hin zum Borgwedeler Ziegeleiwald (Ostgrenze Teilgebiet 4) ist im Jahr 2019  nicht mehr genutzt worden. Hier steigt das Gelände etwas an und am Schleiufer finden wir eine kleine Abbruchkante und Niedermoortorf. Drei kleine Strandteiche, die bei höherem Wasser von der Schlei eingespült werden, prägen hier das Bild einer dynamischen Strandsituation.

Bild 19: Schilf wandert in diese wundervolle Fläche ein, die in 2019 nicht genutzt wurde. Es wäre zauberhaft, diese Fläche vor allzu rascher Sukzession durch eine jährige Mahd zu schützen, sie ist schon eine Art „Schleimuseum“.

Bild 20: Einer der Strandseen, die Schlei in unmittelbarer Nähe

Bild 21 zeigt das ansteigende Ufer des Grünlandes vor dem Borgwedeler Ziegeleiwald. Niedermoortorfufer, degeneriertes Schilf, frühere Beweidung bis an die Schleikante

Bild 22: Stranddynamik wie aus dem Bilderbuch, im Hintergrund einer der Strandteiche, die bei höherem Wasserstand der Schlei „einspülen“

Bild 23: Löffelkraut und Wasserfenchel nutzen die Stranddynamik bereits im November

Bild 24: Löffelkraut in Großaufnahme

Dieser Schleiabschnitt zwischen Stexwig und Borgwedel gehört zu den „Highlights“ der Schlei und ist von unfassbarer Schönheit. Er ist auch eine Art „Bauernmuseum“ und zeigt, welche Arbeit die Altvorderen geleistet haben, damals noch nicht zur „Gewinnmaximierung“, sondern zur Sicherung der Ernährung der Bevölkerung nicht lange nach einem traumatischen Weltkrieg.×

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