Last Updated on 13. November 2024
Zwischen Wellspang und Schwanholm erstreckt sich ein tiefes, viele Kilometer langes Tal. Es mag sein, dass nach der Eiszeit abtauendes Gletscherwasser hier nach Westen abgelaufen ist. Zu den 20 bis 25 Metern Höhenunterschied kommen ca. 12 bis 13 Meter Wassertiefe des Langsees dazu. Das ergibt ein großes Wasservolumen. Die Seenkarte zeigt, dass ab Güldenholm die Seeufer des großen Langsees steil abfallen, eigene Lotungen mittels der Unterwasserkamera haben das bestätigt. Die Flachufer sind schmal. Es wird rasch tief. Binsen, Schilf und Riedgras säumen sie nur spärlich.
Der Idstedter See, ein paar geringe Wasserläufe & die Steilufer des Langsees speisen den einzigen Angelner Fluß mit den vielen Namen: Wellspanger Au, Boholmer Au, Loiter Au, (Oxbek), Füsinger Au; zusammen ein kleiner Angeliter Fluß, bereit, das Schleital zumindest einmal im Jahr zu ganz alleine zu befüllen.
Durch die Erstreckung von West nach Ost entlang der Hauptwindrichung (in S.-H. 60 bis 70 % Südwestwind) und die Düsenwirkung des Tales gibt es reichlich Wind auf dem See und Sauerstoffeintrag durch die Wellen. Die Sichttiefe liegt überall am 27.10-2024 bei 1,50m. Im Winter wird der See metertief klar und im Sommer ist er so grün wie die Schlei. Kann man in Wellspang an der Turbine dann gut sehen. Der Sauerstoffgehalt lag überall im oberen Bereich mit Sättigungen über 70 %.
Der See ist wunderbar spärlich bebaut, ein richtiges Naturkind. Wem ist das zu danken – der luxuriöse Besiedlungsdruck wird hier immens sein. Ein Dank gilt wohl der Schleswiger UNB.
Der See wird wird vom ASV SL befischt. Nach Gesprächen mit Anglern sind alle hinter den großen Zandern hinterher. Der Weißfischbestand gilt als „verplietet“ mit viel zu viel Nachwuchs. Die will keiner haben. Das hängt selbstverständlich zusammen. Das Gründeln der Bodenfische wirbelt das nährstoffhaltige Bodensediment ständig auf. Es sollten die großen Räuber geschont werden und der Weißfischbestand abgefischt werden, was fischereitechnisch bei der Tiefe des Sees schwer ist, aber teilweise trotzdem geschieht. Die hochstauende Wittenseer Wade wär hier gut.
Im See herrschen durch die Querquellen aus den Hängen gefährliche Strömungen. Das Eis wächst in der Mitte im Winter nicht fest zu und die älteren Einheimischen verboten ihren Kindern das Schlittschuhlaufen über den See und die Schwimmquerung des Sees. (Manchmal kommt es eiskalt von unten, wurde mir erzählt, im Winter also warm von unten) Im großen Langsee habe ich lediglich einen größeren Zulauf neben dem Steg Süderfahrenstedt entdeckt, ein kleines Bächlein mit unbekanntem Nährstoffeintrag.
Der flache kleine Langsee gilt als noch fischreicher und als wahres Paradies. Wegen des zunehmenden Westwindes konnte ich hier entlang des Grüder Holzes nicht mehr gegenan paddeln und erreichte die Zulaufe vom Idstedter See und aus der Schwanholmer Niederung leider nicht. Das Problem des einen Zulaufes mit seinen riesigen Schlammmassen haben wir mit Dr. Holm diskutiert.
Es ist sehr schwer für einen Gewässerverband solche Schlammmassen ohne viel Schaden aus dem Gewässer zu bekommen. Dr. Holm hat eine Lösung vorgeschlagen, Schlammwasser sanft heraus zu pumpen, es außerhalb mit Sauerstoff anzureichern und das sauerstoffreiche Wasser wieder ins System zu geben ohne etwas aufzuwirbeln. Dabei wird sogar Energie gewonnen. Aber solch ein Krankenhausaufenthalt ist „sauteuer“.
Ein Angler schwärmte vom kleinen Langsee, der wesentlich flacher ist & mehr mooriges Wasser enthalten soll als der große Langsee und wo angeblich nur 6 Angelkarten pro Jahr ausgegeben werden. Die Ufer am Langsee werden diffuse Einträge liefern ( Grüder Holz, Truppenübungplatz, Wald, Steilufer). Die bekannten Zuläufe sind evtl. mögliche Stellschrauben zur Verbesserung der Wasserqualität des Langsees. Die diffusen Einträge der dünn besiedelten Ufer werden noch weiter verbessert werden können durch die Verbreiterung des Gewässerschutzstreifens auf 100 Meter. Aber viele Seen in unserer Gegenwart in S.-H. haben es viel schwerer. Und da sind die zudem 20 bis 25 kg Nitrat, die allein aus der Luft kommen. Da sind ein paar Kilo/ha Phosphate aus der Luft…
Der Langsee gilt als ein ungeschichtetes Gewässer. Aber bei 13 Meter Tiefe wird sich schon zuweilen eine Sprungschicht bilden…
Eine Rücklösungsproblematik aus dem Seengrund kann ich beim großen Langsee nicht erkennen, selbst auf 12 Meter Tiefe sind Steine auf dem Seengrund zu erkennen. Bis 4 Meter Tiefe (s. Abb. Seegrund) entdeckte ich Muscheln und Stielreste von Unterwasserpflanzen; kein Faulschlamm zu erkennen.
Beim Kleinen Langsee bliebe das durch Kamerauntersuchungen und Messungen der Seesohlentemperatur in den warmen Monaten zu erkunden. Das wird das SIEZ® im neuen Jahr erkunden. Von hier wird schon ein Teil des sommerlichen Phosphats aus Rücklösung kommen. Es ist stark anzunehmen, dass es beim flachen und deshalb wärmeren kleinen Langsee nährstoffhaltige Seensedimente gibt.
Der Langsee ist meines Erachtens als ein Gewässer einzustufen, das im oberen möglichen Gütezustand dessen anzusiedeln ist, was z.Z. in S.-H. möglich ist. Selbst der Bültsee befindet sich in der Mitte auf dem Weg zur Eutrophierung. Ich hatte dort vor etlichen Jahren einen 2.5m tiefes Loch gebohrt und horrende Nährstoffgehalte im diffusen tiefen Zulaufwasser von der B76 gemessen, wo exzellent und industriell gedüngt wird.
Das Landesamt für Umwelt, Dezernat Seen, monitort die verschiedenen Parameter der Gewässergüte und berichtet von „leichten Verbesserungen“. Der Dezernatsleiterin Frau Anne Grudzinski dankt das SIEZ® für die Freigabe des Fotos der Armleuchteralgen, der Einzugsgebietskarte und der Tiefenkarte des Langsees.
Große Gewässerkörper sind langsam und dickfellig. Auch ein „schlechter Zustand“ ist nichts anderes als ein neues „ökologisches Geschöpf und Gleichgewicht“ (Grünalgen/Blaualgen/geringe Sichttiefen). Es beharrt bei sich bis neue Bedingungen neue (oder alte) Zustände schöpfen. Lange bleibt so schönes schön und schlechtes schlecht. Bis es dann kippt. Das haben wir mit unserer Anbetung des Reichtum so gemacht, wenn vielleicht auch nicht bewusst „gewollt“. Mit den wenigen kleinen Stellschrauben, die wir in den Gewässerverbänden haben (Uferstreifen, Klärwerksverbesserung, Grabenpflege) erstaunt es mich, wenn solch eine Seenschönheit wie der Langsee, sich langsam, langsam auf dem Weg der Besserung befindet. Allen Beteiligten sei dafür der Dank ausgesprochen. Als Unwort des Jahres 2025 schlage ich das böse Wort „Verzicht“ vor…
Quellen: Fotos: Lanaplan, Landesamt f. Umwelt-Seendezernat, Karl Walther
Verantwortlich für den Text: Karl Walther, Vormann SIEZ®
Views: 19