„Das kleine wenig Schaum, das stört doch niemand…“ Bericht über die Stexwiger Beek 					     von Karl Walther

„Das kleine wenig Schaum, das stört doch niemand…“ Bericht über die Stexwiger Beek von Karl Walther

„Das kleine wenig Schaum, das stört doch niemand…“ Das sagte im Vorjahr ein Landwirt, nachdem er eine der Schwansener Auen mit seiner Schwarzgülle 2 Tage lang von allem Getier befreit hatte. Auf einer anderen Au in Schwansen schwamm vor ein paar Monaten halbmeterhoch Schaum nach einer Frühjahrsausbringung auf klatschnassem Grünland. Die Auen mussten Nitratwerte von 60 bis 90 mg Nitrat ertragen. Die Schlei blüht, keine guten Sichttiefen. In den Salzwiesengräben dicke Pelze Fadenalgen.

Ein häufiges Bild auf Schlei und Auen
Fadenalgen auf den Gräben der Schleisalzwiesen…viel zu viel Nährstoffe…

Aber „Land schafft Verbindung“ in Schaalby leugnet empört in der SHZ jegliche Verantwortung der Landwirtschaft für die Überdüngung der Umwelt durch die industrielle Landwirtschaft.

Nun war eine der kleinen Schleiauen, die Stexwigbeek „umgekippt“. In den ersten Maitagen wurde auf knochentrockenem Ackerland  Substrat aus SL- stadtwerkeeigenen Biogasanlagen in Stexwig reichlich ausgebracht, lief oberflächlich in eine Senke, von dort in einen Schacht und dann über eine Vorflut in die Stexwiger Au. Die Schleswiger Nachrichten berichteten am 11. Mai 2020 darüber in einem ausführlichen Artikel von Thomas Rühs.

Ergebnis einer Begehung der Stexwiger Beek nach der Gülleeinleitung durch Fischereiberechtigte

Bereits vor fünf Jahren wurde alles Leben in dieser Au ausgelöscht. Im damaligen Verfahren wurde ein Ordnungsgeld von 500 Euro, zahlbar an das Rote Kreutz, verhängt. Soviel, sowenig ist das Leben in unseren silbernen, zauberhaften Schleiauen wert. Ein Kavaliersdelikt.

Auch jetzt wurden  Meerforellen und Edelkrebse, Bachfische und Kleinlebewesen bis hin zur Kaulquabbe getötet. Die Fischereiberechtigten erstatteten Anzeige. Es wird wieder eine kleine Strafe geben, 100 € bis 1000 € vielleicht an eine Naturschutzorganisation.  Das SIEZ® würde solch ein Bußgeld nicht annehmen, obwohl wir auf der Begünstigtenliste der Gerichte stehen.

Was lehrt uns dieser Unfall? Er geschah weit weg von der Schlei. Aber das Wasser läuft auch weit bergab. Es existiert oft keine Sorgfalt bei der Gülleausbringung. Ich sah selber, wie Gülle im Stand den Schleihang bergab laufen durfte und habe das gefilmt. Vielfache Überdüngungen sind festzustellen und werden nicht geahndet. Manche Landwirte aber sind vorsichtig & korrekt und verwenden modernste Technik. Respekt und Dank dafür! Andere aber klatschen es auf nasses Grünland, von wo es in die Schlei läuft oder arbeiten es viel zu spät ein, wenn bereits die Luft damit ausgiebig gedüngt ist.

Das „kleine Wenig Schaum“, das zwei Tage alles Leben in den Auen tötet, das stört doch niemand,  denkt mancher industrielle Landwirt vielleicht bei Strafen im Portokassenbereich. Bezahlen aber müssen diese Unfälle neben der Natur und der Zukunft der gesamte Berufsstand, dessen Image schlechter nicht mehr werden kann. Wenn das so weiter läuft, wer freut sich dann noch über die Landbewirtschaftung und die „Bauern“? Mein Großvater war Landwirt. Er liebte seinen Beruf so sehr, dass er noch schnell die Kühe molk, bevor er erschossen wurde. Mir tut dieser Niedergang meines Berufsbildes sehr weh.

Wir maßen am Mittwoch, dem 13. Mai die Wasserqualität der Stexwiger Au und die Nitratwerte lagen wieder im normalen Bereich. Es war ja nur eine „kleine giftige Gewässerwolke“ bereits schon lange in der Schlei verschwunden, wie viele andere Gülle auch.

Ich sprach mit Fischern und Schleianrainern: „Das ist Umweltkriminalität“, war die Meinung. Ein dreijähriger Entzug jeglicher Förderung von EU Subvention und Landessubventionen wäre eine angemessene Strafe. Dann würd´s so nicht mehr geschehen. Alle Subventionen seien knallhart an Umweltleistungen zu binden. Jegliche Verschärfung der Düngeverordnung und ihre strikte Kontrolle wurde gefordert. So die empörten Meinungen.

In einem Bächlein helle
Da schoß in froher Eil`
Die launische Forelle
Vorüber wie ein Pfeil 

Ich saß in guter Ruh an dem Gestade
Und schaut des Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu…  

Das war´s…Wer kennt es nicht, dies schöne Lied?

                                               

                                                                                 

                                                    

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Messgerät und Schöpfer beim nächtlichen Einsatz – Strömungen in der Schlei

Messgerät und Schöpfer beim nächtlichen Einsatz – Strömungen in der Schlei

Seit Dezember 2019 messe ich Strömungen in der Schlei. Zum Einsatz kommt ein Flügelmessgerät der Firma Hydrobios.

Die Messergebnisse werden notiert. So ergibt sich zum Beispiel folgende Notiz: 

  • Dienstag, 14. Januar 2020 11:54,  Tonne 50:
  • Sichttiefe 1,40 m, 
  • Sauerstoff an der Oberfläche 13,6 mg bei 7,6 °C,
  • Wind 5,3 m/s aus West, 
  • Wasserströmung stehend in allen Tiefen.
Flügelmessgerät der Firma Hydrobios

Der Fischer Mathias Nanz hatte mich darauf hingewiesen, dass im Ausgang des Missunder Noores auf dem Faulschlamm zahlreiche kleine Herzmuscheln zum Vorschein kommen. Ich war dann mehrmals dort, stach Sedimente und maß die Strömung. Bei einlaufendem Strom „stoppt“ der häufige Westwind  im Noor (an Kraft zunehmend) hier den Einlaufstrom und es kommt zu Erliegen der Strömung, so dass hier „dickes Wasser“ (Mundart für Sedimente im Strom) den Sand verliert. So kann der Faulschlamm hier besanden und sofort folgen die Muscheln.

Auch unter der Lindaunisbrücke machte ich zahlreiche Messungen. Hier fiel mir auf, dass bei auslaufendem geringem Strom (0,2 m/s) die Strömung vor der Verengung zum Erliegen kommt. Das erstaunte mich sehr, erwartete ich doch einen Bernoullieffekt. Aber die Verengung scheint einen Rückstau zu bilden und der Bernoullieffekt scheint eine Mindestkraft zu benötigen. Für den Strom ist die Verengung „fast“ das Ende des Gewässers und staut zurück. Querhindernisse sind ein beachtlicher Eingriff in die Natur! Das kontrollierte ich auch für die „auswärtige“ Seite von Lindaunis. Auch hier verlangsamt sich eine Strömung von 0,25 m/s auf bis zu unter 0,1 m/s.

Am 27. März 2020 hatte ich Gelegenheit, in Lindaunis eine Hochwasserwelle zu erleben. Wir haben im SIEZ® absolut fähige Wissenschaftler, Meeresforscher, Physiker, Biologen etc.. Ich selber bin eher ein Allrounder, (Hans Dampf in allen Gassen). So werde ich im Folgenden die Messungen der Welle nur kurz skizzieren, so dass, wer will, sie interpretieren kann. Als Auswertung von meiner Seite folgt lediglich am Ende ein „Sack voller weiterer Fragen“.

Anmerken möchte ich, dass die Sturmnacht ein großes Erlebnis war: über mir donnerte der Zug über die Brücke und unten rauschte die Strömung mit bis zu 2 Meilen. Vielen Dank an den Brückenwärter und die „BÜP‘s“ (Brückenüberwachungsinspektoren) für die Gespräche, den heißen Tee und die Fachsimpeleien an der Brücke, die gerade für den Autoverkehr gesperrt war.

Ruhe nach dem Sturm, ablaufendes Wasser, in der Nacht 1,50 Welle und Hochwasser

27 März 2020, 19:50: 

  • Pegel Schleswig: 5,06 m steigend, am Tag davor knapp unter NN, um 12 Uhr NN passiert, 
  • Lufttemperatur 9,8 °C, 
  • Wassertemperatur 6 °C, 
  • Luftdruck 1030 bar, 
  • Strömung einwärts mit 0,12 bis 0,18 m/s, 
  • Wind Nord böig, auf der Brücke gemessen mit Handwindmesser am gehobenen Arm ⱷ 3m/s

27 März 2020, 22:50: 

  • Barometer 5 Strich gefallen, 
  • Pegel Schleswig: 5,11 m 
  • Lufttemperatur 7,6 °C,
  • Wassertemperatur 4 °C, 
  • spez. Gewicht gemessen mit geeichter Spindel, aber nicht temperaturkorrigiert 1,08 , 
  • Wind böig, 3,2 bis 5,4 m/s, 
  • Strömung 0,155 bis 0,24 m/s

Sonntag 29. März 2020, 1:30:

  • Lufttemperatur 5 °C, 
  • Böen bis 10,2 m/s, 
  • Pegel 5,17 m, 
  • Strömung 0,160 m/s bis 2,40 m/s einlaufend, 
  • der Wind sehr sandig und das Probenwasser „dick“, Dichte 1,08

Sonntag 29. März 2020, 6:00 (Sommerzeit):

  • Barometer steht auf 1020 bar und will beim Klopfen schon wieder steigen, 
  • Lufttemperatur 1 °C bei Schnee im Sturmwind, 
  • Böen bis 13,4 m/s,
  • Wasser steigt jetzt stark und „schießt“ unter der Brücke hindurch. Es ist „in de Blink“ und laut von Wind und Welle. Strömung 0,339 m/s jeweils gemessen in 50 cm Tiefe.
  • Wasser voller Sediment unsichtig und von 1,09 Dichte bei 3,5 °C (jeweils unkorrigiert),
  • Pegel Schleswig: 5,32 m,  Schleimünde: 5,53 m, steil

Sonntag 29. März 2020, 9:00:

  • Böen 16,1 m/s max. bei 
  • Lufttemperatur von 1 °C, 
  • Wassertemperatur 3,5 °C, 
  • Salz 1,1 mg/l,
  • Pegel 5,50 m, 
  • Strömung unter der Brücke 1 m/s, hohe Welle brechend, Wellenhöhe geschätzt 1 Meter

Sonntag 29. März 2020, 12:00:

  • Böen bis 12m/s, 
  • Lufttemperatur 4 °C, 
  • Strömung 1 m/s, 
  • Wassertemperatur 3,5 °C, 
  • Pegel 5,68 m, 
  • Salzgehalt 1,105 mg/l unkorrigiert

Sonntag 29. März 2020, 14:00: 

  • Böen 12 m/s nachlassend auf 8 bis 18 m/s, 
  • Strömung mit nassem Holz oberhalb der Brücke gemessen:  2 m/s, da Platz unter der Brücke zu rauschend und gefährlich (ein falscher Schritt und ich spüle in Kieholm an),
  • Lufttemperatur steigend auf 5 °C, 
  • Wasserdichte 1,12 (ich fahre nach Weidefeldstrand und Eckernförde, dort die gleichen Werte, d.h. jetzt haben wir reines Ostseewasser, auch sensorisch, unter Lindausnisbrücke. 
  • Pegel in Schleswig erreicht 15.15 m, Höchststand mit 6.26 m, Hochwasser auf der Schlei
Überflutete Salzwiesen und Schleiweg gegenüber Ulsnis

Sonntag 29. März 2020,  19:00:

  • Böen 4 m/s 
  • Wasser sehr hoch: 6,08 m
  • Strömung 0,25 weiterhin einwärts, 
  • Schöpfwasser klar aber salzig mit 1,12 unkorrigert = Ostseewasser 
  • Lufttemperatur 6,8 °C,
  • Wassertemperatur 4 °C, 
  • die Schlei beruhigt sich

Sonntag 29. März 2020, 23:00:

  • Lufttemperatur 0 °C,
  • Wind von Nord auf Ost mit 1 m/s fast windstill, 
  • jetzt stark rückfließendes Wasser mit 1 m/s, Salzgehalt zurückgehend mit 1,11 mg/l gegenüber Eckernförde jetzt: 1,13 m/s Rückstrom, breit und mächtig aber ohne Welle,
  • Pegel in Eckernförde: 5,24 m; Kappeln: 5,06 m; Schleswig: 5,93 m; Schleimünde: 5,24 m

Montag 30. März 2020, Morgendämmerung

  • Lufttemperatur 2,5 °C, 
  • Wind rückdrehend NW,
  • Strömung 4,1m/s, stark auslaufend mit 3 °C und 0,771 m/s, 
  • Salzgehalt 1,09 mg/l,
  • Pegel Schleswig: 5,52 m, Schleimende: 4,60 m, Kappeln: 5,05 m

Montag 30. März 2020, 11:00 Abschlussprobe: 

  • Wind auf Nord mit 3,1 m/s 
  • Lufttemperatur 5,5 °C, aber wechselnde Luftböenwärme mit scheinbar anderen Luftmassen bis 11.1 °C (ist das ein vorgezogener Aprilscherz?) 
  • Strömungsgeschwindigkeiten Oberwasser 0,58 m/s im Tiefenwasser über dem Schleigrund 0,23 m/s  Salzgehalt des Wassers 0,08 mg/l unkorrigiert

Meine Beobachtung: bei Sturm schießt Salzwasser aus der Ostsee in die Schlei und dieser Strom erobert jedenfalls in der Schleimitte die Situation. Was dieses kalte, sauerstoffreiche Ostseewasser mit dem bereits wärmeren Brackwasser macht, sollte erörtert werden.  Ich jedenfalls hatte das Gefühl, dass das schwerere Ostseewasser entweder vorherrscht oder das brackigere, leichtere Wasser „überrollt“, was physikalisch schwer zu erklären wäre. Jedenfalls mischt es sich nur langsam. In einer weiteren Messreihe und vergleichbarer Situation würde ich mit der „Hohner Fähre“ zwischen Stubbe und dem Noor eine Quermessung machen und zahlreiche Dichtebestimmungen vornehmen. Inwieweit erlangt der Salzwasserzustrom und die Strömung die gesamte Schlei?

Außerdem ist solch eine Flutwelle unter einer Eisenbahnbrücke ein großes Erlebnis und erinnert stark an Fontanes Gedicht: die Brücke am Tay. Regierung und Deutsche Bahn messen in Lindaunis keine Strömungen. Das SIEZ® aber macht das und ich werde nach dem Bau der neuen Brücke auch Lotungen an der Brücke durchführen. Jeder von uns kennt die Macht der Strömungspumpen und den Bernoulli Effekt. Im Januar 2018 beobachtete ich die Strömung an gleicher Stelle, die sicherlich stärker als drei Meilen war. Was bedeutet das für diese Schleistelle?

Als Abschluss erfolgt noch ein Diagramm über die Zeitverschiebung und Höhen der Pegel dieser „Welle“, die ja die Schlei „durchläuft“. Ich bin dankbar über Beobachtungen und Kommentare unserer Wissenschaftler zu diesen Messungen und Beobachtungen. Ein kleiner Film über diese „Welle“ wird demnächst unter Medien eingestellt. Die Schlei braucht dringend ein Brackwasserinstitut. Das SIEZ® hat genug Neugier, sie „verstehen“ zu wollen.

Pegelstände an Schlei und Ostsee vom 29.03.2020 bis zum 31.03.2020

Mit freundlichen Grüßen 

Karl Walther
Vorsitzender SIEZ®

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Gülleeintrag in die Schlei / Modellregion Schlei

Gülleeintrag in die Schlei / Modellregion Schlei

„Das Jahr beginnt, der Regen fällt, ein andrer Herr regiert die Welt, der Wind ist kalt und schwer, das Land ertrinkt im Regenmeer“. Walter Scherf, der Pfadfinderdichter, schrieb diese Zeilen vor einigen Jahrzehnten. So war der Winter 2020 ein „Regenmeer auf dem Land“. Das Wasser in Auen und Schlei so „dick“ als könne man darauf laufen. Riesige Nährstoffmengen landeten in der Schlei.

Nun beginnt die Düngesaison und es kommt für die Schlei noch „dicker“. Der Bauernverband verhindert ein Einlenken bei den „Rote Gebiete §13 “ und damit ist die Düngeverordnung von 2017  immer noch nicht durchgesetzt. Die Schlei bleibt die Stieftochter der Menschen.

Nicht nur ein „fachgerechter Schleier“ auf dem wassergesättigten Grünlandhang zur Schlei hin, Ende Februar, stehende Gülle
        So sieht es 14 Tage später in der nahen Au unterhalb der Düngung auf dem sandigen Berg aus, Gülleschaum und stinkendes Wasser.
Die Auen erreichen hohe Nitratwerte über 60 mg/l. So gemessen z.B. an der Mündung der Karlsburger Au

Es hat in Schleswig Bemühungen gegeben, ein „Integriertes Schleiprogramm ISP“ für die Schlei zu entwickeln, 50 Millionen sollte es ursprünglich beinhalten: 10 Jahre lang 5 Millionen. Inhalt des ISP war es, den Bauern bis zu 1/3 des Grundverkehrswertes dafür zu geben, daß sie schleiseitig auf Einträge verzichten und ihre Gülle „woanders“ einsetzen. Also bis zu 8000 Euro Prämie für die freiwillige Einhaltung der Düngeverordnung. Alle betreffenden schleirelevanten Gebiete wurden konkret bezeichnet. Fürwahr eine mühselige Arbeit von Thorsten Roos & seinem Team, zu dem auch der Bauernverband gehörte.

Dieses 50 Millionen teure Programm für die Schlei würde das Problem der Überproduktion nicht lösen. Die Bauern wollen die Düngeverordnung nicht. Sie sind unter Druck. Die EU und der Bund leiten und lenken nicht. So sagte der Vertreter der Bauernschaft am runden Tisch: Geld für uns ist nicht die Lösung der Probleme, wir brauchen zusätzlich einen Landausgleich, die besseren Flächen der Stiftung Naturschutz sollten uns „angedient“ werden.

Wir meinen: es braucht große Hilfen zur Ökologisierung der gesamten Landwirtschaft. So kann es nicht weiter gehen.

Das Land gibt nun keine 50 Millionen für die Schlei und die „freiwillige“ Einhaltung der Düngeverordnung (genannt wird diese Idee: ISP, Integriertes Schleiprogramm). Aber es bahnt sich ein Bundesprojekt „Modellregion Schlei“ mit Bundesmitteln an. Es soll einen Umfang von 10 bis 12 Millionen haben, mit einem Teil Gegenfinanzierung durch das MELUND. Damit hätte das Land den Hut auf und das ist gut so.

Ich bin als Vorsitzender des SIEZ® ganz dagegen, dass Mittel dafür eingesetzt werden, die Landwirtschaft in die Einhaltung der DÜV durch viel Geld zu „locken“. Es wären die falschen Signale.

An den noch lange nicht befahrbaren regensatten Schleihängen wurde im Februar Gülle im Stand verklappt. Ein herzloser Affront. So gelangen Nährstoffe ins Grundwasser und die Gewässer. Es wird ein weiteres, hartes Jahr für die Schlei.

Gülleverklappung an der Schlei Ende Februar auf regensattem Grünland

Die Düngeverordnung stößt nicht auf die nötige Akzeptanz. Sie zu verschärfen macht nur dann Sinn, wenn sie vollkommen mit allen EU Förderungen verknüpft wird. Seit drei Jahren ist kein rotes Gebiet als § 13 Gebiet vom Land definiert worden. Der Bauernverband findet neben „roten Grundwasserbrunnen“ auch „weiße“ mit unter 50 mg und „beweist“ so die „Unschuld“ der industriellen Massentierhaltung. Er treibt die Landwirtschaft in die gesellschaftliche Isolation. Hohe Strafzahlungen der EU werden die Folge sein. Es fehlen überall die neuen Ziele und Programme und das Geld für eine ökologische Landbewirtschaftung. So jedenfalls kann es nicht weiter gehen.

Wie soll das für die Schlei  gut gehen?

Wir würden uns über Bundesmittel an der Schlei sehr freuen. Sie sollten auch für eine alternative Gülleverwertung verwendet werden, für eine Auflösung der Zwickmühle. SIEZ® nahe Ingenieure forschen am Einsatz der Gülle für Heizzwecke (Gülletrocknung, Phosphatauswaschung). Startups wurden gegründet und sollten vom Land unterstützt werden. Das SIEZ® beginnt mit einem Floß zu erforschen, was wirklich geschieht, wenn Faulschlamm vom Schleigrund entnommen wird – wenn er belüftet, wenn er besandet wird. Welcher Nutzen würde sich ergeben, welcher Schaden entstehen? Wir würden uns auch auf eine gewisse Unterstützung durch die Bundesmittel freuen.

Aufklärungsbedarf für die Kreisläufe der verschiedenen Stoffe in einem Infozentrum ist notwendig. Das ist die Grundidee des SIEZ®: zu zeigen, dass alles zurückkehrt, was scheinbar entsorgt wird, seien es die Nährstoffe, das Plastik, der Reifenabrieb, das Co2 als verändertes Klima. Dieser Plan wird bislang noch gar nicht unterstützt.

Das SIEZ® freut sich sehr auf die „Modellregion Schlei“, auf die Förderung moderner Projekte. Es ist eine Zeit des Aufbruchs, so hoffen wir und wir sind mittendrin und dabei; dies meint

Karl Walther 1. Vorsitzender des SIEZ®

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Ein kleinster Schritt auf dem Weg zur Vielfalt – Orchideenwiese am Ornumer Noor – langfristig durch das SIEZ<sup>®</sup> gepachtet

Ein kleinster Schritt auf dem Weg zur Vielfalt – Orchideenwiese am Ornumer Noor – langfristig durch das SIEZ® gepachtet

Vor gut einem Menschenleben noch erreichte die Vielfalt der Lebensräume unserer Natur und Kulturlandschaft Höhepunkte. Landwirtschaft wurde „handwerklich-mechanisch“ betrieben.  Unsere Landschaft erblühte in einer ungeahnten, unglaublichen Vielfalt. Eine einschürige und späte Mahd der Niederungsflächen an der Schlei und artenreiches Grünland prägten die Wiesen. Die Bodenbrüter hatten fürs Brutgeschäft genügend Zeit. Kiebitz, Frosch und Storch waren zahlreich an der Schlei. Jedes Dorf hatte eine Meierei und zumindest ein Storchennest. Auf den Wiesen blühten Orchideen und das Wiesenschaumkraut  und der gelbe Sumpfdotter. Am Schilf grünte Löffelkraut und der Wasserfenchel, der Schlangenlauch, die Angelika. Eine bunte Welt.

Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)
 (Quelle D. Rackow & W. Busse)

Industrialisierung & Intensivierung der Landwirtschaft  verödeten die Landschaft. Das „totalitäre“ Glyphosat unterdrückt alle Beikräuter bis zum Insektenhunger & Insektensterben. Uns macht es vielleicht todkrank, es steht jedenfalls unter diesem Verdacht. Eine unverantwortliche EU Politik gaukelte uns Landwirten mit hohen Flächensubventionen vor, dass nur die Flächengröße zähle und setzte uns unter einen unerträglichen Wachstums- und Preisdruck, verjagte uns Landwirte von Jahrhunderte alten Höfen in äußerster Konkurrenz. Die Schleilandschaft musste mit dem Mittleren Westen Amerikas konkurrieren. Die Buntheit der Vielfalt verschwand.

Nicht regionaler Markt, aber Weltmarkt. Die falsche Förderpolitik der Flächensubvention, die trostlose Monotonie überdüngter Maisäcker, Massentierhaltung und Gülleflut. Die einstmals stolzen Landwirte wurden zu den Prügelknaben der Nation. Sie sind scheinbar allein schuld am Ergebnis der doch gewollten & gezielten Agrarpolitik. Der Niedergang der Vielfalt, der Niedergang der Gewässer & Grundwasserkörper, die Verschlammung der Schlei waren der Preis viel zu billiger Lebensmittel und falscher Politik. Mit Unsummen Fördergeld hatte die EU genau das doch gewollt: eine mit Amerika konkurrenzfähige industrielle Landwirtschaft. Wir leben im Sterben der Vielfalt.

Mit großer Unterstützung der Gemeindevertretung durfte das SIEZ® das „Kopfstück“ des Ornumer Noores als Pflanzenarche für zunächst 5 Jahre pachten und wird dort als „Hotspot“ die alte Pracht der Schleivielfalt wiederherstellen: Orchideen, Sumpfdotter, Wiesenschaumkraut, Löffelkraut, Teufelsabbiss, Schlangenlauch, Amphibien, Bodenbrüter…

Zukünftige Orchideenwiese der Gemeinde Kosel, gepachtet vom SIEZ® rechts der Fahrradweg der K83

Das SIEZ® hat im Herbst 2019 die mit Sumpfschachtelhalm bestandene Fläche gemäht, abgeräumt und Knabenkrautpflanzen, Klappertopfsaat und Teufelsabbiss eingebracht und auch eine zweite späte Mahd Ende Oktober durchgeführt. Nach der Räumung der Fläche  wurde Knabenkrautsaat eingegossen. Ziel der zwei späten Mahden war es, den Orchideen einen Konkurrenzvorteil fürs Frühjahr zu verschaffen. Ein Wiesenbach rinnt über die Fläche und darf wohl mit einer „Blänke“ (Bachausbuchtung) versehen werden, einem Tummelplatz für Amphibien. 

Wir freuen uns  sehr über diese kleine Fläche. Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) und das Landesamt freuen sich mit uns. Hier entsteht ein Artenhotspot, eine Pflanzenarche. Wir danken für das Vertrauen der Gemeinde und der Region. Wir freuen uns auf die Amphibien, Insekten und Bodenbrüter. Möge es dort wieder bunt blühen.

Karl Walther, Kleinstlandwirt und Vorsitzender des SIEZ®

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Straßenabflüsse – ein Problem auch an der Schlei ?

Straßenabflüsse – ein Problem auch an der Schlei ?

Erster Teil: das Problem

Bereits drei Mal wurde das SIEZ® zum Fischsterben im Burgsee gerufen. Dort in der Niederung unterhalb des Kreishauses sterben immer wieder nach langen Regenperioden große Barsche in einer Menge, die dem kleinen Grabensystem (etwa 8ha) zwischen der Schlossinsel und dem Thiessenweg/alter Schießstand dort nicht zukommt. Ich vermute, dass die Niederung nach langen Regenfällen „umkippt“ und sich die Barsche der Umgebung hier am „rotten Grund“ satt fressen, bis es sie selber „erwischt“. Fundort der Barsche ist die Überlaufeinleitung unterhalb des Kreishausparkplatzes.

In dieser Niederung kann man äußerst niedrige Sauerstoffgehalte dort unter 3mg messen und reichlich Abwasserpilzfäden finden. Eine anatomische Sektion der Barsche konnte vom SIEZ® (leider) nicht erfolgen, weil jedes Mal frische tote Exemplare fehlten, diese sofort beseitigt wurden. Erst jetzt haben uns einige Bewohner des Thiessenweges nach Gesprächen am Gartenzaun zugesichert, uns rechtzeitig für eine Sektion zu informieren.

Abb. 1: Die Autobahn A7 erklimmt die Pöhler Höhe bei Schleswig (bis 46m NN), das Straßenwasser läuft 1 zu 1 über den Panzergraben in die Schlei und in den Straßennebenraum
Abb. 2: Ein SIEZ®-Mitarbeiter nimmt eine Wasserprobe des Panzergrabens unterhalb der Autobahn, Treppenabsturz vom Wasser der Dannewerker Niederung plus A7 Oberflächenwasser ungeklärt
Abb. 3: Einige Tage tote Barsche beim Herbstfischsterben 2019 nach langen Niederschlägen beim Kreishaus unterhalb Parkplatz, milchig grau das Wasser vom Abwasserpilz in der Niederung tlw. Schneeweiß. Im Jenner 2020 das Wasser=glasklar, da keine Überläufein der Mischkanalisation
Abb. 4: Unterhalb der Kahmhaut ist der Abwasserpilz als weißer Belag zu sehen, tlw. vom verockerten Moorwasser eingefärbt (Niederung Windallee)

Dieser Vorgang brachte uns im SIEZ® zur Frage, ob die Barsche im Burgsee vielleicht auch noch durch andere Einflüsse vorbelastet sein könnten. Zum Beispiel durch Mikroplastik. Dies brachte uns zur Frage der Einleitung von Reifenabrieb in die Schlei als möglicher Vorbelastung, als möglichem Vitalitätsverlust. Daneben ist das Problem des inzwischen regelmäßigen Barschsterbens wohl vor allem eines der Sauerstoffknappheit nach langen Regenfällen im Burggrabensystem und eines der Kanalisation der Stadt Schleswig beim Kreishaus. Es kommen zu Zeiten der „Regenfrau“ (Das Land ertrinkt im Regenmeer) 3 Faktoren zusammen: große Nährstoffreserven der Niederung kommen in den Fluß, die Mischkanalisation „schwappt über“ und dazu dann (die Wege stehen beim Burggraben bereits unter Wasser) die Abschottung zur Schlei, die dazu nicht sonderlich gepflegt wird. So verklemmte über den gesamten Januar 2020 ein Stück Moorholz die eigentliche verschlossene Klappe, worauf uns Anwohner aufmerksam machten. Nun schmort das System im hohen BSB Bedarf und „kippt“ um. Ein Sauerstoffschlauch und ein Kompressor am Parkplatz würden das verhindern, ein Gitter im Verbindungsrohr zum Burggraben ebenso. Aber dazu bräuchte es ein Einräumen der Probleme. Soweit ist Schlewig noch nicht. Doch gehen wir an dieser Stelle nur einem möglichen zusätzlichen Vitalitätsverlust durch Mikroplastikeinleitungen in den Burgsee nach.

Etwa 120.000 Tonnen Reifenabrieb/Jahr soll es in Deutschland als unterem Schätzwert geben. Ein bisher vernachlässigtes Problem des Deutschen Heiligtums „Auto“. Der Reifenabrieb setzt sich „als Depot“ in der Rauhheit der Straße ab und wird mit dem Niederschlagswasser kontinuierlich in den Straßenseitenraum (60Meter links und rechts neben der Straße) und in die Vorflut gebracht. Schätzungen des Bundesumweltministeriums berechnen pro Reifen bis zu 50mg Reifenabrieb pro km. Vielleicht passieren 30.000 Fahrzeuge zusammen die A7&B76 täglich. Das sind 11 Millionen Fahrzeuge im Jahr. In die Schleivorflut geraten bei einer Eintragslänge von geschätzt 500 Metern 5 Millionen mal 200mg Reifenabrieb in den Straßenseitenraum und ein Teil davon in die Schleivorflut. Wie lange gibt es diese Straßen? Da kommen viele Tonnen Reifenstoffe zusammen. Es gibt Stoffe, die partikelgebunden/sedimentgebunden bleiben und wasserlösliche Anteile. Es besteht die bewährte Möglichkeit in Absetzbecken (Regenwasserrückhaltebecken) die Sediment- und Partikelfracht tlw. aufzufangen und zu klären/deponieren.

Das geschieht weder bei der A7 noch bei der B76

Die Wasser/Sedimentfracht (außer Straßenseitenraum) läuft 1 zu 1 in den Panzergraben und deponiert sich dort (s.a. Abb. 1 und Abb. 2). Das Wasser mit seiner Teilfracht läuft über den Burgsee in die Schlei. Der Panzergraben mündet im westlichen Burgsee und speist ihn mit der Vorflut der Dannewerker Niederung und mit den Abwässern der großen Straßen A7 und B76. Er ist teilverrohrt (s.a. Abb. 5, Abb. 6 und Abb 7).

Abb. 5: Skizze Verlauf Panzergraben
Abb. 6: Der Panzergraben entwässert die Dannewerker Niederung hier etwa 250m südwestlich der Autobahn
Abb. 7: Teilverrohrtes Stück vor der Autobahn, hier verschwindet er in der Tiefe unter der Autobahn (tonaufgeschwemmtes Wasser)

Zwei Vorstandsmitglieder des SIEZ® lasen sich in die Literatur des “bast“ (Bundesamt für Straßenwesen) ein und beschlossen eine „kleine Untersuchung“ zum Thema. So nahmen wir 2019 jeden Monat eine Einzelprobe Wasser und Sediment unterhalb der B76. Hier läuft das Straßenwasser der B76 pur in den Panzergraben, ohne vorherige Absetzung. Davor einige 100 Meter entfernt das Gleiche mit der A7. Aus diesen eingefrorenen Einzelproben machten wir eine Sammelprobe und ließen sie von AGROLAB Kiel untersuchen. Als Referenzprobe diente eine Sediment/Wasserprobe des Panzergrabens im Dannewerk oberhalb der Autobahn und eine Sediment/ Wasserprobe einer typischen Schleiau mit wenig Straßenverkehr, der Lindau in Höhe Rehberg. Hier vermuteten wir sehr wenig/keinen Reifenabrieb.

Abb. 8: Auf dem Autobahndamm stehend mit Blick ins zauberhafte Eiszeittal der Au oberhalb Treppenabsturz rechts

Zusätzlich wurde mit Genehmigung des Wasser und Bodenvorsitzenden des Dannewerks ein Barsch im Panzergraben 50 Meter abseits/unterhalb der B76 gefangen und einer aus meiner eigenen Schleiau. Beide wurden zur Untersuchung bei der LUFA eingefroren. Sie wurden von der Lufa auf Cadmium, Blei und Zink untersucht.

Abb. 9: Der Panzergraben an unserer Probenentnahmestelle im Jahr 2019, links kommt das Straßenabwasser direkt von der B76 ebenso wie von rechts

Fußnote: Im Nebenbei: der Panzergraben trägt seinen Namen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Die Nazis wollten zum Ende des Krieges einen riesigen Panzergaben quer durchs Land bauen. Das gesamte jetzige Weltkulturerbe sollte von Zwangsarbeitern „ausgehoben werden“. Einem Dänischen Nationalsozialisten mit Kontakten zu Himmler gelang es, dies der „Wolfsschanze“ rechtzeitig auszureden. Da waren erst 80 Meter Weltkulturerbe vernichtet. 9.000 Spatenschaufeln standen bereits für die Gefangenen bereit. Der Graben sollte dem Ostwall über Möhlhorst bis Windeby folgen. Aber es kam niemals ein Panzer aus Norden.

Die Grenzen eines „kleinen Vereinsprojektes“

Wir im SIEZ® sind uns vollkommen bewusst, dass zu einer wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas viel mehr gehört: ein Monitoring der Niederschläge und der Bau von Niroauffangbecken, kontinuierliche Analysen ebenso wie Sammelproben, die Errechnung von Abbauraten, die Errechnung von Frachten im Jahresverlauf, eine fachlich einwandfreie Trennung von Sediment und Abflusswasser, die Berücksichtigung der Bodenarten im Frachtsediment. Etliche Probefänge von Barschen im Burgsee/Panzergraben zur Erzielung einer Datenmenge, die statistische Einschätzungen zulässt, mehrere Messstationen bis hin zur Schlei, wo am Wikingturm das nächste Problem wartet: Beprobung der Straßenseitenräume. Solch eine Untersuchung kostet eine 5 bis 6 stellige Summe und dauert über ein Jahr. Die Kosten solch einer Untersuchung bewegen sich in der Größenordnung des Baus eines Rückhaltebeckens. Wir vom SIEZ® hatten dagegen nur wenige Hundert Euro Spendengeld  zur Verfügung  (Ein Dank an dieser Stelle an den BUND-Sl). Der Zeitaufwand für das kleine Projekt war bereits immens und drohte den ehrenamtlichen Rahmen zu sprengen. Unser Ziel war vielmehr eine Antwort zu finden auf die Fragen:

  • Gibt es da überhaupt ein Problem und wie groß könnte das Problem sein?
  • Ist das Ergebnis eventuell besorgniserregend für die Fauna im Burgsee?
  • Ist Vorsorge gefragt? 

Das war unsere Fragestellung.

Zweiter Teil: Konzentrationen und Frachten organischer Schadstoffe im Straßenabfluß.

Heft V295 der Bundesanstalt für Straßenwesen DIETER GROTEHUSMANN und Kollegen

„Systematische Untersuchungen zur Belastung der Straßenabflüsse mit organischen Schadstoffen, die z.B. in Weichmachern, Tensiden, Klebstoffen, Lacken, Korrosionsschutzadditiven, Benzinzusätzen, Vulkanisierungsbeschleunigern bzw. Alterungsschutzmittel (Antioxidans) zur Herstellung von Reifen enthalten sind, liegen derzeit (2007 Anmerkung des Verfassers) nicht vor.“ (Zitat aus V295) Aber es gibt einige Untersuchungen und Werte aus der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts und eine Untersuchung an 3 Autobahnen. Stichproben also.

Es sei mir eine kurze allegorische Bemerkung zum Sachverhalt erlaubt: 1845 wurde das erste Patent auf einen Reifen dem Engländer THOMSEN vergeben, seit 1888 werden Reifen (DUNLOP, Vater und Sohn) industriell hergestellt. Die ersten Untersuchungen, was der immense Reifenabrieb seit mehr als 100 Jahren mit der „Schöpfung“ macht, laufen erst jetzt zaghaft an.

In den Konzentrationen von Straßenabflüssen fällt auf, wie hoch der Gehalt an Zink sein kann. Er kann bis auf 1.3oo Mikrogramm im Liter Straßenabfluss hoch schnellen. Zink ist ein notwendiges Spurenelement für jegliches Lebewesen, aber das Zink ist mit Blei und Cadmium als

„Verunreinigung bei der Reifenherstellung“ vergesellschaftet und die sind giftig und im Schwarm ein „Marker“ für hoch giftige Kohlenwasserstoffe bei der Reifenherstellung.

In der Untersuchung: „Einträge von Kupfer, Zink und Blei in Gewässer und Böden 19/05 des Umweltbundesamtes“ heißt es unter 4.4.1.1. auf Seite 85: Die Höhe des Reifenabriebes hängt von den Materialeigenschaften, der Konstruktion und dem Zusammenspiel von Fahrzeug und Reifen ab. Von BUWAHL, 1992 wird beispielsweise bei einem Massenverlust von 1,2 bis 2 Kg pro Reifen und einer durchschnittlichen Fahrleistung von 50.000km von einem mittleren Emmisionswert von 16 bis 50mg/km und Reifen ausgegangen.(also 64 bis 200mg/km/Fahrzeug Am. des Verf., LKWs entsprechend mehr) “

Bei der Reifenherstellung wird Zinkoxid als Aktivator für Vulkanisationsbeschleuniger zugesetzt (RAUTENBERG 1998). Das dadurch im Reifen enthaltene Zinkoxid ist mit Blei und Cadmiumoxid verunreinigt. (Continental 1999). Die Schwankungsbreite beträgt zwischen 0,8 und 2,5 Prozent Zn im Reifen.“

Uns geht es beim Zinkgehalt also um den Marker für den Gesamtcocktail des Reifenabriebs.  Neben den Reifengummistoffen, die mikroskopisch klein Sediment- und Partikelgebunden mit dem Vorflutwasser in unsere Gewässer gelangen: MTBT, Nonylphenol, Octylphenol, DEHP, PCB, Bispenol A, MBT und BTSH sind die wichtigsten (in einer Größenordnung von 0,15 bis 78 mikrogramm/l Probe). Sie sind teilweise partikelgebunden, teilweise wasserlöslich, einige bauen sich kaum ab und wirken wie Hormone, es sind z.T. Vulkanisationsbeschleuniger und Hilfsmittel zur Kunststoffherstellung. Sie sind z.T. in einer Anhangsliste der WRRL mit empfohlenen Höchstwerten aufgelistet und könnten in Regenrückhaltebecken in erheblichem Umfang aufgefangen werden. Diese Becken aber fehlen an der Schlei. Uns interessiert in erster Linie der „Marker“: Zink mit seinen Beimengungen Blei und Cadmium. Je höher dieser Werteschwarmin Gewässersediment und Überstandswasser, desto höher auch der Gehalt an der weiteren Fracht. Das ist unsere Arbeitshypothese, die wir aus den Schriften des “bast” ziehen. Man kann diese Hypothese m.E. gebrauchen, denn die Untersuchungen auf die KW sind sehr teuer. Allerdings gebraucht diese Arbeitshypothese zur Absicherung eine gelegentliche Beprobung auch auf die Kohlenwasserstoffe.

Dritter Teil: der Versuch

Wir nahmen das gesamte Jahr 2019 unterhalb der B76 Sediment und Wasserproben aus dem Panzergraben. Dieser entwässert die Dannewerkniederung mit etwa 560ha Einzugsfläche, bildet einen eigenen Wasser und Bodenverband mit Herrn Mau als Vorsitzendem, nimmt dazu reichlich Sediment und Oberflächenabwasser von A7 und B76 auf (dient also als Absetzbecken) und mündet dann in den westlichen Burgsee.(Wie wären die Gehalte dort?) Die Sammelproben vereinigten wir zu einer Jahresprobe. Eigentlich interessant sind Proben bei Starkniederschlägen, nach Salzgaben etc., die als „schädliche Wasserwolken“ über den Panzergraben in die Schlei fließen. Lebewesen sind neben Durchschnittswerten ebenso den Höchstwerten ausgesetzt. Mit einer Sammelprobe erwischt man die „Ausreißer“, die vornehmlich die Fauna im Panzergraben/westlicher Burgsee belasten, natürlich nicht.

Die Sammelprobe bezeichnet den Lebensraum in einer bestimmten chemischen Facette, viele Einzelproben hingegen die Gefährdungen aller Tage. Die Situation aber gar nicht zu untersuchen  bei dieser möglichen Eintragslage ist gedankenlos. So ließen wir folgende Proben bei AGROLAB untersuchen:

  1. Panzergraben vor der Autobahn im Glas
  2. Sammelprobe unterhalb der B76 im Glasbehälter (notwendig für PAK Proben)
  3. Eine „einsame“ Schleiau, die Lindau oberhalb Rehberg im Glas

Untersuchen ließen wir den Zink, Blei und Cadmiumgehalt, PAK16 und DEHP Phtalate Octyl/Nonylphenol unterhalb der B76. Für diese Werte gibt es Vergleichswerte in der Schrift V295 des “bast”.

Außerdem fingen wir (mit Erlaubnis von Herrn Mau) einen Barsch unterhalb der B76, wo wir eine starke Belastung vermuten und einen in einer Schleiau in Bohnert, wo kein Reifenabrieb vorhanden ist. Da wir hier keine kritischen Vergleichswerte haben, lassen wir das Barschfleisch nur auf Zink und Cadmium und Blei bei der LUFA untersuchen. Uns interessiert hier der Unterschied zwischen den beiden Tieren und der absolute Wert.

Eventuell auch für die zukünftige Etablierung einer Messreihe zur Erzielung zuverlässiger Datenmengen und statistischer Aufarbeitung der Werte. Die gängige Literatur gibt o,61 mg Zink pro 100 g Flussbarsch als durchschnittlichen Zinkgehalt an. (6,1 mg/kg Frischfleisch)

Kosten der Untersuchung

Der Zeitaufwand/Kosten für zahlreiche Fahrten ins Gebiet war immens. Wir waren ca.30 mal im Gebiet. Die reinen Laborkosten wurden durch unsere Mitglieder und eine Spende der BUND Ortsgruppe Schleswig getragen. Die reinen Laborkosten beliefen sich auf etwa 500 Euro. Wir bitten um Spenden (absetzbar) unter SIEZ® e.V. IBAN DE06 2105 0170 1002 2678 78 Stichwort: Panzergraben. Auf youtube wird ein kleiner Film von uns über die Problematik „Reifenabrieb Panzergraben“ eingestellt. Bei 1ooo Klicks geht das SIEZ® im Senatorkrug Bier trinken.

Ergebnisse und vorsichtige Schlussfolgerung

Als erstes liegt uns das Untersuchungsergebnis der LUFA über den Gehalt an Zink, Blei und Cadmium im Muskelfleisch der gefangenen Barsche vor.

Er beträgt beim Panzergrabenbarsch 

  • 4,22 mg/kg Muskelfleisch Zink
  • 0,003 mg Blei (knapp über der Nachweisgrenze) 
  • Cadmium unter der Nachweisgrenze

Er beträgt beim Barsch aus dem Schleibach Königsburg:

  • 3,92 mg/kg Muskelfleisch Zinkgehalt
  • 0,003 mg Blei (knapp über der Nachweisgrenze) Cadmium unter der Nachweisgrenze

Wir haben Barsche als „Untersuchungsfische“ ausgewählt, weil sie am Ende der Nahrungskette stehen und zudem von Menschen gegessen werden (Brassen/Plötze nicht mehr). Barsche wachsen langsam und ein „Portionsbarsch“, den die Lufa von uns verlangte, ist etliche Jahre alt. Beim Schwermetallgehalt im Muskelfleisch von Fischen spielt die Altersakkumulation eine entscheidende Rolle. Die maximalen Gehalte an Schwermetallen sind in der EG Verordnung 1881 in letzter Fassung limitiert auf 0,3mg Blei pro Kg Muskelfleisch feuchtfrisch. Davon sind „unsere“ Barsche zum Glück weit entfernt!

Das Untersuchungsergebnis deutet auch nicht auf einen Unterschied zwischen dem Muskelfleisch/Barsch beider Fangorte hin. Die Unterschiede sind dafür zu gering. In der Literatur findet man Werte zwischen 6 und 14 mg Zink pro kg feuchtfrisches Muskelfleisch Barsch. (s.o.)

Diese magere Stichprobe „verführt“(?) uns zum Schluß, dass eventuell keine Vorschädigung und keine Vitalitätseinschränkung durch Reifenabriebstoffe in den Fischen des Burgsees vorliegt. Allerdings müssen wir diesen Schluss leider relativieren. Wir konnten als kleiner Verein eine Beprobung der Barsche auf die verschiedenen Kohlenwasserstoffe der Reifenabriebsstoffe nicht finanzieren und AGROLAB bietet diese Untersuchung auch nicht an in der nötigen Genauigkeit an. Gehalte, die in der Literatur des “bast” als bedenklich und hoch angesehen werden, firmieren bei AGROLAB als „unter der Nachweisgrenze“. Diese Untersuchungen sind für das SIEZ® zu teuer. So warten die genauen Details auf solvente Untersucher: „Mit der Anzahl der aromatischen Ringe nimmt die Abbaurate ab. PAK mit vier oder mehr Ringen sind unter Umweltbedingungen als persistent anzusehen. (Mit gleichzeitig geringer Wasserlöslichkeit, Anm. des Verfassers)“ (Zitat “bast” V295 Seite 17). D.h. die Gehalte laufen nicht weg und bauen sich sehr langsam ab.

Die Untersuchung der Sedimente im Panzergraben 250 Meter oberhalb der Autobahn und direkt unterhalb des Panzergrabens und einer (vermeintlich) sauberen Referenzau, der Lindau oberhalb Rehberg erbrachte erstaunliche Ergebnisse, welche die Vorsorgewerte der Bodenschutzverordnung touchieren. (Nach §8 Abs.2 des BodSchG sind Vorsorgewerte „Bodenwerte, bei deren Überschreiten unter Berücksichtigung von geogenen und großflächig siedlungsbedingten Schadstoffgehalten davon auszugehen ist, dass die Besorgnis des Entstehens einer schädlichen Bodenveränderung besteht“) Diese sind vorweg: 0,4mg Cadmium , 40 mg Blei und 60 mg Zink je nach Bodenart und pro kg TM im Königswasseraufschluss. Es sind dies keine Grenzwerte. Die zum sofortigen Handeln zwingen.

Sedimentgehalte in mg/kg TM bei abfiltriertem Sediment:

250 Meter oberhalb der Autobahn im Panzergraben fand AGROLAB im Sediment in der TM pro Kg nach Königswasseraufschluss 14 mg Blei, 0,3mg Cadmium und 89mg Zink im tonigen Substrat.

Direkt unterhalb der B76 waren es 12mg Blei, 0,2 mg Cadmium und 76 mg Zink im sandigen Substrat. Hier ließen wir alle Kohlenwasserstoffe, die in den Untersuchungen des “bast” eine Rolle spielten, untersuchen. Sie lagen alle unterhalb der Nachweisgrenze. Das heißt allerdings nicht viel, da die auf anderen Autobahnen gefundenen und in den Schriften des “bast” als hoch eingestuften Werte ebenfalls unter der Nachweisgrenze von Agrolab liegen würden. (Feinere Untersuchungsmethoden des “bast” als in Kiel bei AGROLAB)

Lindau oberhalb Rehberg: (hier handelt es sich um weiches Wasser von dh 1, welches ich zeitweise zum Teekochen „zapfte“: 34 mg Blei, 0.13 Cadmium und 49 mg Zink im sandigen Substrat.

Vorsichtiger Versuch einer Bewertung

Die relativ hohen Zinkwerte in den Sedimenten der Auen sind wohl (neben Dachrinnen und Siedlungsemmisionen) auf Reifenabriebseinträge zurückzuführen, da im Laufe der Jahrzehnte bei 2oomg Reifenabrieb/km (PKW, LKW viel mehr und 2 Prozent davon sind Zinkoxid und Bleioxid und Cadmiumoxid als Verunreinigung des Zinks) viele Tonnen Zink in die Auen und Straßennebenräume kamen. Inzwischen beginnen die Sedimente unserer wundervollen Auen die Vorsorgewerte der Bodenschutzverordnung zu touchieren/ übertreffen, je nach Bodenart und Parameter.

Die von uns gefundenen Werte übertreffen die Werte der “bast” Schrift V295 tlw. um das über 1800 fache. Das liegt daran, dass in den Untersuchungen die Niroauffangbehälter z.b. in Großburgwedel stets beprobt/gereinigt wurden, unsere Auensedimente den Reifenabrieb aber seit Jahrzehnten sammeln. Man kann das eigentlich nicht vergleichen. Man vergleicht Quartalsproben mit einem Endergebnis.

Deshalb kommen wir zu der Antwort auf die oben gestellte Frage:

Ja, wir haben ein Problem bei der Einleitung von Straßenabwässern in die Vorfluter.

Die Schrift V295 der Bundesanstalt für Straßenwesen kommt zu dem Schluss: “Wegen der hohen partikulären Anteile bei den meisten Schwermetallen, bei PAK 16, PCB 6 und DEHP kommt dem Rückhalt der Feinpartikel in Regenwasserbehandlungsanlagen besondere Bedeutung zu.“

Dem schließen wir uns an, Vorsorge nach dem Bundesbodenschutzgesetz ist hier gefragt.

Professionelle Untersuchungen zu diesem Problem sind weiterhin nötig. Das meint auch unser wissenschaftlicher Beirat, der eine Doktorarbeit/Masterarbeit zu diesem Problem vorschlägt. Auch hier stecken wir in einem Kreislauf der Stoffe, die wie immer sofort zu uns zurückkehren. Genau das ist das Thema des SIEZ®:

In „würdiger“, anlockender Atmosphäre (dem SIEZ® Gletscherhaus) an der Schlei die menschlichen Stoffkreisläufe an der Schlei in digitalen Animationen spannend darzustellen. Hier ist der Reifenabrieb ein weiteres Thema nach dem Stickstoff, dem Phosphor, dem Plastik, dem CO2, der eiszeitlichen Entstehung der Region, dem Verkehr auf der Schlei und der Geschichte der Fischerei

Was machen wir mit unseren Gewässern, was mit unserem Stiefkind, der Schlei?!

Gegen eine Aufwandsgebühr von 100 Euro pro Probe untersuchen wir vom SIEZ® auch ihre Au im Schleiraum auf Hinweise zum Reifenabrieb (Markerschwarm Zink, Blei, Cadmium)

Wir brauchen unbedingt mehr Messwerte.

Für die Arbeitsgruppe „Panzergraben“ des SIEZ® 
Dipl. Ing. agr. Karl Walther


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Untersuchung des SIEZ<sup>®</sup> über die Schichtungen des Untergrundes zwischen Birkensee und der Schlei sowie der Fließrichtung des Grundwassers

Untersuchung des SIEZ® über die Schichtungen des Untergrundes zwischen Birkensee und der Schlei sowie der Fließrichtung des Grundwassers

Autor: Karl Walther, 2019

Vorwort

Aus aktuellem Grund (Planungen weiteren Kiesabbaus und Errichtung einer Großdeponie) fragten der Bürgermeister von Kosel und verschiedene Gemeindevertreter das SIEZ® (Schleiinformations- und Erlebniszentrum e.V.) nach den Schichtungen im Schnaaper Binnensander. Diese Nachfrage führte zu einer umfangreichen Literaturstudie und zu einer eigenen Untersuchung des SIEZ.

Erster Teil: wissenschaftliche Recherche über den Schnaaper Sander

KLAUS JÖNS schreibt im Jahrbuch des Naturwissenschaftlichen Vereines für S.-H. -Der Bültsee und seine Vegetation- : „Die Höhe (der Oberfläche des Bültsees, Anmerkung des Verfassers) über N.N. beträgt 9,6 m; damit wird er zum höchstgelegenen aller Seen zwischen Windebyer Noor und Schlei. Der Bültsee ist (Wegemann 1913) 20 ha groß, hat einen Umfang von 2,2 km, einen Raumgehalt von 615.000 qbm und nach dem Messtischblatt eine Breite von ungefähr 750 bzw. 500m.“

Das östliche gelegene Birkensee liegt durchweg in einer Höhe von über 20 Metern, mit der höchsten Erhebung von 25,7 Metern. Hier liegt die Wasserscheide im Schnaaper Sander zwischen Schlei und Ostsee.

„Ein Blick auf die Karte zeigt, dass sich eine Senke in Verlängerung des (Windebyer, Anmerkung des Verfassers) Noores in südöstlich-nordwestlicher Richtung zur Schlei erstreckt. Sie verdankt ihre Entstehung der erodierenden Tätigkeit subglazialer Schmelzwässer (EGGERS, 1927 S. 55)….da die Wasserscheide zwischen Bült- und Schnaaper See in 20 bis 25 Metern über dem Meeresspiegel liegt…. Parallel der Endmoräne liegt eine Seenkette, die sich zusammensetzt aus dem Schnaaper Mühlenteich, dem kleinen und großen Schnaaper See, dem Bültsee, einem kleinen, verlandeten See westlich des Bültsees, dem Kollsee, dem Langsee und dem Missunder See; im Ganzen sind es acht Seen und Kolke (zit. KLAUS JÖNS, der Bültsee und seine Vegetation).

Heike ROTERMUND, Stefan BÖRNER & Gerald KUHNT veröffentlichen im Jahrbuch 1992 des Naturwissenschaftlichen Vereins auf den Seite 49 bis 76 einen Bericht Zur Qualität von Fließgewässern im direkten Einzugsbereich des Windebyer Noores:

„2.1. Morphogenese des Untersuchungsgebietes
Während des Brandenburger Stadiums der Weichselvereisung drang der Eckernförder Eislobus vom Ostseegroßgletscher aus weit in den heutigen Landesteil Schleswig vor. Markante Randlagen dieses am weitesten nach Westen reichenden Vorstoßes sind jedoch kaum noch vorhanden, da sie durch die nach Westen abfließenden Schmelzwässer späterer Stadiale eingeebnet oder verwischt worden sind. Nach einer interstadialen Rückzugsphase drang der Eckernförder Gletscherlobus während des Frankfurter Stadiums erneut vor(…) Ein weiterer Vorstoß erfolgte dann während des Pommernstadiums, wobei sich der Gletscher im südlichen Ostseeraum in mehrere Teilloben (Kieler Fördenzunge, Eckernförder Eiszunge, Schleizunge) aufspaltete. Anders als bei den vorausgegangenen Vereisungen konnten sich diese Eisloben nicht mehr unabhängig von der Morphologie des Geländes ausbreiten…Am westlichen Ende der Eckernförder Bucht spaltete sich die Eckernförder Eiszunge in die südlich gerichtete Holtseeer-Wittenseeer Zunge und die westliche Windebyer-Hüttener Zunge auf….Westlich des Großen Schnaaper Sees befindet sich der Schnaaper Binnensander, für dessen Entstehung EGGERS und GRIPP von einander abweichende Theorien vorlegten. GLÜCKERT (1973) ergänzte die vorhandenen morphologischen
Untersuchungen durch die Auswertung von Luftbildern. Danach wurde der Schnaaper Binnensander von einer in der Eckernförder Bucht und dem Windebyer Noor vorhandenen Gletscherzunge in das davorliegende, eisfrei gewordene Gletscherzungenbecken zur inneren Schlei hin aufgeschüttet. Aufgrund detaillierter Untersuchungen konnte PRANGE (1989) zwei Schmelzwasserserien im Schnaaper Binnensander unterscheiden, deren Entstehung auf verschiedene Gletschervorstöße zurück geführt werden kann. Die untere Serie wird aus feinkörnigen, vorwiegend horizontal geschichteten Schmelzwassersanden aufgebaut, was nach PRANGE auf die Ablagerung durch weitflächig fließenden Wassers mäßiger Transportkraft zurückzuführen ist.
Der Schnaaper Binnensander zeigt sowohl die noch ursprünglichen, schwach nach Westen (zur Schlei hin, Anmerkung des Verfassers) geneigten Ebenen wie unregelmäßig flachkuppige Gebiete. Die verschiedenen Merkmalsausprägungen des heutigen Reliefs sind auf die postglaziale Überformung der von den Gletschern geschaffenen Morphologie durch tieftauende Toteis zurückzuführen.“

DEGN und MUUẞ schreiben auf Seite 28 im Topographischen Atlas S.-H. : „In der gleichen Phase ist wohl auch das alte Zungenbecken Eckernförder Bucht – Schleisee zerstört worden, und zwar dadurch, dass vor dem Eise am Nordwestrand des Windebyer Noores der Schnaaper Sander aufgeschüttet wurde. Durch seine fast ebene, leicht geneigte Fläche und die dem trockenen Sandboden angepasste Vegetation hebt er sich außerordentlich deutlich ab von der hügelig- lehmigen Moränenlandschaft ringsum. Der Schnaaper Sander wirft einige schwierige glazialmorphologische Probleme auf. Die Schmelzwasser, denen er seine Entstehung verdankt, könnten nach Westen nur durch die südlichste der drei Rinnen, im Zuge des Haddebyer und Selker Noores abgeflossen sein.

Kartenskizze in Muuss 1966, S.27
Die Karte zeigt deutlich den vom Schnaaper Sander (in der Ausdehnung westlich des Windebyer Noores bis hin nach Missunde, den westlichen Rand bildet die Schlei der Großen Breite, den Südrand eine Linie von Windeby nach Fleckeby) zugeschütteten früheren Schleisee, der von den Idstedter Bergen im Westen begrenzt wurde. Quelle Topographischer Atlas 1978

Professor Dr. Michael Walther veröffentlichte 1990 in den Berliner Geographischen Abhandlungen in Heft 52 „Untersuchungsergebnisse zur jungpleistozänen Landschaftsentwicklung Schwansens (S.-H.).
Ein Berliner Team von Wissenschaftlern untersuchte unter seiner Leitung Ende der 80iger Jahre den „von Moränen abgeschnürten bzw. umgrenzten und abgedämmten Beckenbereiche“ zur Klärung bestimmter Fragen des Eisabbaus in der Weichseleiszeit. Sie waren in der ehemaligen nördlichen DDR, in Schleswig -Holstein, Dänemark und Schweden unterwegs. In ihren Feldarbeiten führten sie zahlreiche Bohrungen durch. So benutzten sie auf Seen und auf der Schlei auch eine schwimmende Bohrplattform. Die genaue Arbeitsweise des Teams gibt Prof. Dr. Walther in der Berliner Geographischen Abhandlung Heft 52 auf den Seiten 22 bis 24 wieder. In Kürze verwendeten sie die Stechrohrbohrmethode. Zahlreiche Bohrungen im Schnaaper Binnensander wurden niedergebracht.

Auf Seite 64 schreibt er über eine Bohrung in Weseby am Ende des Schnaaper Sanders:

„Das Sanderprofil ist überwiegend aus Feinkies, Sand und Silt aufgebaut. Die Serien setzen sich gemäß eines Bohrbefundes an der Fußzone des Kliffs noch mindestens 7 Meter unter dem heutigen Schleiniveau fort.“ (WALTHER)

Eine ähnliche Aussage trifft Dr. SCHWARZER (2017) im „Sedimentinventar“ der Schlei. Er machte zusammen mit RICKLEFFS und HÖFT Sedimentecholotaufnahmen auch des Einlaufs des Schnaaper Sanders in die Große Breite. Deutlich sieht man die Sanderschichten bis unterhalb in die Schlei einlaufend.

Das Bild zeigt das Untergrundinventar westlich von Kielfoot und die verschiedenen teilweise mit großem Gefälle in die Schlei einlaufenden
Sandschichten RICKLEFS, HÖFT. SCHWARZER -Sedimentinventar und Hydromorphologie der Schlei 2019

Die mit modernster Technik durchgeführte Untersuchung von März 2017 benutzte das Seitensichtsonar und das parametrische Sediment-Echolot. Das Team machte wunderbare Aufnahmen von der Einmündung der Schnaaper Sanderschichten in/unter die Schleifurt.

WALTHER schreibt auf Seite 67 des Heftes 52 der „Berliner Geographischen Abhandlungen: „Messungen zur Schüttungsrichtung der Sanderakkumulation lassen in den Profilen 3,4,5 eine Richtung nach Westen (also zur Schlei Anmerkung des Verfassers) erkennen-also müsste der überwiegende Teil der eingemessenen Sande aus Osten geschüttet worden sein (Birkensee, Anmerkung des Verfassers). Besonders die annähernd söhlig geschichteten Sedimentpakete weisen eine Schüttungsrichtung von Nordost nach Südwest auf.“

„Auf dem breiten Rücken zwischen Missunder Noor und dem verlandeten Aumündungsbereich der Koseler -Au zeigt die 600 cm tiefe Bohrung (Miss 5) ebenfalls geschichtete Sande/Silte und vereinzelt Toneinschaltungen. Auf dem Höhenrücken zwischen Langsee und der Koseler Au wurden drei Bohrungen und eine Grabung durchgeführt……(Diese) weisen ausnahmslos Sande auf….Es ist in keiner Bohrung Geschiebelehm/mergel nachgewiesen worden.“

Auf Seite 75 wird ausgeführt: (WALTHER) „Der Sander setzt hier (in Schnaap, Anmerkung des Verfassers) in 25 m N.N an und senkt sich mit einem Gefälle von 1:300 nach Westen. EGGERS 1934 lässt den Sander bis an die Schleiufer westlich Missunde und im Norden bis an die Koseler Au reichen. Die Oberfläche des Sanders ist von Rinnen durchzogen. Im nördlichen Teil sieht EGGERS (1934) zwei subarisch entstandene Rinnen, die von einer Gabelung südlich Sönderby ausgehen. Die südliche Rinne durchzieht den Langsee. Sie teilt sich dort in einen Arm, der nach Westen in die Große Breite mündet und einen zweiten Arm, der im Norden seine Fortsetzung im Missunder Noor findet. Die nördliche Rinne nimmt das Tal der Koseler Au ein, dass den Schnaaper Sander von der Grundmoränenplatte im Osten trennt.“

JÖNS schreibt zur Verbundenheit der Seen im Sander, dass der Nachweis dieser Verbundenheit schwierig sei und erhebliche Untersuchungen notwendig machen würde. Er erörtert auch eine Verbundenheit zwischen Schnaaper See und Bültsee, die einen Höhenunterschied von 4,6 Metern haben. Allerdings findet sich auf Seite 174 eine interessante Randnotiz: 

„Nach Fertigstellung der Arbeit erfuhr ich durch Herrn PETERSEN Eckernförde noch folgende Begebenheit. Herr PETERSEN hatte den Plan, dass bei Möhlhorst gelegene Moor trockenzulegen und den Torf maschinell zu verarbeiten.
Zu diesem Zweck ließ er eine gewaltige Pumpe kommen, die Tag und Nacht das Wasser aus dem Moor in die Osterbek pumpte. Vergebens-der Wasserstand im Moor blieb der Gleiche. Nach 14 Tagen oder drei Wochen kamen Fischer von Kosel herüber und forderten, dass das Pumpen eingestellt werde, da der Wasserstand im Bültsee zu stark zurückgehe.“ JÖNS

Wir gehen im SIEZ® davon aus, dass sämtliche Seen und die Schlei über die
Grundwasserspiegel im Schnaaper Sander miteinander in Verbindung stehen. Zwischen Bültsee und B76 brachten wir eine Bohrung nieder. Auf drei Meter Tiefe lief Grundwasser deutlich sichtbar in Richtung Bültsee. Einleitungen aus der geplanten Deponie in das Grundwasser würden also nicht nur den Bültsee betreffen, sondern das gesamte hydraulische System des Sanders bis hin zur am tiefsten gelegenen Schlei und eventuell sogar bis hin zu den Schnaaper Seen, die über das Windebyer Noor in die Ostsee entwässern. Ein östlich gelegener Randstreifen des Sanders mag in Richtung Schnaap entwässern.

Die Abbildung 34 auf Seite 68 der BERLINER GEOGRAPHISCHEN ABHANDLUNGEN Heft 52 zeigt sehr schön die Fließrichtung der Sanderschichten in die Seen bis hin zum Langsee und die Schlei. In diesen Schichten floss jahrhundertelang das Schmelzwasser der letzten Eiszeit ab und auch das Grundwasser des Schnaaper Sanders wird diese schwach geneigten Sandschichten nehmen, wie könnte es anders sein. Die gesamte Hydrogeologie müsste widerlegt werden und die Schwerkraftgesetz drauf zu. Die Hälfte der jährlichen Niederschlagsmengen verdunstet oder wird durch Pflanzen gebraucht, die andere Hälfte dient der Grundwasser-neubildung. Durch Kolmation steht das Grundwasser mit den Oberflächengewässern in Verbindung, steht der Schnaaper Sander mit der Schlei, den Seen und Schleiauen in Verbindung.

Zweiter Teil: Bewertung der auffindbaren Literatur zum Thema

In diesem miteinander vernetzten hydraulischen System des Schnaaper Sanders Verschmutzungen einzubringen, betrifft das gesamte hydraulische System des Sanders. Eine „Wanne“ aus einigen Dezimetern Mergel als Abdichtung einzubringen, ist ein bedenkliches Unterfangen. Da der Mergel der ständigen Vernässung nur wenige Jahre widersteht, wird er sich schon während der Beschickungsphase auflösen. Die Technische Universität Darmstadt forschte auf diesem Gebiet. Eine Deponie, die dann darüber ruht, wird Jahrhunderte lang, eventuell Jahrtausende lang die Schlei und am östlichen Rand eventuell die Schnaaper Seen und auch das etwas tiefer gelegene Windebyer Noor als „Vorflut“ mit kontaminierten Abwässern benutzen. So geschieht es auch mit der alten Kreisdeponie Eckernförde, die über den Rosseemoorgraben in die Koholmer Au seit 50 Jahren ihre Giftstoffe los wird. Der Kreis ist darüber von und anderen informiert. Es geschieht nichts.
Den Kreisbehörden entging ebenfalls, dass die Deponie Eichtal überhaupt keine wirksame Untergrundabdichtung besitzt. Eine Brunnen zwischen der Deponie und dem Untergrund der nah fließenden Koholmer Au würde verheerende Ergebnisse erbringen. Auch hier sitzt der Kreis das Problem aus.

Bringt man allerdings in Birkensee eine PVC Wanne ein, ergeben sich neue Fragen. Es sind die der Dauerhaftigkeit und Verlässlichkeit der Verklebungen, der Umweltbelastung durch die Plane selber, die der Weichmacher im Kleber und die der Abwasserklärung. Außerdem lägen dann die Voraussetzungen für eine Klasse 2 Deponie vor und damit die Verschärfung aller Probleme im Falle eines Wannenlecks.

Eine Fläche von 12 ha Deponie bedeutet bei einer Grundwasserneubildungsrate von 350mm eine Abwassermenge von 42.000 m³ Abwasser jährlich, die in der Deponiewanne anfallen. Dies entspricht in 14 Jahren dem Wasserinhalt des Bültsees. Wird dieses kontaminierte Abwasser nicht Generationen lang, Jahrhunderte lang geklärt und abgeleitet, wird die Deponie darüber „schwimmen“, durchbrechen und in den Sander eindringen.

Wird selbst schwach radioaktives Material eingelagert, muss die zu bauende Kläranlage auch damit fertig werden. Diese Fragen & Problemfelder muss ein Investor beantworten können und für die nächsten Jahrhunderte mit absoluter Sicherheit und mit ausreichenden Sicherheitsleistungen technisch und finanziell gewährleisten. Die Genehmigungsbehörden müssen diese Sicherungen prüfen und gestalten.
Trotzdem kann ein einfacher Riss in der Folie innerhalb der nächsten Jahrhunderte hier eine schwere Umweltkatastrohe verursachen. Die Haltbarkeit der Folie muss für diese lange Zeit garantiert werden.
Liegen aber Langzeituntersuchungen über Jahrhunderte vor?

Das Gelände ist denkbar ungeeignet für eine Deponie. Eine natürliche, geologische Sicherung der Deponiewanne ist nicht gegeben.

Ein weiterer Punkt sind die Fehlbeschickungen solcher Deponien. Im Fall Barkelsby wurde giftiger Hafenschlick in eine Klasse 0 Deponie eingebracht und der Vorgang angezeigt. Der Kreis RD-Eck antwortete auf die Anzeige der Einbringung, dass die Messergebnisse der Anzeige keine rechtliche Relevanz hätte, der Kreis selber nicht messe und dem Landesamt ein jährlicher Bericht über die eingebrachten Stoffe und Mengen ausreiche. Fehlbeschickungen werden dann von anderen Mengen abgedeckt und bleiben für die Behörden unsichtbar.

Im Klartext heißt das, dass eine zuverlässige Kontrolle der Deponien nicht stattfindet und man von einem großen Prozentsatz von Fehlbeschickungen ausgehen kann. Eine wirkliche Kontrolle findet nicht statt. Das zeigt deutlich die legere heutige Handhabung der Deponiebetreiber und der Behörden.

Ich fasse zusammen: der Schnaaper Binnensander ist in seinen Schichtungen leicht nach Westen geneigt (1 zu 300) Er entwässert über sein hydraulisches System in die Schlei. Eine wirksame und garantierte Abdichtung nahe des Naturschutzgebietes Bültsee und der FFH Gebiete Schlei ist auf Dauer nahezu unmöglich. Die Klärung der Abwasser ist aufwendig. Es liegen bislang hierfür keine Konzepte vor. Sicherheitsleistungen im Voraus für die nächsten Jahrhunderte wären unabdingbar. Eine wirksame Kontrolle der Deponierungen findet nicht statt. Laborproben von Umweltschützern haben keine Relevanz. Das Landesamt ist mit einem jährlichen Bericht des Betreibers zufrieden. Die Deponieplanungen sind äußerst kritisch zu sehen. Der Standort ist ungeeignet.

September 2019 für das SIEZ® Karl Walther

Im Herbst 2019 wird das SIEZ®einige Bohrungen von Hand in Fliessrichtung des Grundwassers im Sander vornehmen und mit einem elektrischen Verfahren die Verbundenheit des Grundwassers im Sander untersuchen. Die Ergebnisse werden hier im Anschluss veröffentlicht.

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Tag des offenen Denkmals

Tag des offenen Denkmals

Am 8.9.2017 fand in ganz Deutschland der Tag des offenen Denkmals statt und der Verein Alte Fischräucherei Eckernförde mit seinem denkmalgeschützten Gebäudeensemble nahm daran teil. Teil des Programms war das Sprottenräuchern in einem der Altonaer Räucheröfen des Museums. Leider fiel in letzter Sekunde der Räuchermeister aus und der Verein befand sich in „Not“.

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Der Schornstein der Räucherei qualmte und die Sprotten gediehen wunderbar im Ofen.
Der Schornstein der Räucherei qualmte und die Sprotten gediehen wunderbar im Ofen.

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Vereine helfen sich in der Not und so wurde das SIEZ um Hilfe gebeten. Der Vorsitzende des SIEZ hat eine fischereiliche Vergangenheit und sprang ein, obwohl dafür ein anderer Termin für ihn platzen musste.

So wurde ein Gestell Sprotten aufgesteckt und in den Altonaer Ofen geschoben. Nachdem das „Fell“ der Sprotten getrocknet war, wurden aus Silber Gold gemacht. Das gelang vorzüglich, obwohl es schwierig ist, einen unbekannten Ofen zu befeuern und das letzte Sprottenräuchern für den Vorsitzenden des SIEZ® 3 Jahrzehnte zurück lag. Aber gelernt ist gelernt.

In der Räucherei wurden von den Vereinmitgliedern Kaffee und Kuchen und Führungen durch das Musem angeboten. Die Nachfrage danach war sehr groß. Nach 11/2 Stunden waren die Sprotten gar & golden und konnten an die vielen Besucher verkauft werden.

So konnte der kleine Verein SIEZ® dem viel größeren Verein der Museumsräucherei eine wertvolle Hilfe leisten. Vielleicht können wir irgandwann einmal auch in unserem Schleiinformations und Erlebniszentrum andere Vereine zu Gast haben.

Das SIEZ® auf Abwegen. Karl Walther, am Sonntagabend des 8ten September

 

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Teilnahme des SIEZ<sup>®</sup> Ecktowncity 2019 oder „Was der Kühlwasserfilter der „Hein“ über die Schlei verrät…“

Teilnahme des SIEZ® Ecktowncity 2019 oder „Was der Kühlwasserfilter der „Hein“ über die Schlei verrät…“

Das SIEZ® nahm als „Arbeitgeber“ an den wunderbaren Ecktowncitydays 2019 statt. Hartmut, Ina Dieter und Karl bauten Wildbienenhotels und formten Faulschlammbriketts & Bauziegel aus Faulschlamm, Steilküstenlehm und Strandsand. Im Nebenbei wurde von einer Arbeitsgruppe der Kühlwasserfilterinhalt der Barkasse „Hein“ seziert.

Dieter und Karl mit ihrer Arbeitsgruppe© Hartmut Keinberger
Dieter und Karl mit ihrer Arbeitsgruppe © Hartmut Keinberger

Die Wildbienenhotels: einmal Holzstammabschnitte, die gebohrt wurden und Schilfabschnitte, die in Konservenbüchsen eingeklebt wurden, wurden in Ecktown für mehrere „Eckis“ gehandelt und waren sehr begehrt. (Ecki ist die Währung in Ecktown, 1 Brötchen oder 1 Waffel = 2 Eckis)Die eintägige Teilnahme des SIEZ, organisiert von Dieter Beyer, war sehr erfolgreich.

Der Faulschlamm für die Ziegel stammte vom Eingang des Missunder Noores in die Schleifurt aus drei Metern Tiefe. Fischer Nanz machte das SIEZ darauf aufmerksam, daß hier der stinkende Faulschlamm grad mit winzigen, sehr lebendigen Herzmuscheln besiedelt wird. Das kann das „Forscherteam“ bestätigen. Das schwarze Substrat ist glücklicherweise auch recht sandig.

Aber es wurde von den 8 bis 12 jährigen Kindern auch noch weiter „geforscht“. Der Eigner der „Hein“ Sven Greve stellte uns den getrockneten Inhalt des Kühlwasserfilters seiner Hafenbarkasse zur Verfügung. Der Eingang des Kühlwassers liegt etwa in 80 cm Tiefe. Alle 500 Betriebsstunden wird der Kühlwasserfilter gereinigt. Die „Hein“ ist die Fähre von Haddeby nach Schleswig. Sie ist eine Hamburger Hafenbarkasse von 21,5 Metern Länge, 4,95m Breite, 1,50m Tiefgang und einem Gewicht von 35 Tonnen. Im Nebenbei: sie gewann 1978, 1979 und 1980 den Preis als schnellste Hamburger Hafenbarkasse. 2011 kam sie an die Schlei und fährt dort als Fähre, Ausflugs und Forschungsschiff. Ein Team der „Ecktownkids“, bestehend aus Fine, Meike, Konstantin, Enna und Linus sezierte den Haufen getrockneten Filterinhalts mit Fingerspitzen und Pinzette. Es kamen zum Vorschein: diverse Plastikteile, Schilfmull, Holz, Muschelschill, Pocken, Rostplacken, Sand, Kammlaichkrautfasern und ein Segment einer Krebsschere (Edelkrebs oder Dwarslöper). Die Hein fährt also auch gerne mal grundnah… Im Folgenden sehen wir einige Detailfotos mit Erläuterungen dazu.

Ausgebreiteter Inhalt des Kühlwasserfilters. Der nasse Inhalt wurde an der Luft getrocknet.   © Karl Walther
Ausgebreiteter Inhalt des Kühlwasserfilters. Der nasse Inhalt wurde an der Luft getrocknet. © Karl Walther

 

Einlauftiefe des Kühlwasserfilters  bei 80cm                      © Sven Greve
Einlauftiefe des Kühlwasserfilters bei 80cm © Sven Greve

 

Plastikreste im Kühlwasserfilter, der größte Haufen neben Rost, Sand, Organik© Karl Walther
Plastikreste im Kühlwasserfilter , der größte Haufen neben Rost, Sand, Organik © Karl Walther

 

Muscheln veraten das Fahrgebiet, denn die Sandklaffmuschel kommt mit Brackwasser besser zurecht als die Herzmuscheln.In der mittleren Schlei wäre beides vertreten und in der äußeren Schlei würden wir bereits Miesmuschelschill finden & wenig bis keineSandklaffmuscheln mehr. Im Frischen Haff gibt es ausschließlich Sandklaffmuscheln bei 1,o3 spez. Gewicht und in der Ostsee bei  	1,05 spez. Gewicht hauptsächlich Herzmuscheln  im Schill.                                                                                                                                                                                                                                  											© Karl Walther
Muscheln veraten das Fahrgebiet, denn die Sandklaffmuschel kommt mit Brackwasser besser zurecht als die Herzmuscheln.In der mittleren Schlei wäre beides vertreten und in der äußeren Schlei würden wir bereits Miesmuschelschill finden & wenig bis keine Sandklaffmuscheln mehr. Im Frischen Haff gibt es ausschließlich Sandklaffmuscheln bei 1,o3 spez. Gewicht und in der Ostsee bei 1,05 spez. Gewicht hauptsächlich Herzmuscheln im Schill. © Karl Walther

Das letzte Bild löste beim Forscherteam einiges Entsetzen aus. So viele Plastikschnipsel! Da waren Folienreste und Hartplastik im bekannten Schleswiger Schredderformat, tlw. mit noch lesbarer Aufschrift. Alle brüchig und auf dem Weg zum Mikroplastik. Das also treibt im grünen Schleiwasser in ca. einem Meter unsichtbarer Tiefe herum. Die Sichttiefe in der inneren Schlei liegt momentan bei 45cm.

Wir brauchen unbedingt ein Schleiinformation – und Erlebniszentrum mit einer kleinen und großen Schleiforschung. Spielerisch über das Herstellen von Insektenbehausungen kam die Gruppe zu den Umweltproblemen des Alltags durch eigenes Tun.

Stellvertretend für das Ecktowncityteam des SIEZ®

Karl Walther

Bohnert am 8.8. 2019

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Einladung zur Kartierung des Schilfgürtels mit euch allen

Einladung zur Kartierung des Schilfgürtels mit euch allen

Liebe Freunde des SIEZ® in der zweiten Jahreshälfte wollen wir uns wieder jeweils am zweiten Mittwoch des Monats treffen, um die Schilfgürtel unseres Betreungsgebietes zu kartieren. Wir beginnen am Mittwoch, dem 14.ten August um 18 Uhr. Treffpunkt ist der Langhafen von Stexwig. Ab September die Dampferanlegestelle Missunde/Angeln. Wir „rammen“ jeweils 2 Pfähle mit einer Kartierungstafel und machen davon Fotos. So schaffen wir die Grundlage der weiteren Untersuchungen über den Zustand des Schilfes (Dichte, Internodienabstand, Gesundheit, DNA) Wir können insgesamt 10 Menschen auf der Fähre mitnehmen und bringen euch nach ca. 2 Stunden zurück nach Stexwig/Missunde. Diese Kartierung ist die Grundlage für ein Schilfmonitoring mit Untersuchung der Bestände incl. einer Überfliegung mit einem Doppeldecker und Luftaufnahmen auch in Infrarot. Bitte meldet euch jeweils zum zweiten Mittwoch an bei : Dieter, Hartmut oder Karl. (04354/8834 O4355/1816175 und 04355/181697) Für Speis & Trank ist gesorgt/Gäste willkommen. Man erfährt viel über die Schlei …

Der Vorstand des SIEZ®

 Hier die „Hohner Fähre“ beim Schleidörfertag als Fähre zwischen Hülsen und Ulsnis. Eine Attraktion des Schleidörfertages. Frisch renoviert. Starke Maschine, top gewartet, schnurrt wie ein Kätzchen...
Hier die „Hohner Fähre“ beim Schleidörfertag als Fähre zwischen Hülsen und Ulsnis. Eine Attraktion des
Schleidörfertages. Frisch renoviert. Starke Maschine, top gewartet, schnurrt wie ein Kätzchen…

 

Schilf_Hohner Faehre_2
Die „Hohner Fähre“ vor der Einfahrt nach Haithabu

Die Ergebnisse der bisherigen Kartierung in der Kartendarstellung (Klick auf die Symbole zeigt Detailinformationen).

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Unvermuteter Fund im Niederungsgürtel

Unvermuteter Fund im Niederungsgürtel

Bernward Hölting lehrt uns in der 8.ten Auflage seiner „Hydrogeologie“, daß unsere Seen im hydraulischen Kontakt zu den Grundwasserkörpern stehen. Faulschlamm etwa oder andere organische oder anorganische Schwebstoffe können diesen Kontakt vermindern, man spricht dann von Kolmation. Diese Kolmation aber insgesamt die „Gespräche“ also der Austausch der Gewässerkörper untereinander ist in der Schlei völlig unerforscht.

Für das Monitoring der Gewässereinträge in die Schlei wollte ich diesen Aspekt mitaufnehmen und bei der Beprobung der „diffusen Einträge“ und „Punktquellen“ auch diese „Gespräche der Konfirmandinnen“ belauschen. Deshalb bohrte ich am 4.ten Dezember mit einem Erdbohrer ein ca 1 Meter tiefes Loch in gleicher Entfernung von Schlei und einer Au mit hohen Nährstoffeinträgen. Mein Ziel war es, erste Anhaltspunkte über eine Kommunikation der Gewässer zu erhalten, z.B. über den Chloridgehalt und/oder den Nitratgehalt.

Der Niederungsgürtel an dieser Stelle besteht aus Süß und Salzgräsern 50 Meter vom Schleispülsaum entfernt. Eine Tränke deutete auf Beweidung hin. Nach einem schmalen Schilfgürtel folgt dann das langsam ansteigende Grünland der den Hügeln vorgelagerten Niederungsgürtel. Der Bohrkern bestand nach Durchschneiden der Grasnarbe aus schwarzem Moorboden bis in eine Tiefe von 40 – 50 cm. Darauf folgte grauer Sandschlick. In einer Tiefe von 1 Meter war ich im Grundwasserbereich. Dieser Tiefe entspricht dem Schleipegel, wir hatten Normalwasser. Dieser Sandschlick enthält Herzmuscheln.

Quelle: Großer Brockhaus 1955
Quelle: Großer Brockhaus 1955

Die wunderbare Zeichnung der Herzmuscheln stammt von Helene Varges, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist aus „Flukante und Küstenflora“ 3.te Auflage 1961 Varges lebte von 1877 bis 1946, zuletzt auf Sylt.
Die wunderbare Zeichnung der Herzmuscheln stammt von Helene Varges, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist aus „Flukante und Küstenflora“ 3.te Auflage 1961 Varges lebte von 1877 bis 1946, zuletzt auf Sylt.

Ich fand 5 intakte Einzelschalen wie auch eine intakte Herzmuschel, deren Schalen noch fest mit dem elastischen Schloßband verbunden waren. Ich schätze das Alter des Niederungsgürtels auf mindestens 1000 Jahre. Für diesen Einzelfund habe ich noch keine Erklärung. Weitere Bohrungen müßen folgen.
Der Sauerstoffgehalt des Niederungsgrundwassers betrug 12,2mg bei 5,4 Grad Celsius, der der der Schlei 50 Meter entfernt 7,98 mg bei 6,4 Grad. Auch dafür habe ich noch keine Erklärung.
Aber bei dieser Anwesenheit von Sauerstoff hätten Schalen, Elastikband vielleicht die Jahrhunderte nicht überstanden. Können Herzmuscheln unter weidenden Rindern leben? Sind schleinahe Niederungen Rückzugsorte für Cardium edule?

Ich freue mich über jegliche Antwort auf meine offenen Fragen. Wir brauchen ein Schleiinformations- und Erlebniszentrum und eine Brackwasserforschung, wir wissen Vieles nicht.

Karl Walther Vorsitzender SIEZ®

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