Schleiplastik im Blick der Forschung

Schleiplastik im Blick der Forschung

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Plastikverschmutzung der Meere ist im vollem Gang. In großer Geschwindigkeit fragmentiert Mikroplastik in den Gewässern und gerät selbstverständlich in die Nahrungskette ohne “Sättigung” der Rezipienten. Es droht ein Reißen der Kette mit Folgen für die Artenvielfalt in den Meeren. Doktoranden des Leibnitz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde*) untersuchten Heringslarven in der Schlei…

Wie alle Gewässer ist die Schlei ein Empfänger unserer menschlichen und zivilisatorischen Abfälle. Neben den vom SIEZ® oft thematisierten Düngemitteleinträgen stellte sich im März 2018 ein Eintrag von Plastikmüll als neue, Flora und Fauna potenziell gefährdende Art der Umweltverschmutzung dar.

Das Bekanntwerden einer vermutlich seit Jahren bestehenden Einleitung gehäckselter Plastik-Verpackungen über die Schleswiger Kläranlage, führte zu weitem überregionalen Medien-Interesse, noch immer andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, sowie akuten Problembekämpfungsmaßnahmen der Zivilgesellschaft wie auch der Betreiber.

Ein Großteil der eingeleiteten Plastikpartikel wird sich jedoch nicht mehr zurückholen lassen, sondern sich mit den Strömungen und Sediment-Dynamiken weiter verbreiten und dabei dem langsamen Zerfall in immer kleinere Partikel unterliegen. Unterhalb einer Größe von 1 mm spricht man dabei von Mikroplastik.

Obwohl die charakteristische Größe der gehäckselten Plastikpartikel bei mehreren Millimetern bis Zentimetern lag, kann von der gleichzeitigen Entstehung relevanter Mengen Mikroplastiks während des mechanischen Zerkleinerungsprozesses ausgegangen werden. In der Umwelt werden weitere Fragmentierungsprozesse begünstigt. Besonders die Einwirkung des UV Lichts der Sonne auf an der Wasseroberfläche treibende, oder sich im Flutsaum und Schilfgürtel sammelnde Plastikpartikel ruft diese Zerfallsprozesse hervor. Dies wird die Schlei über lange Zeit einer stetigen Mikroplastikquelle aussetzen.

Dieser 2018 bekannt gewordene Eintrag von Plastik scheint bis jetzt ein Alleinstellungsmerkmal der Schlei zu sein. Daneben ist jedoch auch die Schlei, wie alle unsere Binnen- und Küstengewässer, anderen Quellen von Mikroplastik ausgesetzt. Diese umfassen in der stark landwirtschaftlich geprägten Region Auswaschungen von Feldern, insbesondere, wenn auf diesen Klärschlamm ausgebracht oder so genannte “Plasticulture”-Verfahren (der Einsatz von Plastikfolien und -planen bis hin zu Plastikgewächshäusern) angewandt werden. Hinzu kommt, dass die Fremdstoffgrenzwerte für Plastik in Komposten oder Gärresten (0,1 Gewichtsprozent) nur für Plastik > 2 mm gelten und damit die Mikroplastikzufuhr übersehen und unreguliert lassen. Oberflächenabflüsse aus Siedlungsgebieten und von Straßen, sowie Abwasserüberläufe bei Starkregenereignissen kommen als weitere lokale Einträge zu einer allgemeinen atmosphärischen Deposition hinzu. Auch die schifffahrtliche Nutzung der Schlei wird in Form von verlorenen Plastikabfällen oder -gerätschaften (Abnutzung von Netzen und Seilen), als auch über Abnutzung kunststoffbasierter Anstriche zur Mikroplastikverschmutzung beitragen. Letztere können vor Allem bei der Instandhaltung von Booten auf Werftbetrieben und Marinas anfallen. Auch bereits in tieferen Sedimentschichten begrabene Altlasten können durch Sturmereignisse oder Maschineneinwirkung resuspendiert werden.

Diese Mikroplastik-Grundbelastungen für Gewässer sind unterdessen für ausgewählte Regionen gut erforscht. Das IOW beschäftigte sich beispielsweise intensiv mit eben dieser Grundbelastung in dem Fluss Warnow – sowohl mit ihrem landwirtschaftlich geprägten Hinterland als auch der städtischen und industriell genutzten Mündungsregion (Rostock). Mikroplastik wurde dort im Wasser und den Sedimenten und Stränden detektiert und konnte dabei unterschiedlichsten Quellen zugeordnet werden (z.B. Häfen, Klärwerke). Auf Grund der Vielzahl unterschiedlichster oftmals diffuser Quellen beruht die Quantifizierung von Mikroplastik einer bestimmten Region jedoch oft auf Hochrechnungen und Schätzungen.

Hinter dem Sammelbegriff “Plastik” verstecken sich eine Reihe verschiedener Polymerarten, wie zum Beispiel Polypropylen (PP), Polyethylen (PE), Polycarbonat (PC), Polystyrol (PS), Polyvinylcarbonat (PVC), Polyethylenterephtalat (PET), etc., um einige der bekanntesten und häufigsten zu nennen. Aber auch innerhalb dieser Gruppen gibt es mitunter große Unterschiede. Polymerarten können teilweise gemischt, mit unterschiedlichsten Zusatzstoffen wie Füllstoffen, Weichmachern, Farbstoffen, etc. versetzt sein, welche gezielt Einfluss auf ihre Stoff- und Nutzungseigenschaften nehmen. Ab dem Zeitpunkt wo wir das Plastik nur mehr als Müll bezeichnen, werden diese unterschiedlichsten Eigenschaften zum Problem, denn diese große Diversität an Mischstoffen verhindert maßgeblich ein effizientes Recycling. Auch für die Forschung ist diese Diversität an Materialien eine große Herausforderung, denn die Aufbereitungs- und Analyseverfahren müssen tausende von verschiedenen Stoffen effizient erkennen können. Das macht die Mikroplastikforschung zeitaufwendig und teuer.

Die nun in der Schlei treibenden Mikroplastikpartikel unterliegen entsprechend ihren Eigenschaften verschiedenen Verteilungs- und Fragmentierungsprozessen und können von Tieren aufgenommen werden. Die Dichte – hauptsächlich bestimmt durch Polymertyp und Fertigungsverfahren – sowie die Partikelgröße sind dabei die wichtigsten Eigenschaften: während große schwere Partikel sich schnell einer Ablagerung in den Faulschlammgründen entgegenbewegen, können kleine leichte Partikel sich an der Oberfläche oder in der Wassersäule halten und mit Strömungen verdriften. Im unteren Mikrometerbereich wird der Einfluss der Dichte weniger relevant, weshalb Partikel entsprechend der Turbulenz im Wasser bewegt werden. Ein Zusammenklumpen mit anderen natürlichen Partikeln und der Bewuchs mit Biofilmen (Bakterien, einzellige Algen) auf Partikeln kann deren spezifisches Gewicht erhöhen und wiederum ein Absinken begünstigen. Ein solcher Bewuchs kann schon nach wenigen Tagen und Wochen etabliert sein. Auf diesem Weg können auch leichte Plastiksorten wie PE und PP (typische Verpackungsmaterialien wie z.B. Folien), die vermutlich ein Hauptbestandteil des eingeleiteten Plastiks in die Schlei ausmachten, vor den Augen der Öffentlichkeit scheinbar verschwinden, indem sie die Wasseroberfläche verlassen und auf das Sediment herabsinken. Das Schleisediment stellt dabei eine Senke und ein sich nur langsam veränderndes Langzeitarchiv der Plastikbelastung dar.

Abbildung 1: Eindrücke der Probenahme-Kampagne zur Untersuchung der Mikroplastik-Belastung der Schlei. A) Das Forschungsboot “Klaashahn” des IOW wurde zur Probenahme am 14., 15. und 16. Mai eingesetzt. B) Sedimentproben wurden mittels Backengreifer gehoben und für die spätere Analyse in Glasgefäßen verpackt. Zur Beprobung von Heringen und Wasser kam ein an der Oberfläche geschlepptes Planktonnetz mit 300 µm Maschenweite zum Einsatz (nicht im Bild). C) Teilweise erfolgte die Probennahme watend in flachen Uferbereichen. D) Die in der Ferne erkennbare Einmündung des Kläranlagenvorfluters wurde zum Zeitpunkt der Probenahmen von Arbeitern großflächig mit Vliesmatten ausgelegt. Fotos: Robin Lenz und Kristina Enders.

Im Rahmen der Forschungsprojekte MicroCatch_Balt unter Leitung von Matthias Labrenz und MicroPoll, geleitet von Sonja Oberbeckmann (beide vom Leibniz Institut für Ostseeforschung in Warnemünde, IOW) werden die Einträge und Verteilungsmechanismen von Mikroplastik in der Ostsee und einleitenden Gewässern untersucht. Hier soll an mehreren Stationen entlang der gesamten Schlei im Rahmen von 2 Doktorarbeiten am IOW die Belastungssituation untersucht werden (Abb. 1, 2).

Die Einleitung einer solch großen Menge Plastik in ein Gewässer wie die Schlei, Schätzungen zufolge bis zu 100 Tonnen Plastik über die Jahre 2015-2018 (Quelle: SIEZ®,beruhend auf Angaben der Kreisverwaltung Schleswig-Flensburg), welche von einer bestimmten Punktquelle ausgingen, ist für die Forschung von besonderem Interesse. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage in wie fern eben diese Langzeitarchive schon Auswirkungen dieser besonderen Belastungssituation aufweisen, beispielsweise durch sichtbar werden eines Gradienten mit Höchstwerten nahe des Klärwerks. Auch die Polymerzusammensetzung kann hier kennzeichnend sein.

Beispielhaft soll an der Schlei ein Verfahren angewendet werden, welches eine verbesserte Hochrechnung der Mikroplastikgesamtbelastung der Sedimente ermöglichen soll. Unter Berücksichtigung verschiedener Sedimentparameter (wie z.B. der Korngrößenverteilung) und der ermittelten Mikroplastikkonzentrationen entlang der Schlei soll berechnet werden was die erwartbare Mikroplastiklast an anderen Punkten der Schlei ist. Darüber hinaus könnte dieses Verfahren die Vergleichbarkeit zu anderen Gewässern verbessern.

Abbildung 2: In der Schlei wurden an mehreren Stellen Sedimentproben (graue Punktstationen, S1-S32) genommen und Transekte des Oberflächenwassers mittels Planktonnetz (orange Pfeile, M1-M8) beprobt. Letztere enthielten die Heringslarven welche nun auf potentielle Mikroplastikbelastung hin untersucht werden. Quelle Kartenebene: OpenStreetMap Contributors auf https://www.openstreetmap.org
Abbildung 3: Einblicke in die Mikroplastikaufarbeitungsmethoden der Heringe und Sedimente aus der Schlei. Bearbeitungsfortschritt in den Bildern jeweils von links nach rechts: A) Die Larven wurden im Labor äußerlich gereinigt und entsprechend ihrer Längen in Gruppen zusammengefasst. Anschließend wurden sie mit einem basischen Verdauverfahren aufgelöst; B) Sedimente durchlaufen auf Grund ihrer hohen Partikelanzahl verschiedene und sich wiederholende Aufreinigungsschritte bis das Mikroplastik so aufkonzentriert wurde das mikrospektroskopische Analyseverfahren zum Einsatz kommen können. Einer der effektivsten Schritte der Mikroplastikextraktion ist die Dichteseparation, hier dargestellt anhand fluoreszierender Modellpartikel in Quarzsand in der Schwerflüssigkeit Natriumpolywolframat. Fotos: Robin Lenz und Kristina Enders.

Neben den Sedimenten als Mikroplastiklangzeitarchiv stellte die Untersuchung von Heringslarven einen weiteren Schwerpunkt der Mikroplastikbeprobung in der Schlei dar. Die in der Schlei heimische, frühjahrslaichende westbaltische Population des Atlantischen Herings (Clupea harengus) stellt mit den in großer Zahl auftretenden Larvenschwärmen ein wichtiger Teil des lokalen Ökosystems dar. Und auch für die Schleifischerei ist und war der Hering eine – wenn nicht die – wichtigste Fischart. Er ist in Deutschland zur Fischart des Jahres 2021 gewählt worden, um Aufmerksamkeit auf seine ökologische wie kommerzielle Bedeutung, gleichzeitig aber auch auf seine Gefährdung und bedrohte biologische Vielfalt zu lenken. Die Aufnahme von Fremdkörpern wie Mikroplastik könnte neben anderen Stressoren negative Auswirkungen auf den Hering haben. Hier soll untersucht werden welche Mengen und in welcher Zusammensetzung Mikroplastik von Heringslarven verschiedener Entwicklungsgrößen (zwischen 10 und 30 mm Standardlänge) aufgenommen wurde. Zusätzlich könnte die vergleichende Analyse des Umgebungswassers Aufschluss darüber geben, in welchem Verhältnis die Larven verschiedene Polymere aus ihrem Nahrungsangebot entnahmen.

Die genannten Proben aus Sedimenten, Heringen und Wasser wurden dann im Labor so aufgereinigt, dass umgebende natürliche Sedimente, pflanzliche und tierische Bestandteile bestmöglich entfernt wurden ohne jedoch das Mikroplastik zu zerstören (Abb. 3). Dabei kamen u.a. Dichteseparationsverfahren sowie basische und oxidative Verdauungsreagenzien zum Einsatz. Die extrahierten Plastikpartikel, welche mit bloßem Auge größtenteils nicht mehr erkennbar sind, wurden dann mittels mikrospektroskopischer Verfahren unter der Leitung von Dieter Fischer am Leibniz Institut für Polymerforschung (IPF, Dresden) chemisch charakterisiert und quantifiziert. Die Untersuchungen sollen im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen werden und bei Veröffentlichung der Ergebnisse werden wir auch hier davon berichten.

*) Lenz, R. & Enders, K. – Leibnitz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Seestraße 15, D-18119 Rostock

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Blasentangkultur in der Schlei – die Ergebnisse

Blasentangkultur in der Schlei – die Ergebnisse

Im Sommer 2020 wurde mithilfe des SIEZ® ein Versuch zur Kultivierung des Blasentangs (Fucus vesiculosus) in der Schlei durchgeführt. Der Versuch wurde von Rafael Meichßner von der Kieler Firma CRM (Coastal Research & Management) im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes BALI (Bioraffinieriekonzept für ALgenbasierte Inhaltsstoffe) durchgeführt. Das Projekt ist Teil des Innovationsraums „Bioökonomie auf Marinen Standorten“, der von der Christian-Albrechts-Universität Kiel geleitet wird. 

Der Blasentang ist eine in der Ostsee heimische Algenart, die früher auch bis weit in die Schlei hinein (Große Breite) vorkam, aber im 20. Jahrhundert aufgrund der anhaltenden Überdüngung der Ostsee und der Schlei an vielen Stellen stark zurückgegangen ist. Mittlerweile kommt der Blasentang in der Schlei nur noch bis Lindaunis vor (MariLim 2017). Der Blasentang ist aber auch kommerziell interessant. Er ist an vielen nordatlantischen Küsten Teil der lokalen Küche und wird außerdem zu Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetikrohstoffen verarbeitet. Sollte eine Kultivierung des Blasentanges in der Schlei gelingen, hätte das zwei Vorteile: erstens könnte wertvolle Biomasse in der Schlei nachhaltig erzeugt werden, und zweitens könnte die Kultivierung zu einer Verringerung der Nährstofflast in der Schlei führen.

Der Versuch in der Schlei verfolgte zwei Ziele: Erstens sollte untersucht werden, ob der Blasentang in der Schlei prinzipiell wächst und welchen Einfluss der Salzgradient entlang der Schlei auf das Wachstum hat (in der inneren Schlei liegt aufgrund des starken Süßwassereinflusses ein geringer Salzgehalt von ca. 5g Salz pro Liter vor, dieser Gehalt steigt Richtung Mündung langsam auf bis zu 18 g pro Liter). Aufgrund der ursprünglichen Verbreitung des Blasentanges im nördlichen Atlantik wurde ein besseres Wachstum bei höheren Salzgehalten erwartet. Zweitens sollte untersucht werden, ob der Salzgehaltsgradient entlang der Schlei einen Einfluss auf den Bewuchs des kultivierten Blasentanges mit Aufwuchsorganismen wie Miesmuscheln, Seepocken und Moostierchen hat. Der Aufwuchs mindert die Qualität der geernteten Biomasse und sollte deshalb möglichst niedrig sein. Da die einzelnen Aufwuchsorganismen unterschiedlich salztolerant sind, könnte der Salzgradient der Schlei eventuell einen Effekt auf die Menge und Zusammensetzung des Bewuchses haben. 

Um diese Fragen zu beantworten, wurde Blasentang versuchsweise an fünf Standorten entlang des Salzgradienten der Schlei (Schleswig, Stexwig, Missunde, Gut Bienebek, Maasholm) in jeweils drei schwimmenden Körben pro Standort kultiviert. Der Versuch fand von Juni bis August statt, also genau zu der Zeit, wenn der Blasentang das stärkste Wachstum zeigt, aber auch die Besiedlung mit Aufwuchsorganismen am stärksten ist. Alle zwei Wochen wurde das Wachstum der Algen gemessen und die Anzahl der besiedelnden Organismen gezählt.

Es zeigte sich, dass der Blasentang prinzipiell bis in die innere Schlei hinein wachsen kann, da auch noch in Stexwig gute Wachstumsraten gemessen wurden, das beste Wachstum fand sich allerdings, wie zu erwarten, an der Station mit dem höchsten Salzgehalt in Maasholm. Der Befall mit Aufwuchsorganismen war sehr unterschiedlich an den verschiedenen Standorten: Miesmuscheln wurden generell nur sehr wenige gefunden, sie wurden aber mit zunehmendem Salzgehalt häufiger und zeigten ein Maximum von ca. einer Miesmuschel auf 20g geernteten Algen in Maasholm. Seepocken waren deutlich häufiger und zeigten überraschenderweise ein deutliches Maximum an der Station mit dem niedrigsten Salzgehalt in Schleswig (ca. 80 Seepocken pro 20g geernteter Algen). Überraschenderweise waren auch die koloniebildenden Moostierchen in der inneren Schlei am häufigsten, mit durchschnittlich 24 Kolonien pro 20g Algenbiomasse in Stexwig, bei durchschnittlich 6 Kolonien pro 20g Algenbiomasse in Maasholm. Vereinzelt traten noch andere Aufwuchsorganismen auf, so z.B. Herzmuscheln und Dreikantwürmer in Missunde und Posthörnchenwürmer in Maasholm.

Insgesamt zeigten zur Überraschung der Wissenschaftler die Stationen mit dem niedrigsten Salzgehalt den höchsten Anteil an Aufwuchsorganismen an der Gesamternte. Dementsprechend kann der Salzgradient in der Schlei nicht dazu genutzt werden besonders aufwuchsarme Biomasse zu erzeugen. Es konnte aber generell gezeigt werden, dass der Blasentang in der Schlei wächst, d.h. der Anbau könnte prinzipiell zur Nährstoffreduktion genutzt werden. Die geerntete Biomasse kann dann aber leider nicht für hochwertige Produkte wie Lebensmittel verwendet werden, für andere Anwendungen, z.B. als Dünger, wäre sie aber immer noch geeignet. 

Abb.1: Blasentang aus der Flensburger Förde, der für das Experiment verwendet wurde

Abb.2: Experimentelle Kultur in Schleswig (nahe Restaurant „Odin“)

Abb.3: Experimentelle Kultur in Stexwig
Abb.4: Im Experiment kultivierter Blasentang mit Seepocke bewachsen (Pfeil)

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Die Sommerschlei & der Tanz der kleinen Fische

Die Sommerschlei & der Tanz der kleinen Fische

Blutweiderich (Lythrum salicaria) auf unserer Orchideenwiese (Foto: Karl Walther)

„Weißt du“, sagte mein alter Biologielehrer, 20 Jahre älter als ich, „die Rehe mögen den Blutweiderich gerne abäsen. Selbst Menschen haben ihn in der Not gegessen. Er schmeckt gut. Man findet ihn nur an den Wasserläufen, wo die Rehe„affglitschen“ könnten.“ Er hatte Recht. In Amerika bei geringer Wilddichte wird er gern flächendeckend. So ist die Häufigkeit seines Pflanzenvorkommens immer multifaktoriell. Er säumt die Gräben und Auen, aber kann bei unserer Wilddichte nicht in die Fläche. Seinen Namen hat er übrigens von seiner Fähigkeit, Blutungen zu stillen und war ehedem ein probates Mittel gegen die Ruhr. Wir haben eine zauberhafte Kollektion von Blutweiderich auf unserer Orchideenwiese, die gerade von Hand gemäht wird.

Aber zu etwas anderem: dem Klimawandel, der gerade in aller Munde ist. Das Wort Klimawandel imaginiert die Beobachtung & Erforschung eines „objektiven“ & gleichzeitig überraschenden Prozesses. Als stünden wir staunend & beobachtend vor einem „Wandel“ wie einem Wetterwandel.

Dabei ist der „Klimawandel“ nichts anderes als das Gesamtergebnis unseres industriellen Handelns. Der massenhafte Ersatz von ehemaliger Muskelarbeit von Mensch und Tier durch fossile Verbrennung & Verhüttung wurde einst gefeiert, entzieht uns aber bereits nach 150 Jahren „grandioser Erfolgsgeschichte“ alle Lebensgrundlagen. Die Welt schwitzt und brennt.

Manche wollen das nicht wahr haben und fordern weiteres Wirtschaftswachstum & noch mehr Wohlstand für alle, wie etwa Robert Habeck in einem Interview mit der FAZ. Auf dem Kieler Klimakongress schlug er eine „intelligente“ Klimaanpassung vor, etwa einen Wechsel der Baumarten in den Wäldern und einen Wechsel der Feldfrüchte in der Landwirtschaft. Na dann…

Das ist m.E. viel, viel zu wenig. Es handelt sich beim „Klimawandel“, wissenschaftlich tausendfach bewiesen, um die Folge der Industrialisierung aller menschlichen Lebensprozesse. (Selbst „flirten“ verbraucht jetzt im Gegensatz zu früher Serverenergie). Ohne Strom & Öl läuft nix. Ohne Deindustrialisierung wird es nicht gehen. Dies Jahr steigt der Co2 Ausstoß wieder immens.

Während die Welt „brennt“ wünschen wir Menschen in Deutschland uns statistisch belegt zu 56 Prozent leistungsstärkere SUVs als nächsten Neuwagen und alle Kanzlerkandidaten/innen* wünschen sich verstärktes industrielles Wirtschaftswachstum & noch mehr „Wohlstand“, also weiteren Klimawandel und somit ein verschärftes Brennen der Wälder. Noch kommt das Wort „Verzicht“ im Wahlkampf & seinen Diskussionen nirgends vor. Wir leben wie „Gott in Frankreich“ in „verdientem“ Wohlstand und proklamieren das als Menschenrecht. Die gesamte Schöpfung, nennen wir sie auch Vielfalt, haben wir nicht wirklich im Blick.

Auch die Verschmutzung des Schlei ist ein Teil des „Klimawandels“. Wir deponieren seit 150 Jahren Phosphor und Stickstoff über Abwässer & Düngung in großen Mengen auf dem Schleigrund, rauben ihm damit Sauerstoff für das Leben der Unterwasserwelt. Der Sauerstoff wird eher für die Verarbeitung der menschlichen Lasten (Grünalgen) verbraucht. Wir gehen von 5 bis 7 Millionen Tonnen Faulschlamm in der Schlei aus. Das entspricht in etwa der jährlichen Menge allen anfallenden Klärschlammes in S.-H. (Quelle: Symposium des Ministeriums über die Phosphorrückgewinnung aus dem Klärschlamm). Das Problem wäre lösbar.

Das Forschungsfloß wird all diese Vorgänge auf dem Schleigrund untersuchen & messen & Vorschläge zur Sanierung im Modell „testen“ und wir beobachten im Nebenbei genau, wer das unterstützt & versteht oder uns (eher nicht verstehend) Steine in den Weg legt, damit diese Untersuchungen & Erkenntnisse ausbleiben. Fridays for future ist deshalb für mich eine erfreuliche Erscheinung. (Das ist insgesamt meine persönliche Meinung und nicht die Meinung des SIEZ® die wesentlich vielfältiger ist und das ist gut so. Ich gebrauche hier mein freies Meinungsrecht als Autor eines Artikels.)

Im Folgenden soll es um 2 Fragen gehen: wie sind die Sichttiefen & die Sauerstoffverhältnisse, die Nährstoffverhältnisse & Temperaturen an ausgewählten Schleigründen im Sommer 2021 & stimmen diese mit den langfristigen Untersuchungen des Landesamtes überein und wie verhält es sich mit der der Kolmation, die in der Schlei noch kaum erforscht wird. Kolmation bezeichnet in der Hydrogeologie jenen „Kommunikationsprozess“ von Wasserkörpern über geologische Barrieren hinweg.  So ist es auch eine Frage der Kolmation, was die Schlammbedeckung der Schleigründe für Auswirkungen auf das Grundwasser unterhalb der Schleifurt hat.

Aufgetriebene Blaualgen im kleinen Stexwiger Hafen im August 202 (Foto: Karl Walther)

In diesem Fall also der oberflächennahen Grundwasserkörper mit dem Wasserkörper der Schleifurt. Mindert sich (sozusagen als Marker) der Chloridgehalt des Brackwassers im Grundwasser?

Salzgehalt des „Grundwassers“ in 2,50 Tiefe auf Kieholm 1,045 (Foto: Karl Walther)

Ein Sohn des Inselpächters von Kieholm, selbst schon über 70 Jahre alt & Boxtrainer, erzählte mir, dass man auf Kieholm kein Trinkwasser für die Tiere hatte. Ähnliches hörte ich vom Altbauernstammtisch Ulsnis über die untergegangene Inselgruppe Klein/Groß Lindholm und Aalbek vor Stubbe.

So wurde auf der Liebesinsel von „irgendwem“ ein Brunnen gebohrt. Man kann die Schichtungen am Bohrgut erkennen: nach 80 cm Braunerde wird es lehmig (Ein Drumlin) mit roten Eisenoxideinfärbungen. Darunter dann folgt ein sandiges Schlickgemisch. Bei 2,50m Tiefe läuft Wasser in die Bohrung, das brackig schmeckt. Der Salzgehalt des „freien“ Schleiwassers um Kieholm herum ist etwas salziger. Es liegt nach langen Messreihen des Landesamtes auf Höhe Lindholm bei 1,08 bis 1,09 und selbst in der Großen Breite immer über 1,065.(Quelle: Ergebnisse langjähriger Wasseruntersuchungen in der Schlei vom Landesamt).

Sand und Sandschlickmassen des Kieholmfußes verringern den Salzgehalt des Schleiwassers. Dazu kommt die eigene Grundwasserneubildung der kleinen Landmasse (Niederschlag minus Verdunstung und Verbrauch). Eindeutig stehen das Grundwasser Kieholm & das Schleiwasser miteinander in „Kontakt“. Die Bauern haben Recht: solches Wasser kann man den Tieren nicht anbieten.

Spezifisches Gewicht des Kieholm umgebenden Schleiwassers fast 1,07

Die Bäume auf Kieholm und insgesamt die Bäume in unmittelbarer Schleinähe haben also begrenzte Wurzelräume, wenn sie nicht salztolerant sind. Wir werden  auf meiner Salzwiese kleine Brunnen bohren und die Abnahme des Salzgehaltes in zunehmender Entfernung & Geländeanstieg von der Schlei messen.

Die Sichttiefen lagen am 12. August bei Tonne 62 (Große Breite) bei 1 Meter und übertreffen damit den Durchschnitt der Sichttiefen der langjährigen Untersuchungen. Bei Tonne 59 (Höhe Königsburg) sind es 1,10m! Die Schlei wird sichtiger!

Die Temperaturen bei Tonne 62 Oberfläche 20,2 °C und in 3 Meter Tiefe 20,6 °C. In beiden Tiefen lag die Sauerstoffsättigung bei 80 Prozent (7,1 mg) Bei Tonne 59 hatten wir in 3 Meter Tiefe 22,2 °C und 6,82 mg Sauerstoff. Im Oberflächenwasser waren es 8,35 mg Sauerstoff bei einer Temperatur von 20,6 °C = 92 % Sättigung.

Am avisierten Standort des Forschungsfloßes bei 2 Meter Tiefe hatten wir am Grund 19,8 °C und 5,01 mg Sauerstoff (Sättigung 54%) Gemessen mit dem Dänischen Oxiguard, frisch kalibriert.

Wir können die Werte mit denen des Landesamtes nicht genau vergleichen, weil wir nicht wissen, in welcher Tiefe man dort misst. Aber die gefundenen Werte liegen durchaus in deren Variationsbreite.

Nächtliche Aufnahme einer der zahlreichen Rippenquallen? (Foto: Karl Walther)

Überall in den Häfen findet man im August aufgetriebene Blaualgenplacken und die Fischer beschweren sich über ein Massenvorkommen von Quallen, die das Fischen erschweren. So machte ich ein nächtliches Foto vom Wasser in Missunde. Eine der drei beobachteten Quallenarten soll sogar des Nachts leuchten wie die Noctiluca. Diese fand ich nicht. (Wohl aber ein Freund in Haddeby.)

Es trieben große Mengen Quallen mit dem eingehenden Strom ein. Das starke Scheinwerferlicht lockte hunderte Fische bis zur Fingergröße an. Die Bildqualität ist allerdings miserabel.

Ein Tanz der kleinen Fische

Wie sieht es mit den Nitrat- und Phosphatwerten im Massenwasser in 2 Meter Tiefe bei der Königsburg aus? Außerdem ließen wir die hygienische Qualität (Colibakterien) des Badewassers am Bohnerter Badestrand und im Massenwassers in 2 Meter Tiefe vor der Königsburg  bei Agrolab messen. Hier die Ergebnisse: Das Massenwasser der Schlei ist praktisch nitratfrei  (unter 0,09mg/l) und von den Grünalgen vollkommen verbraucht. Auch das erklärt die guten Sichttiefen.

Der Gehalt an Phosphor beträgt 0,6mg/l und ist damit doppelt so hoch wie im Schnitt der letzten Jahre. Ich wage die Vermutung, dass es zu erheblichen Rücklösungen auf dem Grund der Schlei kam.  Nur das Forschungsfloß kann diesen Sachverhalt klären helfen. M.E. hätte ein heißer August zu einer erheblichen Blaualgenblüte geführt. So sind wir dran vorbei „geschrubbt.“

Die hygienische Qualität des Schleimassenwassers ist einwandfrei  und frei von Colibakterien und Enterokokken (Darmbakterien von Warmblütern & Enten)

Am Bohnerter Badestrand finden wir 160 Enterokokken/100ml Oberflächenwasser, gemessen in Hüfttiefe. Das ist immer noch eine vernünftige Badewasserqualität. Das Fehlen von Colibakterien hier an der Königsburg bringt die Badestelle in die Kategorie „ausgezeichnet“. Gleichzeitig darf man das Wasser nicht trinken. Das setzte das Fehlen aller Enterokokken voraus.    

                                                        Ein absolut erfreuliches Ergebnis!!!

Der Rohbau des Forschungsfloßes ist so gut wie abgeschlossen. Wir beginnen jetzt mit der Montage der Tragbalken für den Gehbelag. Gleichzeitig erfahren wir über das WSA Lübeck, dass Minister Albrecht (GRÜNE) aus „Naturschutzgründen“ das Forschungsfloß verbieten wird. So ernst nehmen die GRÜNEN in Wirklichkeit den Kampf gegen den Klimawandel und so worttreu sind sie gegenüber dem Koalitionsvertrag. Die SPD wird zu diesem unglaublichen Vorgang eine kleine Anfrage im Landtag beantragen. Zuerst wollte Dr. Trepel, Abteilungsleiter des MELUND uns noch mit 8 Tausend Euro fördern. Dann war wohl irgend eine andere Überlegung lukrativer. Liebt „Kiel“ die Schlei nur am Rande des Abgrunds? Schaun wir mal, auch das SIEZ® hat „Freunde“.

Weiterhin sind wir auf Spenden & Mithilfe angewiesen. Eine „Seabin“*) z.B. würde uns ermöglichen, das Treibsel auf der Schlei abzufischen und genauestens mittels einer Masterarbeit zu untersuchen. Die Schlei versorgt die Strände mit Treibsel. Gern liegt es als kompostierender Streifen am Ufer. Dieser Streifen ist auch eine Saatenbank (neben einer Bank für Schleswiger Plastik, das auch immer noch anlandet.)

*) Eine „Seabin“ ist ein Eimersystem, das sich hydraulisch absenkt & hebt und damit im Umkreis von 100 m2 das Oberflächenwasser anzieht und  abfiltert. Es wurde entwickelt, kleine Hafenflächen müllfrei zu halten. Interessant ist allerdings der „Beifang“ an Saaten, Laich und „anderem Schwimmsel“. Solch eine Seabin  am Forschungsfloß kostet gute 3 Tausend Euro. Es wäre für Förderer der Schlei und zum Aufbau eines Brackwasserinstituts die perfekte Spende.

Das Forschungsfloß im Rohbau, im Hintergrund Kieholm

Soviel zur  Sommerschlei. Wir sind guten Mutes.  Bauen das Floß zu Ende. In Kürze erscheint auf unserer Homepage ein Bericht der „Warnemünder“ (OIW) zur Mikroplastikbelastung im Heringslaich.

                        Nehmen Sie gegebenenfalls Kontakt mit mir auf, karl-walther@gmx.de               

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Die Schlei im Frühjahr & die Geschichte des Rechts

Die Schlei im Frühjahr & die Geschichte des Rechts

Die Sichttiefen im Schleiwasser gehen im April stark zurück. In der Nähe Finstersterns, bei Tonne 61 hatten wir im Winter Sichttiefen von 1,70 m bei Wassertemperaturen von 0-2 °C. Nun sind es bei Tonne 61 nurmehr 85 cm bei 8,1 °C und überreichlichem Sauerstoff in allen Wasserschichten.
Die während des Winters und im Frühjahr im Schleiwasser angereicherten Nährstoffe, Sonne und Wärme lassen jetzt bei zunehmendem Licht & Wärme die Grünalgen wachsen. Das mindert die Sichttiefe. Später sterben die Algen ab, bauen sich auf dem Grund unter Sauerstoffverbrauch ab; neuer Faulschlamm entsteht.
Das Schleimassenwasser bei Königsburg hatte folgende Werte, die wir wieder bei AGROLAB Kiel untersuchen ließen: Nitrat NO3 im Januar von 7,3 mg/l sinkt  auf 4,1 mg/l Mitte April 2021.

Der PO4 Gehalt steigt (bleibt konstant) auf 0,24 mg/l. (Im Januar 0,22 mg/l  am  selben Ort).

Das Steigen (Bleiben) des Phosphatgehaltes rührt bei den hohen Sauerstoffgehalten über  Grund und Temperaturen von 8,1°C nicht von der Rücklösung her, sondern von den hohen momentanen Einträgen aus den Auen und diffusen Quellen. Der Rückgang beim Nitrat entspricht dem Verbrauch durch die Grünalgen und korreliert mit dem starken Rückgang der Sichttiefe.

Die Schlei blüht innen wie außen

Neuer Faulschlamm entsteht. Die Nährstoffkonzentration liegt beim Phosphor über den Werten der Neunziger Jahre. Beim Nitrat leicht drunter. (Landesamtwerte der langjährigen Untersuchungen).
Von hohem Interesse ist die Ganglinie der Phosphatkonzentration im Schleiwasser zwischen Düngung und Rücklösung und Verbrauch. Der Betrieb des Forschungsfloßes allein kann darauf Antwort geben.

Vermüllung an der Schlei (Foto: Dieter Beyer)

Wir haben die Nährstoffwerte der Auen gemessen: die Schwastrumer Au hatte am 15. April 27mg Nitrat und 0,839mg/l PO4. Die Au ist auf dem Weg zur Schwonsburg stark vermüllt.
Die Petribek zeigte 23,5 mg/l Nitrat und Phosphat über der Nachweisgrenze von 1,5 mg/l PO4. Dieser hohe Phosphatwert verteilt sich auf das marode Klärwerk Rieseby und die Düngungen. Wir wollten die jeweiligen Anteile nicht näher ausmessen, denn das Klärwerk Rieseby steht ja vor der längst überfälligen Modernisierung.
Die Koseler Au hatte bei den Nitratwerten diesmal die Krone auf mit 90,8 mg Nitrat bei niedrigem Phosphatwert von 0,17 mg/l. Solche Messungen sind ja immer Momentaufnahmen, vielleicht wurde im Umfeld gerade gegüllt. Die Norby Au hatte 70,8 mg Nitrat und auch der Phosphor lag über der Messgrenze. Hier haben wir die Verdünnungsmethode gewählt und kamen damit auf einen Phosphatgehalt von 2,46 mg/l. Da die Au durch mein Dorf fließt, hole ich das Auwasser als Düngekonzentrat fürs Gewächshaus. Trinkbar ist das Wasser nicht.

Die Hüttener Au bei der Tankstelle hatte 40mg Nitrat und 1,367 mg/l Phosphat.

Die Osterbek bei der Wassermühle 60,4 mg/l Nitrat und 0,831 mg/l PO4. Jeweils mit einer zusätzlichen Kontrollmessung und dem Söll Photometer gemessen.
Die Frühjahrsdüngung mit Gülle und Kunstdünger in der Landwirtschaft ist in vollem Gange. Dazu kommen die Einträge der Klärwerke. Die hohen Nitratwerte um diese Zeit sind bekannt, die hohen Phosphatwerte deuten auf sehr viel Gülle hin.

Wie sind diese Umweltbeeinträchtigungen eigentlich rechtlich zu werten?

Auch das Recht und seine Veränderung im Wandel der Zeit ist ein Informationsobjekt (Schleiinformations und Erlebniszentrum SIEZ®) für uns. Einige Schleifreunde haben mich wegen dieses Exkurses kritisiert. Das finde ich schön, Kritik bedeutet Teilhabe. Noch mehr Teilhabe führt dann zur lebendigen Debatte mit eigenständigen Beiträgen für unsere Homepage. Darauf freue ich mich riesig.
Prof. Dr. Uwe Wesel untersucht in seinem Buch „Die Geschichte des Rechts“ (Beck 3. Auflage) die Entwicklung der Rechtsprechung über die Jahrtausende. Noch vor der Entstehung des „Privateigentums“ und damit in der Folge der „Eigentumsrechte“ in nicht sesshafter Zeit (etwa zur Flutung der Schleifurten) regelte das Recht vor allem Mord, Totschlag und Inzest. Der Inzest wurde von den Gesellschaften (von den Pygmäen über Mitteleuropa bis zu den Eskimos) langsam durch Inzestdepressionen erkannt, verstanden und dann als „privates“ Vergehen am gesamten Stamm gesehen. Deshalb galt als Strafe der Ausstoß aus der Gesellschaft. (Becksche Ausgabe S.27 beschreibt den Inzest von „Kelemoke“ an seiner Kusine, ein Pygmäenkonflikt) Es brauchte Jahrtausende bis menschliche Erfahrungen Niederschlag in Religion und Recht einfanden. Gerade findet die Ökologie langsam Eingang ins Recht, nachdem die Gesellschaften die Folgen der Industrialisierung zur Kenntnis nehmen. Vor 100 Jahren etwa entstand das Naturschutzrecht in Deutschland zum Schutze nationaler Naturdenkmäler, 1957 das Wasserhaushaltsgesetz und um die Jahrtausendwende die Wasserrahmenrichtlinien.

Was schützen diese Rechte?

Sie schützen den weiteren menschlichen Gebrauch der Naturressourcen. Die Grundlage der Ökologie geht in unsere Rechtsprechung noch nicht ein, dass die Ökosystem (man nennt es auch Vielfalt) ein eigenständiges Recht auf Existenz haben.
Ein gutes Beispiel ist die Rede des Häuptlings Seattle (Walter Verlag) aus dem Jahr 1855 vor dem Präsidenten der USA zum Abkauf der Indianerjagdgründe:

 „Glänzendes Wasser, das sich in Bächen und Flüssen bewegt, ist nicht nur Wasser, sondern das Blut unser Vorfahren. Die Flüsse sind unsere Brüder, sie stillen den Durst. Die Flüsse tragen unsere Kanus und nähren unsere Kinder. Die Luft ist kostbar für den roten Mann, denn alle Dinge teilen denselben Atem.“

Im Gewässerschutzrecht (ich zitiere aus Prof. Dr. Klöpfer „Umweltschutzrecht“ neuste Ausgabe 2019, Beck, S. 425) „Das Umweltrecht muss dafür sorgen, dass eine Gesellschaft quantitativ  über genug und qualitativ über hinreichend gutes Wasser verfügt.“
Zwischen diesen beiden Positionen liegen Welten! Das Gewässerschutzrecht kennt die Ökologie noch nicht.
Die Vergiftung des Schleigrundes beim Wikingturm war straffrei. (Nulla poena sine jure = keine Strafe ohne Gesetz) Auch die Erzeugung von Faulschlamm auf dem Schleigrund und die Vergiftung der Auen sind straffrei, weil nicht wirklich nachweisbar und „wen schädigt man denn da überhaupt.“
Auch bei der Betreibung kommunaler Klärwerke vertraut die Gemeinschaft auf die Selbstkontrolle im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung. Ich zitiere Dr. Moritz Leutner (Das Recht der Abwasserbeseitigung und die nachhaltige und an den Klimawandel angepasste Entsorgung von häuslichem Abwasser, Doktorarbeit NOMOS 2016, S. 107) …“Die Regelung …der Abwasserbeseitigung berechtigt die Gemeinden  daher grundsätzlich nach ihrem autonom gebildeten Gestaltungswillen frei und ohne staatliche Einflussnahme über das Ob und die Art und Weise der Erfüllung der Aufgabe (Abwasserbeseitigung) entscheiden zu können.“
Das Leben in den Ökotopen hat keinen Vorrang und somit keinen eigenständigen Schutz auf Unversehrtheit.  Als menschliche Gesellschaft sind wir  mit unserer Rechtsprechung noch nicht bei der Ökologie (und den inzwischen ausgerotteten Indianern) angekommen. Das findet sich auch in der Klimadebatte wieder, die nicht auf die Unversehrtheit der Schöpfung abzielt, sondern auch die kommenden Nutzungseinschränkungen für die menschliche Gesellschaft, m.E. zu kurz gesprungen. Wir sind langsam. Da bleibt viel Luft nach oben.
Hoffentlich kann der Verein mit diesem Diskurs des Vorsitzenden leben.
Ja, das SIEZ® baut das Forschungsfloß und ist im Antragsverfahren dazu. Im Juni hallt der erste Hammerschlag über die Salzwiese. „Schaun wir mal“. Von den vielen Schwierigkeiten zu berichten wäre müßig und wenig humorvoll.
Es bahnt sich auch eine Zusammenarbeit mit dem Geomar/Helmholtzzentrum an und mit der Christian Albrechts Universität & Stiftungen. Somit wird das Forschungsfloß von den hochrangigsten Experten Norddeutschlands/Nordeuropas betreut werden. Wir werden auch dem IPPC mit Klimadaten hilfreich sein. Dem SIEZ®wird die nötige Vernetzung & Verantwortung zugetraut.

„Wir schaffen das und kommen einem Brackwasserinstitut einen Schritt näher“

Auch die Ablehnung der Jamaikakoalition wankt. Die CDU in der Koalition versucht uns jetzt zu helfen. Wir brauchen auch eure Spenden, auch kleine Beträge. Der Vorstand bereitet moderne digitale Spendendosen vor.
Ja, auf unserer „Orchideenwiese“ blüht das Löffelkraut und Scharbockskraut und Löwenzahn und Sumpfdotter machen das Frühjahr eidottergelb und himmlisch schön!

Das Bild zeigt die angestrebte Position des Forschungsfloßes: Finsterstern, auf dem Sand der Breitengründe, aber näher am „Salzstreuer“ der Ostsee, ein perfekter Brackwasserstandort (Foto K.Walther)
Sumpfdotterblumen (Caltha palustris) am Orchideenwiesengraben (Foto: K. Walther, Mai 2021)

                                                           Verantwortlich für den Inhalt: Karl Walther, Vorstand SIEZ®

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Erinnerungen von Christine Hansen über Peter Hansen und über die letzte Dampferlinie

Erinnerungen von Christine Hansen über Peter Hansen und über die letzte Dampferlinie

Das SIEZ trauert um Christine Hansen. Vor einigen Jahren lernte ich sie bei den Recherchen über die blaue Dampferlinie kennen. Dies Büchlein gibt es beim Vorstand des SIEZ immer noch zu kaufen. Christine war die letzte des „Hansenclans“ und Tochter des Gründers der Blauen Dampferlinie. Ende Oktober 2020 trafen wir uns zu einem Gespräch, das ich aufzeichnen durfte. Leider kommt es nun nicht dazu, daß ich Fotos machen durfte von ihren Erinnerungsstücken des Schiffskapitäns Peter Hansen, der Anfang 1800 als Matrose und dann als Kapitän die ganze Welt besegelte und eine gewisse Rolle beim Schleswig-Holsteinischen Aufstand gegen die Dänische Blockade 1848 spielte. Seine Nachkommen gründeten die Blaue Dampferlinie. Christine bestellte einen ganzen Karton Destillate für ihre Weihnachtsgeschenke bei mir, die ich verabredungstreu am 22.November 2020 bei ihr vorbei brachte, an ihrem Todestag. Sie konnte die Tür nicht mehr öffnen und ich stellte den Karton auf ihre Ruhebank vorm Haus. Auf die nicht mehr zu erwartende Bezahlung verzichte ich im Andenken an sie gerne. So geht das Leben.

Lesen Sie hier das verschriftlichte Interview mit ihr, das wir wegen vieler privater Bemerkungen nicht als Audiodatei veröffentlichen. Was ich nicht fotografieren konnte? Einen Dolch & einen Säbel, den Peter Hansen geschenkt bekam. Wenn Christines Geschichte stimmt, sollte ein Teil der Schleswig-Holsteinischen Geschichte umgeschrieben werden. Peter Hansen gründete in Westafrika einen afrikanischen Zweig der Familie Hansen und seine Söhne einen australischen Zweig. Dem amerikanischen Präsidenten rettete Peter Hansen nach seiner Urenkelin „den Arsch“ in der Schlacht in New Orleans gegen die Briten. Der Präsident schenkte ihm daraufhin weite Ländereien in Amerika.

Christine Hansen berichtet

Das da auf dem Foto im blauen Buch, das sind meine Großeltern, August Christian Hansen und Frau Friederike, geb. Möller in der Privatstraße 8 in Kiel. Sie stammte von der Brauerei zur Eiche. Alle Männer in unserer Familie haben spät geheiratet. So gehen die Generationen ineinander über. Ich von unserer Generation bin die letzte und der erste der nächsten Generation ist nur ein Jahr jünger als ich, die dann folgt.

Peter Hansen war ein „plietscher Kerl“. Heute war er superreich, morgen schon wieder mausearm. Er sagte: meine Taschen haben ein Loch. Ich kann reinstopfen, was ich will, bald schon sind sie wieder leer. Ein Lebemann aber war er nicht. Er hat viel Gutes gemacht. Mit Schiffen ist es genauso wie mit Pferden: da kannst du viel gewinnen und genauso dein Geld wieder verlieren. Mal hatte er nen Schiff, mal war er angestellter Kaptän. Er war ein Hasadeur.
Ja, er hatte viele Frauenbekanntschaften unterwegs. Aber das war ja normal. Er muß eine sehr großzügige Frau gehabt haben, die stammt aus Lübeck, aus Gotmund. Da, von den echten Goten, ist das eine von. Das war die Frau von Peter Hansen.
Als er von dem afrikanischen Häuptling eine Frau geschenkt bekam, hielt er Rücksprache und sie hat sie das akzeptiert.
Zu dem Geschenk dieser Häuplingstochter kam es so: er hatte Menschen für Amerika geladen als Sklaven. Als er das mitbekam, segelte er sofort zurück nach Freetown und der Häuptling dort war sehr glücklich und beschenkte ihn mit dieser Frau, seiner schönsten Tochter.
Seine Söhne waren auch Kapitäne. Man unterhielt Geschäftsbeziehungen nach Australien. Auf dem Weg nach Australien haben die Söhne und er einen Zwischenstopp in Sierra Leone in Freetown gemacht. Da hat man das Salz der Sapi geladen und unterwegs verkauft. Davon haben viele Hansens gelebt, auch die Frau aus Sierra Leone mit ihren schwarzweißen Kindern. Und das nicht schlecht. In Portugal hatte er das gesehen, wie das Salz eingetrocknet wurde und hat das in Westafrika angewendet und weiter gegeben.
Man war in Angeln ja bereits frei von der Leibeigenschaft, da konnte er als Freier das Grundstück gegenüber von Arnis kaufen, da in Amalienburg hat er dann gebaut, so viel Geld hatte er von seinen Reisen über.
Immer wenn er Geld brauchte, kriegte er das zusammen, da war ja dieser schreckliche Krieg zwischen der Freiheitsbewegung und den Engländern in Amerika 1815. Er war auf der Seite der Freiheitskämpfer und bekam für seine Tätigkeit unheimlich viel Land in Iowa geschenkt und auch die amerikanische Staatsangehörigkeit. Das war der Sieg der Unabhängigen gegen die Briten in New Orleans. Dorthin wanderte eine seiner Töchter aus. Die war in Deutschland mit einem sehr reichen Mann verlobt aus Rothensande, ein Blessmann. Die gingen nach Iowa und der wurde dann Stadtkämmerer von Des Moines, der Hauptstadt von Iowa. Die Hansentochter starb und die neue Frau luchste der Altfamilie und den Hansenenkeln alles ab.

Die Söhne von Peter waren unterschiedlich erfolgreich. Da war ein Hans Wilhelm und ein August Christian, alle waren sie Kapitäne. Einer starb früh als Lotse in Australien, er wurde vom Blitz erschlagen. Einer wurde in Indonesien von den Hottentotten aufgefressen. Einer gründete eine australische Niederlassung der Hansens. Mit denen hat meine Familie immer noch Kontakt.

August Christian war der erfolgreichste von Peters Kindern. Er war erfolgreicher Reeder und Kapitän. Er lernte eine Möller kennen, die hatten einen Baustoffhandel in Kiel. Die Familie kaufte ein Grundstück, da wo später die Kruppsche Werft war, in Ellerbek. Halle 400, wenn ihnen das etwas sagt. Als Preußen immer weiter aufrüstete, wurden wir enteignet und nach Wellingdorf umgesiedelt.Da waren drei Kinder und August Christian und Frau. Da kam die neue Kalkbrennerei hin und der Handel. Das ist da, wo jetzt Geomar ist, das gehörte uns.

A.C. Hansen kaufte dann jemandem die Fährlinie von Wellingdorf nach Kiel ab.. Das lief gut. Er starb 1902.
Mein Vater, der Sohn von A.C. wollte das mit den Schiffen hochhalten. Aber es war das Schlimmste, was passieren konnte. Ein ewiges Zusatzgeschäft. Da sind unsere Elmschenhagener Ziegeleien bei drauf gegangen, zwei Ziegeleien.

In den Dreißiger Jahren kaufte mein Vater die Kreisschifffahrt auf der Schlei. Bei den Hansens kamen die Kinder immer sehr spät. Ich bin von 1941. Vater fühlte sich mit der Schifffahrt sehr verbunden. Auch er hatte ein Kapitänspatent.
Die Blaue Dampferlinie war Dreh- und Angelpunkt der Schlei. Da war ja nix los. Die Linie war die Verbindung nach Kiel. Deshalb bekamen wir nach dem Krieg von den Briten schnell die Lizenz für die Linie Kiel-Schleswig zurück. Über Land ging da ja nix. Am Freitag nachmittag ist man von Kiel los und war am Sonntagabend zurück in Kiel. Da waren unzählige Bedarfshaltestellen. Ich kann mich an Kitte Köster erinnern, den Ausrufer unserer Linie. Ein netter, uriger Kerl. Er kündigte unsere Abfahrten in den Straßen von Schleswig, Arnis und Kappeln an. Auch die Badefahrten nach Schleimünde. Aber nicht nur das. Ich erinnere, wie er in Arnis auch die neuesten Nachrichten der Zeitung ausrief: bimmelimmeling…die neusten Nachrichten, meine Damen und Herren…
Da standen sie alle in Arnis und haben aufgehorcht.
Oh Gott, war das ne Zeit.
Na ja, das letzte Stück Krieg haben wir Hansens in Arnis verbracht.
Unser Betriebsgelände in Kiel war ja von vorbildlicher Ordnung.
Da haben die Bomberpiloten an eine militärische Einrichtung gedacht.
Bomben fielen zuhauf.
Eine traf den Pferdestall unseres Speditionsbetriebes.
60 Pferde kamen in den Flammen um, schrecklich.
Wir hatten eine Schute, die lag bei Alfred Eberhard auf der Werft in Arnis.
Schnell wurde die provisorisch zum Wohnen ausgebaut.
Dort haben wir erbärmlich gewohnt.
Die Arnisser hatten ja alles: Garten, ihre Kaninchen, ihr Schwein.
Wir Hansens hatten nix.
1948 sind wir mit der Schute nach Wellingdorf zurück.
Die Fahrt war schrecklich. Der Boden der Schute war aus Holz, undicht.
Wir durften nur auf einer ausklarierten Zwangsroute im Konvoi fahren wegen der Minen.
Die Engländer begleiteten uns.
Auf einmal machte es Bumm und ein Fischkutter des Konvois war auf eine Mine gelaufen.
Ging in die Luft, schrecklich!
Die waren alle tot.
So kamen wir zurück nach Wellingdorf.
2 Pferde gabs da noch und einen alten LKW mit Glühkopfmotor.
Und wissen sie was, der wurde uns doch tatsächlich auch noch gestohlen. Aber ein Kunde von uns erkannte das Fahrzeug am Gewummer. Schwang sich auf die Ladefläche, gab den Dieb bei der Polizei ab und wir bekamen die Cheese wieder.
Mein Bruder lebt ja noch. Er konnte diesen Motorenklang nachmachen. Er konnte alle unsere Schiffsmotoren nachmachen und am Klang erkennen. Er hat es schwer mit dem Leben, eine Zangengeburt, vieles konnte er nicht, aber das konnte er.
Auf See, man sah das Schiff gar nicht, BöbbBöbbBöpp, er wusste, wer da kam.
Es war ein ewiges Zusatzgeschäft, die Schleischifffahrt. Die 60iger Jahre waren hart. Wir mussten die Brücken unterhalten. Die Bischofflinie war frech. Für sie florierte das und sie kauften aus Eckernförde noch ein Schiff dazu. Die fuhren unsere Brücken eine Viertelstunde früher an, kassierten unsere Passagiere ein, aber hatten keine Brückenkosten wie wir.
63/64 waren harte Winter mit LKW‘s auf der Förde noch im März/April. Von den Hilfsgeldern der Regierung bekamen wir nix, aber die Bischoffs. Wir blieben auf 96 Tausend Mark Lohnkosten ohne Gegeneinnahmen sitzen.
So gaben wir dem Landrat Klaus Kühl aus Angeln die Brücken zurück und stellten die Linie Ende der 60iger ein.
Ich war im Betrieb Mädchen für alles, die Tochter vom Chef eben.
1969 stellten wir auch die Fördelinie Neumühlen – Seegarten ein. Wir hatten durch die Misere mit unserer Schifffahrt viele Bankschulden. Deshalb mussten wir Immobilien und Grundstücke verkaufen.
Nur dieses Haus, in dem ich jetzt wohne, ist geblieben. Zum Heiraten bin ich nie gekommen. Da war immer zuviel zu tun.
Aber wir hatten es auch schön. Bei Eberhards lag unser Norwegischer Spitzgatter, 60 Quadrat allein das Großsegel. Damit waren Vater und ich viel unterwegs, nach Thurö hoch und Langeland, überall hin auf der Ostsee. In den Dänischen Häfen ging die Buddel rum, wenn wir einliefen:
„Oh, August Hansen kommt“ hieß es dann. Wir mochten die Dänen, die Dänen mochten uns.
Einmal hörte ich beim Segel hissen ein Gebrüll. Das war mein Vater. Er war mit seinem goldenen Ring in einem Segelbeschlag hängen geblieben und stieg jetzt mit dem Groß am Mast auf.
Ich war ja man nur so eine „Spinnenmaus“. Langsam fierte ich das Segel. Aber den Ring von Vater, den mussten wir auftrennen, denn der Ringfinger wurde dick.

Die Bilder unserer Yacht habe ich noch im Keller. Tief vergraben. Hängt zu viel Abschiedsschmerz dran, zu viel Verzicht.
Da ist auch noch ein Säbel und ein Dolch von Peter Hansen. Der war nämlich, was keiner weiß, für kurze Zeit Dänischer Admiral.
Ob das mit Freibriefen und Piraterie oder mit 1848 zusammenhängt, darf ich nicht sagen.
Denn eine Schwester meines Vaters heiratete nach Dänemark. Dänemark und die Hansens haben beschlossen, Stillschweigen über die Rolle Peter Hansens im Konflikt von 1848 auszuüben.
Peter hatte ja die Dänen bei der Blockade, ich sag mal gut behandelt und davonkommen lassen.
Den Admiralssäbel und den Dolch dazu, den zeige ich ihnen beim nächsten Mal, auch Fotos von den afrikanischen, blauäugigen Hansens, die mein Vater mit einem Handelsschiff in den Fünfzigern einmal besuchte.
Ende des Interviews

Dazu wird es nun nicht mehr kommen. Der Tod kam dazwischen. Zur Ehre von Peter Hansen, dem Schleiabenteurer, will ich glauben, daß dieser erfahrene Seemann im Konflikt zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark auf der Seite der Dänen stand und die „Galathea“, die die Schleimündung für Dänemark sperrte, davon kommen ließ. Vielleicht war ihm S.-H. bereits zu preußisch. Die Wahrheit über diese übermäßig wichtige historische Frage liegt tief vergraben im Keller von Christine Hansen oder bereits auf einer Kieler Mülldeponie.

                        Karl Walther im März 2021

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Die Schlei im Januar 2021 – Von Pinguinen und Giraffen –

Die Schlei im Januar 2021 – Von Pinguinen und Giraffen –

„Die Schlei birgt viele Geheimnisse“ schrieb die Schleswig-Holstein Zeitung am 25. Januar in einem Artikel über das SIEZ®. Unser Verein versucht Phänomene der Schlei mit allen Sinnen aufzunehmen und zu verstehen. Dazu gehören auch Gerätemessungen von Gewässereigenschaften. Messungen sind zwar genau, aber auch Momentaufnahmen. Erst eine Messreihe sagt (fast) soviel aus, wie z.B. das Finden von Kammlaichkraut oder Braunalgen (Kleverkruut).
Auffällig war im Januar eine Verbesserung der Wintersichttiefen der Schlei um rund 40 Prozent verglichen mit dem langjährigen Mittel aus den Planungsunterlagen über die Schlei.

Messen mit der Secci-Scheibe (Foto: Karl Steinmetz, Schleswig-Holstein Zeitung)

So hatten wir in der Mitte der Großen Breite bei Tonne 71 eine Sichttiefe von 140 cm, bei Tonne 67 (Durchbruch der Beckenrandlage Burg/Missunde) ebenfalls 140cm und vor Finsterstern bei Tonne 61 eine Sichttiefe von 170 cm. Weitere Messungen wurden durch die Eisbildung/Wintereinbruch unmöglich.
Die Messung der Sichttiefen ist wichtig, wenn sie langfristig verläuft und man durch viele Messungen einen vernünftigen Mittelwert errechnen kann. Denn manchmal ist das Schleiwasser auch von Sand und Silt „dick“ wie die Fischer sagen oder von der Algendrift. Da sollten schon so viele Messungen vorhanden sein, dass die Singularitäten in der Masse verschwinden. Perfekt wäre die ständige digitale Messung an einigen Punkten. Dazu aber muss „Schleiliebe“ in der Gesellschaft vorhanden sein und auch ein wenig Geld.
Jede Einzelmessung bleibt eine Momentaufnahme. Letztlich messen nur alle Sinne & das Herz den wirklichen Zustand der Schlei. Einzelne Messwerte sollten nie überbewertet werden. In diesem Winter nach langer Trockenheit kommt die Schlei „sauberer“ daher. Das ist schön!
Aber eine längere Regenperiode transportiert schnell große Nährstoffmengen in die Drains, Auen, in die Schlei und füllt die Nährstoffvorräte auf und eigentlich brauchen die Böden & die Landwirtschaft den Regen dringend.
Im Einzugsgebiet der Schlei leben bummelig 100.000 Menschen und ungezählte Schweine und Rinder. Alles Leben befindet sich im Stoffwechsel, lebt und vergeht und gelangt dann auch in die Gewässer. Jedenfalls solange die Gesellschaft das zulässt.
Das SIEZ®  nimmt Wasserproben aus den Auen. Wir vergleichen diese und sind oft erstaunt über die gewonnenen kleinen Einblicke. So mündet die Petribek in die Schlei auf die allerschönste malerische Weise, wie ein Bach das nur tun kann. 

Dieter Beyer an der Petribek beim Probennehmen

Die Sauerstoffwerte sind perfekt, auf den vielen Geröllsteinen haftet ein quicklebendiger Biofilm und klaubt Nährstoffe aus dem Wasser. Die sind reichlich vorhanden, vor allem Nitrat und Phosphat. Wir dachten stets, die intensive Landwirtschaft vorm Jahnsholz sei verantwortlich. Doch das stimmt nur zum kleinen Teil.
Da nahmen wir Proben in Rieseby einige hundert Meter nach dem Klärwerk und bemerkten die schlechte Leistungsfähigkeit des Klärwerks dort. Rieseby wächst und wächst. Hat den perfekten Bahnanschluß und alle Versorgungen als Wohndorf. Seit langem ist das Klärwerk aber marode und zu klein. Man weiß um das Problem. Mutet aber der Umwelt und dem Bach und der Schlei lange zu viel zu.

So, liebes Amt, liebe Gemeindevertretung, wird die Schlei nicht sauberer!

Immerhin soll jetzt etwas geschehen. Darüber freuen sich Bach und Schlei und das SIEZ®! Aber gleichzeitig wird Rieseby nach den neuen Planungen verstärkt weiter wachsen. Rieseby ist einer der starken Schleiverschmutzer.

Schaum auf der Norbyer Au

Die Nährstoffbelastungen in den Auen waren viele Jahre lang höher als im Januar 2021. Wir haben sie in unserem Betreuungsgebiet einmal durchgemessen. Wir haben die genauen Werte auf unserer aktiven Berichtskarte eingepflegt.
Wären die Auen Pinguine, deren Länge man misst, kommt das mit den Nitratwerten und der Pinguinkörperlänge in etwa hin. (Körperlänge in cm und Nitratwert in NO3 mg/l) Misst man dann aber die Nährstoffwerte der Norbyer Au, erreichen die Werte im Vergleich die Körperlänge von Giraffen. Zu Neujahr viel Schaum auf der Au und 200mg Nitrat beim Sportplatz, dann zum Monatsende wieder viel Schaum und 140 mg. Ein Pinguin misst etwa 45 cm, eine Giraffe 3 bis 4 Meter, das passt. Da tauchen Fragen & Antworten auf. Der höchste Wert, den das SIEZ®  in der Norbyer Au je gemessen hat, war 320 mg/l Nitrat.

Kein Pinguin, eine Giraffe. Das SIEZ® informiert, handeln müssen andere.

Wir haben die Phosphatwerte und die Nitratwerte des Schleimassenwassers im Jenner 2021 bei Windstille in 50 cm Tiefe gemessen. Das war in der Königsburgrinne 7 Meter über Grund und bei AGROLAB in Kiel analysieren lassen. Das ist für uns teuer, aber kleine Werte unter 10 mg Nitrat können wir mit dem Söllphotometer nicht genau messen. Was kam dabei im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten heraus?
Der Prüfbericht von AGROLAB gibt als PO4 Wert 0,22mg/l an. Berechnet auf den mittleren Phosphatgehalt bedeutet das 0,07mg Phosphat. Das liegt exakt im Bereich des langfristigen Mittels aus den Planungs- und Untersuchungsergebnissen von 1980, allerdings stehen noch zwei Monate ins Haus, in denen die Phosphatvorräte aufgefüllt werden und man kann daher (vom P her) auf ein normales bis leicht verstärktes Algenwachstum schließen. Es gibt vom Phosphateintrag seit 40 Jahren keine Besserung!
Der Nitratgehalt des Schleimassenwassers beträgt mit 7,3 mg NO3 (1,8 mg Nitrat), also etwas weniger als die mittlere Winternitratkonzentration aus den Planungsunterlagen (2,5 mg an dieser Stelle). Auch hier gilt: der Winter ist noch nicht vorbei. Es kommt auf die Niederschläge vor der Erwärmung der Schlei an. Es gibt da eine leichte Besserung, die statistisch aber nicht sicher ist.
Insgesamt deuten die Werte auf ein normales bis leicht erhöhtes Algenwachstum hin. Eine Besserung ist weiterhin nicht in Sicht. Es wird eine normale bis leicht verstärkte Faulschlammneubildung (evtl. 2mm) geben.
Es ist schön im Winter auf der Schlei. Singschwäne. Eiderenten, Reiherenten, Gänse, Adler auf der Liebesinsel, manchmal kein Menschenlärm. Die Schlei wartet auf den Hering. „Heidruns“ trennt sich von Kielfoot, so dass man bereits mit ‘ner Jolle hindurch segeln kann. Ende Januar schneebedeckte Ufer, ein inzwischen seltener Anblick. Am letzten Wochenende im Jenner hatten wir ca. 20 cm Wasserpegel über NN. Da war die Öffnung in Kielfoot 30 Meter breit und in der Mitte 80 cm tief, (siehe Foto, der eingesteckte Zollstockkopf liegt bei 1 Meter). Das ist keine Überspülung einer Furt mehr. Heidruns ist nun eine Insel. Meine Güte, was für ‘ne erodierende Strömung dort! In 10 Jahren kann da der Schleidampfer durch! Veränderung ist das tägliche Brot der Schlei.

“Heidrunssund” – der eingesteckte Zollstockkopf zeigt 1 Meter

Das SIEZ® sammelt überall Spenden für ein Messfloß ein und der SIEZ® Kassenwart Dieter Beyer ist da mächtig aktiv! Das Bauholz ist bereits bestellt.

Wir werden bauen! Für den Rohbau langt es allemal.

Die Landesregierung wird im Landtag über die Förderung unseres Projektes entscheiden. Wir versuchen ein Brackwasserinstitut für die Schlei zu „schmieden“. Wir schreiben an einem Bericht über das Schleiufer von Louisenlund bis Kielfoot. Wir werten ein Interview mit Christine Hansen aus, des letzten Familienmitglieds des „legendären“ Abenteurers und Weltenbummlers Peter Hansen, dessen Enkel die „Blaue Dampferlinie“ an der Schlei betrieben. Sie starb am 22. November 2020. Das Interview entstand ein paar Tage vor ihrem Tod. Den Obstler aus meiner Brennerei, den ich ihr lieferte, konnte sie nicht mehr bezahlen. Friede Ihrer humorvollen Seele.
Das SIEZ®  ist in mancherlei Hinsicht „in Gang“. Die Mitglieder lieben die Schlei als identitätsstiftende „Heimat“ als vielfältiges Brackwasserbiotop. Aber auf’s Herz, auf die Liebe zur Schlei kommt’s an! Im März werden wir neu über den Zustand der Schlei berichten.

Bauwagen, der auf „bessere“ Zeiten wartet

                                               Karl Walther zu Lichtmess 2021

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Bau & Finanzierung eines Forschungsfloßes durch das SIEZ<sup>®</sup>

Bau & Finanzierung eines Forschungsfloßes durch das SIEZ®

Die Schlei ist das Herz unserer Region. Vielfältig reicht sie vom Meer bis tief ins Land und prägt unser Leben. Als Brackwassertochter der Ostsee hat sie eine einzigartige Entstehungsgeschichte und zeigt eine vielfältige kulturelle Entwicklung. Nicht immer ist die Schlei von uns Menschen gut behandelt worden. Ihre Wasserqualität wurde das Sorgenkind des Landes. Die Schlei ist unser Stiefkind.
Der kleine Verein SIEZ® entwickelte 2017 die Vision eines Brackwasserinstituts mit eigenwilliger Gletscherhausarchitektur. Es sollte ein Ort der Vermittlung des Schleiwissens geschaffen werden. Das aufzubauende Brackwasserinstitut stellt in unserer Vision dort seine Ergebnisse vor. Die Kreisläufe, in denen wir feststecken (Nährstoffe, Plastik etc.), aber auch die wunderbare Geschichte der Entstehung der Schlei und „unsere“ Geschichte an der Schlei. Mit dieser Vision haben wir bereits Entwicklungen angestoßen. Das Gletscherhaus des Brackwasserinstituts -also das SIEZ®– soll ein Ort für uns Schleibewohner sein und nicht hauptsächlich für den Tourismus.

Solch ein Brackwasserinstitut bedingt erhebliche finanzielle Aufwendungen. Die Region kann das nicht tragen. So geht das SIEZ® viele kleine Schritte.
Wir monitoren die Entwicklung der Wasserqualität und der Ufer ehrenamtlich und auf Vereinskosten. So bauten wir eine kleine Schleiforschung für Kinder mit Zirkuswagen und Tipi auf und pflegen einen Artenhotspot an der Schlei, die Orchideenwiese. Wir versuchen die Arbeit eines zukünftigen Brackwasserinstituts als Verein zu modellieren und in Ansätzen zu leisten.
Wir forschen über den Faulschlamm, seine Ausdehnung, seine wechselnde Dynamik, wir versuchen die Schlei und ihre Phänomene zu verstehen. Wir dokumentieren Geschichte und Geschichten.
Als nächstes planen wir den Bau eines Mess- und Forschungsfloßes, versehen mit modernster digitaler Messelektronik und teilweiser Fernübertragung.

Sollte es uns in den nächsten Jahren gelingen die Nährstoffeinträge zu verringern – und wir alle arbeiten daran, z.B.:

  • die Gewässerverbände,
  • die Kommunen und Gemeinden, die beiden Kreisverwaltungen,
  • das Ministerium und das Landesamt,
  • die Landwirtschaft,
  • die Aktivregion,

dann müssen wir auch das Problem der Faulschlammablagerungen lösen. Diese führen im Sommer zur gewässerinternen „Rückdüngung“ und Förderung der „Blaualgen“. Für die speziellen Brackwasserbedingungen der Schlei liegen zu diesem Thema allerdings keine praktischen Erfahrungen und Messungen vor. Die wollen wir vom SIEZ® aber erwerben. Die Verringerung der Nährstoffeinträge ist immens wichtig, allein aber hilft es der Schlei nicht. Nach Berechnungen des SIEZ® könnte die Rücklösung des Phosphors aus dem Faulschlamm eine vergleichbare Dimension haben wie die Einträge aus den „diffusen“ Quellen (ca.12 Tonnen).

Wie tickt der Schleigrund übers Jahr gesehen? Wann genau kommt es zur Rücklösung und wie stark ist sie und wie abhängig von den verschiedenen Parametern wie Salzgehalt, Temperatur, Strömung, Sauerstoffgehalt. Wir haben in Probemessungen sowohl Sauerstofffreiheit über dem Faulschlamm gemessen und nach Sturmwetter / Ostenwind an selber Stelle Sauerstoffsättigungen kurzzeitig von fast 100%. Wir wissen so vieles über die Schlei nicht oder noch nicht genau genug.

Haben die verschiedenen Möglichkeiten der Faulschlammreduzierung (Entnahme, Besandung, Belüftung) im praktischen Versuch schädliche Nebenwirkungen? Welchen Weg gehen Stickstoff & Phosphor? Der es vielleicht unverantwortlich macht, etwas zu tun? Müssen wir eventuell ungeduldig Geduld mit der Schlei üben, Jahrhunderte lang? Algenblüten und „Blaualgen“ ertragen?

Wir wissen es nicht, ehe wir es nicht ausprobieren und messen. Ohne diese Kenntnisse ist eine Gesundung der Schlei unmöglich.

Mit dem Forschungsfloß wollen wir dieses Wissen in einem mehrjährigen Versuch und in Kooperation mit dem Ministerium, der Universität Kiel und Aarhus, dem Firma CRM und dem Naturpark Schlei mehren.

Das SIEZ® ist dabei Initiator und Knotenpunkt des Vorhabens und versteht sich in dieser Frage „kommisarisch“ verantwortlich für das Projekt bis zur Abtretung der Leitung an ein aufzubauendes Brackwasserinstitut. Wir vom SIEZ® sind nicht geübt im Schreiben von Anträgen. Bitte unterstützen Sie uns auch am Antrag vorbei und/oder machen Sie uns auf evtl. Formfehler im Antragsverfahren unsererseits aufmerksam oder weisen Sie uns auf weitere Fördermöglichkeiten hin. Auch Spenden helfen. Wir brauchen Sie als Kooperationspartner.

Wir „brennen“ für das Projekt. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse der Messungen. Wir wollen den Aufbau eines Brackwasserinstituts an der Schlei. Mit unserem Vorhaben bekäme die Region diese Messergebnisse und Kenntnisse sehr früh und durch die im Verein tätigen Wissenschaftler und Aktivisten „ehrenamtlich“ äußerst günstig und im direktem Kontakt. Nach unserem Ermessen eine große Chance für alle und die Schlei.

Über den folgenden Link können Sie sich unseren Antrag zum Vorhaben ansehen oder herunterladen.

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Ergebnisse der Schleikartierung – interaktive Karte

Ergebnisse der Schleikartierung – interaktive Karte

Im Sommer 2019 hat das SIEZ® damit begonnen, die Schilfufer / Schleiufer von Land und zu Wasser zu kartieren. Die erste Arbeit war dabei die Definition der Teilgebiete, ihre Beschreibung und fotografische Präsentation. Hinzu kommen Tiefenangaben der Ufer aus eigenen Nivellements. So können auf Dauer Veränderungen durch Erosion und Ablagerungen dokumentiert werden. An markanten Stellen messen wir die Strömungen/Rückströmungen, chemische und physikalische Parameter. So erfolgt eine Kartierung/Beprobung der großen und auch der „diffusen“ Einträge in die Schlei. Markante Niederungen sollen mit dem Erdbohrer beprobt und ihre Bodenschichtung beschrieben werden.

Die Ergebnisse der laufenden Arbeiten werden in der unten gezeigten Karte dargestellt. Die Karte wird fortgeführt, sobald neue Informationen bereit stehen. Ein Klick auf die Symbole zeigt jeweils die Detailinformationen.

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Routinemäßige Beprobung diffuser Einläufe

Routinemäßige Beprobung diffuser Einläufe

Das SIEZ® ist an der Schlei vor Ort. Wir werden angesprochen, wenn es in einer Au ein Fischsterben gibt, dort das Wasser unsichtiger bis schwarz wird, wenn aufgetriebene Blaualgenreste auf der Schlei schwimmen, wenn die Schleiinseln erodieren oder noch schnell ein Radwanderweg durch ein zukünftiges Naturschutzgebiet gebaut werden soll oder wo ungewöhnlich viel Schaum zu beobachten ist.

Aber wir führen auch routinemäßig Beprobungen der diffusen Einläufe in unser Schutzgebiet durch, das von Stexwig bis Sundsacker reicht. Davon soll dieser kleine Artikel berichten. Weitere Informationen zu unseren Messpunkten findet man auf der Monitoringkarte des SIEZ®.

Dieser Kartenausschnitt zeigt die entstehende Insel Hakenhöft (bei einem Meter über NN liegt sie bereits). Eingezeichnet sind auch der Graben ins Büstorfer Noor und der Petribek, auch Aalbek genannt, vor dessen Einmündung eine der drei Stubber Inseln durch den Bau des Eisenbahndammes im vorigen Jahrhundert erodierte.

Wir beprobten am 1.11.2020 einen kleinen Wassergraben, der in das Büstorfer Noor einläuft und bei 30cm 7cm tief war. Die Fließgeschwindigkeit im dichten Gras war nicht zu bestimmen.

Die Lufttemperatur betrug 11,1 Grad Celsius um 8 Uhr, die Wassertemperatur 11,2 °C, die Sauerstoffsättigung lag mit 10,6 mg bei fast 100 Prozent, der Nitratgehalt lag bei 103 mg/l und der PO4 Gehalt bei 0,9 mg/l. Es scheint sich hier um einen Graben zu handeln, in den Fäkalien einlaufen, evtl. der Überlauf einer Teichkläranlage der nahen Siedlung, die dringend optimiert werden müsste. Dies ist aber nur ein Hinweis. Wir verfolgen das in Zukunft.

Der Petribek mäandert durch den Frühlingswald (Bauernblatt, 16. Ausgabe 74./170. Jahrgang, Foto: Ulrike Baer)

Die zweite Probe nahmen wir am Petribek, ca. 100 m vor seiner Mündung in die Schlei. Inzwischen war es ein Grad wärmer geworden, die Wassertemperatur lag bei 12,1 °C. Der Bach war 120 cm breit bei 30cm Tiefe und die Fließgeschwindigkeit betrug 1 m/s. Die Sauerstoffsättigung lag bei 95 % und 10,2 mg O2, wir maßen 10 mg/l Nitrat und 0,1 mg/l Ammonium, Nitrit war nicht nachweisbar. Dies sind für einen Waldbach normale, gute Werte. Sie entsprechen auch der Trockenheit der Böden. Die Phosphatkonzentration von 1,4 mg reißt allerdings die „Messlatte“ bei weitem.  Das SIEZ®  kritisiert zusammen mit dem Ministerium und dem Bauernverband die Phosphatüberdüngung der landwirtschaftlichen Ackerflächen. Der Petribek entwässert solche Ackerflächen. Es ist dies „rausgeworfenes Geld“ zulasten der Umwelt. Nur die Blaualgen freuen sich über diesen „Reichtum“. Sonst niemand, am allerwenigsten eigentlich der Landwirt. Phosphor ist eine endliche & teure Ressource. Sie sollte nicht umweltschädigend vergeudet werden. Auch diese Messung werden wir wiederholen.

Das SIEZ®  verfolgt den humanistischen Ansatz der Aufklärung. Wir „glauben“ daran, dass die Mitmenschen das „Gute“ wollen, aber  oftmals zu uninformiert sind, es auch zu tun.

                                                                                            Karl Walther (SIEZ®)

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Blasentangkultur in der Schlei – eine Chance für das Ökosystem?

Blasentangkultur in der Schlei – eine Chance für das Ökosystem?

Der Blasentang (Fucus vesiculosus) ist vielleicht die bekannteste Braunalge der Ostsee, leicht erkennbar an den typischen Blasen und vor allem an steinigen Stränden leicht zu finden.

Blasentang (Fucus vesiculosus)

Auch in der Schlei war diese Alge früher weit verbreitet und kam bis in die große Breite in der inneren Schlei vor. Leider ist der Blasentang heute nur noch in der äußeren Schlei zu finden, was wahrscheinlich auf die Überdüngung und damit einhergehende Trübung der Schlei zurückzuführen ist. Damit ist eine für das Ökosystem sehr wichtige Art, die unter anderem Fischen und Wirbellosen als Habitat dient, großflächig verloren gegangen. 

Der Blasentang ist aber nicht nur für das Schlei- Ökosystem interessant, sondern wird auch für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln und Naturkosmetik verwendet. Dazu werden natürliche Blasentangbestände an der französischen und irischen Atlantikküste beerntet. Da auch diese Bestände von sich ändernden Umweltbedingungen bedroht sind, und der Bedarf an Blasentangbiomasse weiterhin wächst (Algen sind ein Trendprodukt), wäre eine Produktion von Blasentangbiomasse in Kultur eine sinnvolle Alternative. Das botanische Institut der Universität Kiel hat deshalb schon Versuche zur Kultivierung des Blasentangs in der Kieler Förde durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass eine Kultivierung generell möglich ist, allerdings überwachsen die in der Ostsee auftretenden Seepocken und Miesmuscheln den kultivierten Blasentang und verringern so den Wert der kultivierten Biomasse.

Blasentangkultur an der Schlei

Deshalb wurde die Schlei als Alternativstandort ausgewählt. Die Schlei hat an der Mündung Ostseesalzgehalt, Richtung Schleswig wird das Wasser aber immer süßer. Dadurch ist es eventuell möglich, Blasentang in der Schlei zu kultivieren, ohne den starken Bewuchs durch Muscheln und Seepocken, weil diese durch den niedrigeren Salzgehalt gar nicht oder nur in geringerer Zahl auftreten. Um herauszufinden, ob diese Hypothese stimmt, wird im Sommer 2020 an fünf Standorten entlang der Schlei Blasentang in Körben experimentell kultiviert und sowohl das Wachstum der Algen, als auch der Bewuchs mit Miesmuscheln und Seepocken untersucht.

In Zusammenarbeit mit dem SIEZ® wurde das Experiment am 23. Juli gestartet und wird über zwei Monate laufen. Sollte das Experiment erfolgreich sein, eröffnet das auch Perspektiven für den Schutz des Gewässers Schlei. Durch die Blasentangkultivierung könnten dem überdüngten Wasserkörper Nährstoffe entzogen werden. Außerdem könnte der Blasentang an Orten wiederangesiedelt werden, die er früher natürlich besiedelt hat, wenn auch in künstlicher Form. Das Projekt wird von CRM (Coastal Research & Management) unter Leitung von Rafael Meichßner betreut und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (BALI- Projekt: Bioraffineriekonzept für Algen-basierte Inhaltsstoffe). Die Ergebnisse werden am Ende des Projektes unter anderem auf der Internetseite des SIEZ®veröffentlicht. 
Einen Überblick der Standorte zeigt Abb. 1.

Abb. 1: Versuchsstandorte Blasentangkultur in der Schlei

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